Facebook schlägt mit Patentklage gegen Yahoo zurück

In der Gegenklage geht es um zehn Patente, die das Social Network gleich durch eine ganze Reihe von Yahoo-Diensten verletzt sieht. Yahoo hatte zuvor selbst in einer Klage Facebook die Verletzung von ebenfalls zehn Patenten vorgeworfen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Vor wenigen Tagen erst hatte Facebook seinen Börsenprospekt überarbeitet und vor den Folgen einer Yahoo-Patentklage gewarnt, nun zieht das Social Network selbst vor Gericht. Mit einer Gegenklage kontert Facebook die Yahoo-Vorwürfe: Yahoo soll insgesamt zehn Patente von Facebook verletzt haben.

Facebook listet in der Klage eine breite Palette von Yahoo-Diensten auf, die angeblich gegen Patente des Online-Netzwerks verstoßen. Dabei geht es etwa um die Personalisierung von Artikeln für Mitglieder eines Online-Netzwerks, die Markierung digitaler Medien, die Weiterleitung von Nutzer-Profilen oder die Anpassung von Datenbanken. Facebook zielt vor allem auf Yahoo-Dienste, in denen die Werbeerlöse erwirtschaftet werden. Die Vorwürfe von Yahoo weist Facebook in der Gegenklage zurück.

Bei den Patenten, die Facebook anführt, handelt es sich um die US-Patente 7,827,208 (Generating a feed of stories personalized for members of a social network), 7,945,653 (Tagging digital media ), 6,288,717 (Headline posting algorithm), 6,216,133 (Method for enabling a user to fetch a specific information item from a set of information items, and a system for carrying out such a method), 6,411,949 (Customizing database information for presentation with media selections), 6,236,978 (System and method for dynamic profiling of users in one-to-one applications), 7,603,331 (System and method for dynamic profiling of users in one-to-one applications and for validating user rules), 8,103,611 (Architectures, systems, apparatus, methods, and computer-readable medium for providing recommendations to users and applications using multidimensional data), 8,005,896 (System for controlled distribution of user profiles over a network) und 8,150,913 (System for controlled distribution of user profiles over a network). Das Patent 7,945,653 (eingereicht im Oktober 2006 und zugeteilt im Mai 2011) führt Facebook-Chef Mark Zuckerberg selbst als Erfinder, während das Patent 7,827,208 laut Techcrunch mit Thyagarajapuram S. Ramakrishnan einen ehemaligen Yahoo-Beschäftigen als Entwickler nennt.

Yahoo hatte Facebook Anfang März ebenfalls wegen zehn Patenten verklagt. Der Internet-Konzern beansprucht für sich, eine Reihe grundlegender Funktionen Sozialer Netzwerke erfunden zu haben. Dabei geht etwa um Technologien zum Verschicken von Nachrichten, zur Anzeige von Neuigkeiten oder dem Abgeben von Kommentaren. Außerdem soll Facebook laut Yahoo auch bei den Werbeanzeigen abgekupfert haben – der wichtigsten Erlösquelle beider Unternehmen. Im Einzelnen nennt die Klage von Yahoo die Patente 6,907,566, 7,100,111, 7,373,599, 7,668,861, 7,269,590, 7,599,935, 7,454,509, 5,983,227, 7,747,648 und 7,406,501.

Auf dem Facebook-Campus

(Bild: Facebook)

Vor Kurzem kaufte Facebook im Zuge der Abwehrvorbereitungen auch mehrere hundert Patente von IBM – laut einem US-Medienbericht auch solche, auf die Yahoo Lizenzen hält. Facebook hatte nach der Yahoo-Klage angekündigt, sich "mit allen Mitteln" wehren zu wollen. Die Firma kann nur auf ein relativ kleines Patent-Portfolio zurückgreifen. Laut dpa hatte das Social Network 56 Patente und gut 500 gestellte Anträge. Allerdings reichte das Arsenal allemal für die Gegenklage mit eigenen und zugekauften Patenten.

Yahoo sprach in einer ersten Reaktion von einem "zynischen Versuch" Facebooks, von der ersten Klage abzulenken. "Andere führende Unternehmen haben Lizenzen für diese Technologien erworben, und Facebook muss dies auch tun oder seine Arbeitsweise verändern", hieß es in einer Yahoo-Erklärung. Yahoo hatte auch schon kurz vor dem Google-Börsengang 2004 die Patentkeule herausgeholt. Damals bekam Yahoo bei der Einigung 2,7 Millionen Google-Aktien, die wenig später mehrere hundert Millionen Dollar wert waren.

Der deutsche Patentexperte Florian Müller betonte gegenüber dpa, Facebook zeige mit seiner Auswahl der Patente, dass es sowohl seit einigen Jahren eigene Anmeldungen vorantreibe als auch seine Finanzkraft für gezielte Akquisitionen einsetze. "Yahoo hat sich geschnitten, wenn es geglaubt haben sollte, Facebook würde Zurückhaltung üben, um Unruhe während des Börsengangs zu vermeiden." (jk)