Bundeswehr setzt auf Open Source und SOA

Der designierte IT-Direktor des Verteidigungsministeriums hat seine Pläne für die IT-Modernisierung der Bundeswehr vorgestellt. Er setzt auf schlanke, sichere und interoperable Systeme, die möglichst auf freier Software basieren sollen.

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Dietmar Theis, künftiger IT-Direktor im Bundesverteidigungsministerium, hat seine Ziele zur weiteren IT-Modernisierung der Bundeswehr vorgestellt. Er setze generell auf schlanke, sichere und interoperable Systeme, die möglichst auf Open-Source-Software und serviceorientierten Architekturen basieren sollen, erklärte der Reformexperte am Dienstag auf dem "Forum Public Sector" des Bitkom-Verbands in Berlin. "Wir werden nichts mehr beschaffen, was nicht binnen zwei Jahren funktioniert", sagte Theis, der ab April die neue Abteilung "Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung" leiten und in diesem Zusammenhang auch für die IT-Sicherheit der Armee verantwortlich sein soll.

Waffensysteme will Theis von diesen Anforderungen nicht erfasst wissen. Diese hätten andere Produktzyklen und man könne sie auch nicht so einfach wie Hard- oder Software von der Stange kaufen. Bei IT-Projekten dürfe es aber nicht fünf oder neun Jahre dauern, bis der erste Soldat etwas in der Hand halte. Sonst sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Informations- und Kommunikationsausrüstung nicht mehr dem Bedarf und der aktuellen Technik entspreche.

Unzufrieden zeigte sich Theis über die Entwicklung, dass IT-Systeme immer komplizierter und anfälliger für Angriffe würden. Um Schwachstellen vorzubauen, möchte der nachrückende Chief Information Officer (CIO) des Verteidigungsressorts daher auf einen "Fundus an Industriekomponenten zurückgreifen können", die vom Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zugelassen seien. Darüber hinaus seien auch internationale Standards zu beachten, da die Bundeswehr etwa in Afghanistan mit etlichen anderen Nationen in gemeinsamen Gefechtsständen zusammenarbeite. Dies stelle eine "echte Herausforderung für die IT-Sicherheit" dar.

Die Bundeswehr müsse Kryptoprodukte einsetzen, führte Theis weiter aus. Diese dürften aber die Leistungsfähigkeit der Geräte nicht reduzieren. Hier sei noch "Raum für Verbesserungen". Generell räumte der Physiker ein, dass "wir die Armee der Freiwilligen auch bei der IT spüren". Einsparungen seien im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr nötig. "Dabei müssen wir mit Ihnen konkurrieren um das beste Personal", wandte sich Theis an die Zuhörer aus der Wirtschaft. Zugleich gebe es einen Nachholbedarf, was die Anzahl und die Qualifikation der IT-Mitarbeiter bei der Armee angehe. Man wolle daher Laufbahnen attraktiver gestalten, mit Hochschulen und Handelskammern kooperieren und Abschlüsse anbieten, die zivil anerkannt werden.

Die Zukunft des bis 2016 laufenden IT-Modernisierungsprojekts Herkules prüft die Hardthöhe laut Theis derzeit "ergebnisoffen", um im Anschluss eine Empfehlung abzugeben. Dabei würden auch Alternativen zur derzeitigen Zusammenarbeit mit Industriepartnern ins Auge gefasst. Angesichts der vorgegebenen Rahmenbedingungen sei aber nicht davon auszugehen, "dass wir flugs aus einer funktionierender GmbH mit hoher Transparenz wieder eine Behörde machen", betonte Theis. Kernfunktionen wie Rechnungs- oder Gütermanagement würden nicht einfach wieder über Bord geworfen. (vbr)