Web-Browser Firefox feiert ersten Geburtstag

Seit einem Jahr ist die Version 1.0 des Standalone-Browsers der Mozilla Foundation verfügbar. Marktforscher gehen davon aus, dass er seitdem etwa zehn Prozent des Browser-Marktes erobert hat.

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Heute vor einem Jahr ist die finale Ausgabe von Version 1.0 des Mozilla-Standalone-Web-Browsers Firefox erschienen. Seitdem macht er dem Windows-Beipack Internet Explorer zunehmend Konkurrenz. Das Besondere an Firefox ist, dass mit ihm keine kommerziellen Interessen verfolgt werden. Der Programmcode ist Open Source. Jeder, der etwas zur Verbesserung von Firefox beitragen will, kann das tun.

Kurz vor Firefox' Geburtstag hatte die Browser-Gemeinde bereits einen Grund zum Feiern: Bis Oktober wurde er 100 Millionen Mal heruntergeladen. "Das ist weit mehr als wir erwartet haben", sagte Tristan Nitot, Sprecher von Mozilla Europe, in einem Interview mit dpa. Den Marktforschern von Onestat.com zufolge hat Firefox derzeit einen Marktanteil von 11,51 Prozent. Damit haben die Entwickler ihr selbst gestecktes Ziel erreicht. Microsofts Internet Explorer liegt aber nach den Zahlen der Statistiker weiter mit einem Marktanteil von 85,45 Prozent an der Spitze. Die Freigabe des norwegischen Browsers Opera hat sich offenbar nicht massiv auf die Statistiken ausgewirkt.

Andere Marktforschungsunternehmen sehen Firefox aber noch bei weniger als zehn Prozent Marktanteil oder sehen bereits ein Abklingen der "Firefox-Euphorie". Dennoch sah die Browser-Welt vor rund einem Jahr noch ganz anders aus. Bis zur Veröffentlichung von Firefox surften mehr als 90 Prozent aller Internet-Nutzer mit dem Internet Explorer. Aber bereits knapp zwei Wochen nach dem Start von Firefox meldete Onestat.com, der Anteil des Schwergewichts am weltweiten Markt sei auf unter 90 Prozent gesunken. Dabei muss natürlich angemerkt werden, dass die Zahlen von Onestat oder anderen Marktforschern nicht repräsentativ sind, aber zumindest einen Einblick in den Trend ermöglichen.

Die Geschichte von Firefox geht zurück bis in die frühen neunziger Jahre, als Netscape – vor Beginn des so genannten Browser-Kriegs – noch der populärste Web-Browser war. Firefox basiert ursprünglich auf Programm-Bestandteilen des damaligen Netscape-Browsers. Mozilla.org wurde Anfang 1998 gegründet, im April 1998 wurde der Navigator-Quelltext veröffentlicht. Nachdem sich AOL, das Netscape Ende 1998 kaufte, aus der Entwicklung des Netscape-Navigators zurückgezogen hatte, gründete sich die Mozilla Foundation, die die Entwicklung der gleichnamigen Websuite betrieb. Daraus ging, nach heftiger Kritik an der Codebasis der Websuite, die Einzelanwendung Firefox zunächst unter dem Namen Phoenix, dann als Firebird hervor. Nach einem Namensstreit mit dem Projekt für die Open-Source-Datenbank Firebird und deutlicher Kritik aus der Open-Source-Szene lenkten die Mozilla-Entwickler schließlich ein und benannten den Browser in Firefox um.

Mit Firefox wollte die Mozilla Foundation vor allem einen besonders schlanken und schnellen Web-Browser bieten, zusätzliche Anwendungen wie in der Websuite Mozilla sind nicht integriert. Parallel zu Firefox wurde der Mail-Client Thunderbird entwickelt, der vergleichbare Ziele verfolgt: einen möglichst zügigen, mit einfach zu wartender Code-Basis ausgestatteten und einfach zu bedienenden E-Mail-Client zu liefern. Beide Projekte entstanden als offizielle Standalone-Anwendungen der Mozilla-Foundation aus bereits parallel zur Websuite existierenden Entwicklungssträngen, nachdem die Kritik am aufgeblähten und nur noch schwer wartbaren Code der Websuite von Mozilla immer lauter wurde.

Trotz des Erfolges seit dem Start im vergangenen Jahr haben die Entwickler des Browsers bereits einige Kritik einstecken müssen. Die Annahme, dass Firefox viel sicherer als der Internet Explorer sei, bewahrheitete sich nicht. Im Februar stopfte beispielsweise die Version 1.0.1 in einem großen Schwung einige Sicherheitslecks. Der Antivirensoftware-Hersteller Symantec zählte im ersten Halbjahr 2005 25 Sicherheitslücken, für das gesamte Jahr 59 Lücken, 15 davon nach Einschätzung der Mozilla Foundation kritisch. "Auch Open-Source-Software ist nicht frei von Sicherheitslücken – keine Software ist davor gefeit", sagt Symantec-Sicherheitsexperte Olaf Lindner. Auch Mozilla-Sprecher Nitot meint, kein Produkt sei fehlerfrei. "Aber unser Programmcode unterliegt einer besonderen Kontrolle. Wir haben eine sehr effiziente Art, Fehler zu korrigieren."

Firefox punktet – neben Funktionen wie beispielsweise dem Tabbed Browsing, das die Darstellung mehrerer Webseiten in einem Browser-Fenster bietet, oder dem integrierten Popup-Blocker – bei seinen Nutzern auch mit den vielen Erweiterungen, die die Firefox-Gemeinde entwickelt und die sich jeder Firefox-Nutzer zusätzlich installieren kann. Mit ihnen lässt sich die Software den eigenen Bedürfnissen anpassen. Allerdings müssen die vielen Erweiterungen mit jedem Erscheinen einer neuen Firefox-Version auf ihre Kompatibilität hin getestet werden. Funktionen wie das Tabbed Browsing sind im aktuellen Internet Explorer nicht enthalten, werden aber mit Erscheinen der siebten Version integriert.

"Firefox hilft, dem Internet seine Standards wiederzugeben", meint Nitot. Die fast flächendeckende Verbreitung des Internet Explorer habe dazu geführt, dass sich viele Betreiber von Websites nicht an Standards, sondern an den Bedürfnissen des Internet Explorer orientiert hätten. Manche Seiten wurden nur im Internet Explorer korrekt dargestellt, doch die Zahl dieser Seiten scheint im vergangenen Jahr abgenommen zu haben. Firefox-Anwender sind oft "kritische Surfer" und scheuen sich oft nicht, den Betreibern mitzuteilen, was sie an der Seite stört. "Unsere Mission ist es, den Anwendern eine Wahlmöglichkeit zwischen verschieden Browsern zu geben", sagt Nitot. Dabei spiele der Marktanteil nicht eine derart große Rolle wie bei einem Unternehmen. "Wir wollen mit Firefox kein Geld machen."

Nun steht erst einmal das Erscheinen der Version 1.5 an, für den der erste Release Candidate seit kurzem verfügbar ist. Wann die Version 2.0 im kommenden Jahr erscheinen wird, darüber gibt die Roadmap derzeit keine Auskunft. Und "The Next Next Big Thing" ist auch bereits anvisiert.

Die folgenden zwei Grafiken stellen die Anteile der Web-Browser Internet Explorer 6.0x und Firefox sowie die Anteile der Browser-Hersteller unter den Besuchern von heise online dar, um einen Überbrlick über die Entwicklung der Marktanteile in den vergangenen Monaten zu liefern. Der Übersichtlichkeit halber wurden Hersteller und Web-Browser mit geringeren Anteilen weggelassen. Zudem schwankten die Anteile der nennenswerten Software KDE Konqueror oder Apples Safari seit September 2004 nur unwesentlich um etwa 2 Prozent. Firefox erreichte hingegen unter den heise-online-Lesern bereits in den beiden Monaten vor dem Erscheinen der finalen Version 1.0 einen Anteil von etwa 20 Prozent.

(anw)