US-Gesetz will Schulkindern Zugang zu kommerziellem "Social Networking" einschränken

Schulkinder dürfen künftig von Bibliotheken und Schulen aus nur mit Erlaubnis der Eltern an Angeboten wie "MySpace.com" teilnehmen oder Chat-Räume betreten, wenn es nach einem nun vom Repräsentantenhaus verabschiedeten Gesetz geht.

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Das US-Repräsentantenhaus hat mit 410 zu 15 Stimmen ein Gesetz angenommen, mit dem Minderjährige vor Gefahren auf kommerziellen "Social Networking"-Websites und in Chat-Räumen geschützt werden sollen. Das Gesetz Deleeting Online Predators Act of 2006 (H.R. 5319) erweitert Abschnitt 254 des Telecommunications Act um Passagen, durch die Schulen und Bibliotheken dazu verpflichtet werden sollen, die Online-Aktivitäten von minderjährigen Schülern zu überwachen, damit diese nicht mit "schädlichem" oder nicht für sie geeignetem Material konfrontiert werden.

Die Schulkinder sollen künftig nicht mehr ohne die Erlaubnis ihrer Eltern am kommerziellen Social Networking oder an Chat-Räumen teilnehmen. Zuvor müssen die Eltern darüber informiert werden, dass sich an diesen virtuellen Orten Erwachsene aufhalten, die mit sexuellen Absichten an die Kinder herantreten können. Die Federal Trade Commission hat ab Inkrafttreten des Gesetzes 120 Tage Zeit, die Begriffe "commercial Social Networking" und "Chat Rooms" zu definieren. Zuvor muss aber noch die zweite Kammer des US-Parlaments, der Senat, über das Gesetz entscheiden.

Die Belästigung von Jugendlichen und Kindern ist in der USA schon länger ein Thema, das jüngst mit dem rapiden Anwachsen der Community auf MySpace.com hochkochte. Die wöchentlich 500.000 neu hinzukommenden Nutzer scheinen ein nahezu unerschöpfliches Betätigungsfeld für "Online Predator" zu sein. Der MySpace-Besitzer News Corp. säuberte im April das Angebot von tausenden Profil-Seiten, auf denen sich die Nutzer in "anstößiger Art" präsentiert haben sollen, Mitte Juli startete er eine Kampagne zum Schutz der Jugendlichen, nachdem sich Beschwerden über sexuelle Belästigungen häuften.

Für das Repräsentantenhaus steht laut Gesetzestext fest, dass Pädophile Chat Rooms und Webseiten mit sozialen Netzen für ihre Akvitäten missbrauchen. Sie lernten dort Kinder kennen, befreundeten sich dort mit ihnen, verwickelten sie in Gespräche sexuellen Inhalts oder verlangten nach pornographischen Fotos. Mit dem Anwachsen der Websites werde es immer schwieriger, das Problem zu beobachten, insbesondere wenn Kinder nicht unter der Obhut ihrer Eltern seien.

Der Repräsentantenhaus-Abgeordnete Michael G. Fitzpatrick, der das Gesetz eingebracht hatte, erläutert, Eltern zahlten die Steuern, mit denen der Internetzugang an Schulen und Bibliotheken ermöglicht werde. Sie sollten darüber entscheiden können, wie ihre Gelder verwendet werden. Fitzpatrick hat auch Passagen zum Adam Walsh Child Protection and Safety Act of 2006 beigetragen, der diese Woche verabschiedet und vom US-Präsidenten unterzeichnet wurde. Das Gesetz sieht unter anderem die Einrichtung einer zentralen Sexualstraftäter-Datenbank vor. (anw)