Microsoft könnte Windows aus Südkorea zurückziehen

Für den Fall, dass die südkoreanischen Kartellwächter Microsoft zum Umbau von Windows oder dazu auffordern, Code zu entfernen, sehen sich die Redmonder möglicherweise gezwungen, das Betriebssystem in dem Land vom Markt zu nehmen.

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"Wenn die koreanischen Kartellwächter eine Anordnung erwirken, dass Microsoft Code entfernen oder Windows umbauen soll, könnte es notwendig werden, Windows vom koreanischen Markt zu nehmen oder das Erscheinen neuer Versionen so lange zu verzögern, bis diese Anordnung aufgehoben wird." Dies gibt Microsoft im offiziellen Filing zu den Quartalsbilanzen des Redmonder Softwarekonzerns an die US-amerikanische Security and Exchange Commission bekannt.

Darin bilanziert Microsoft auch die wettbewerbsrechtlichen Aktionen der EU-Kommission und eben der Korean Fair Trade Commission (KTFC) gegen das Unternehmen. Diese untersuche, ob die Integration von Streaming-Media- oder Instant-Messaging-Technik in Windows die koreanischen Wettbewerbsregeln verletze. Seit Juli habe die KTFC zu dem Thema Anhörungen einberufen. Daraus könnte sich ergeben, schreibt Microsoft, dass die Behörde dem Konzern untersagt, eine Windows-Version mit Media- oder Messenger-Technik zu vertreiben. Wann eine solche Entscheidung fallen könnte, steht noch nicht fest.

Zu dem Kartellverfahren in Europa, in dem Microsoft im März mit einer Geldbuße von 497 Millionen Euro und Produktauflagen belegt wurde, heißt es in der SEC-Eingabe, Microsoft werde seine Position "energisch verteidigen". Ein Termin für die Anhörung zu der Berufung, die Microsoft im Juni 2004 eingereicht hat, solle noch in diesem Jahr festgelegt werden.

Die Ermittlungen gegen Microsoft setzten in Südkorea im Jahr 2001 ein, nachdem sich der südkoreanische Provider Daum bei der KFTC über die Redmonder beschwerte. Der Softwarekonzern habe seine Marktmacht missbraucht, indem es seine Messaging-Software in Windows integrierte, gab Daum auch in einer voriges Jahr eingereichten Klage an. Vor einem Jahr legte auch RealNetworks bei den südkoreanischen Kartellwächtern Beschwerde ein, zog diese aber kürzlich nach einer Zahlung von 761 Millionen US-Dollar aus Redmond zurück. Die KFTC wird aber ihre Ermittlungen fortführen, heißt es in Medienberichten, auch wenn sich Gerüchte bestätigen sollten, dass sich auch Daum mit Microsoft einigen könnte. (anw)