Österreichische Fahrkarten per RFID kaufen

Mittels Near Field Communication und entsprechend ausgerüsteten Handys kann man künftig bei den Wiener Verkehrsbetrieben und den Österreichischen Bundesbahnen Fahrkarten erstehen, aber auch an Selecta-Automaten einkaufen.

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Eine Gruppe österreichischer Unternehmen hat sich zusammengetan, um gemeinsam die nach eigenen Angaben "weltweit umfassendste kommerzielle Einführung von NFC Services" umzusetzen: Der RFID-Chip-Entwickler NXP Semiconductors Austria (unter NXP firmiert die ehemalige Philips-Halbleitersparte), der Mobilfunker Mobilkom Austria, die Eisenbahngesellschaft ÖBB, das Nahverkehrsunternehmen Wiener Linien und der Automatenbetreiber Selecta sowie Nokia Alps. Ab sofort können mit speziellen Mobiltelefonen Produkte aus Selecta-Automaten sowie Fahrscheine drahtlos erworben und über die Mobilfunkrechnung bezahlt werden.

NFC steht für Near Field Communication und ist eine von NXP, Sony und Nokia entwickelte drahtlose Übertragungstechnik, die die Eigenschaften von RFID und kontaktlosen SmartCards kombiniert. Ein NFC-Gerät kann dabei als Tag, als Lese- und auch als Schreibgerät fungieren. Im Bereich von 13,56 MHz werden über maximal zehn Zentimeter bis zu 424 kBit/s übertragen. In Deutschland gibt es bislang beispielsweise Handy-Ticketing per RFC beim Rhein-Main-Verkehrsverbund; in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Hanau dient ein NFC-Handy zum Check-in und Check-out, sodass die gefahrenen Strecken aufgezeichnet und am Monatsende abgerechnet werden.

Nach einem Feldversuch an der oberösterreichischen Fachhochschule Hagenberg kommen RFID-Handys nun in den kommerziellen Einsatz. Mobilkom Austria vertreibt ab sofort Mobiltelefone des Modells Nokia 6131 NFC. Damit sollen Mobilkom-Kunden mit Rechnungslegung (Postpaid) auf Einkaufstour gehen; bei Privatkunden wird über die Mobilfunkrechnung abgerechnet, Businesskunden benötigen zusätzlich eine Anmeldung zu Paybox.

Die ersten 121 "Akzeptanzstellen" haben die ÖBB eingerichtet. Sie haben an allen Bahnhaltestellen zwischen Wien Floridsdorf und Wiener Neustadt mindestens einen Entwerter mit einem mit "NFC" gekennzeichneten RFID-Tag ausgestattet. Hält man nun eines der Nokia-NFC-Handys an einen solchen Tag, öffnet das Handy automatisch eine WAP-Seite, auf der man einen ÖBB-Fahrausweis bestellen kann. In dem Formular sind schon verschiedene Eingaben voreingestellt, wie zum Beispiel Datum und Abfahrtsort. Ist das Formular fertig ausgefüllt und bestätigt, kommt die Fahrkarte per SMS aufs Handy.

Die Wiener Linien werden innerhalb einer Woche an allen Wiener U-Bahn-Eingängen jeweils den rechten Entwerter mit einem RFID-Tag versehen. Wer dort sein NFC-Handy hinhält, bekommt eine vorgefertigte SMS-Nachricht angezeigt, die nur noch abzusenden ist. Ebenfalls per SMS kommt dann ein Einzelfahrschein zum Normalpreis von 1,70 Euro. Bei den Tags der Selecta-Automaten wird am Handy ebenfalls eine SMS-Nachricht generiert. Ist diese abgeschickt, kann vom Automaten für maximal fünf Euro ein Produkt bezogen werden. Die passenden Verkaufsmaschinen werden zunächst in Wien zu finden sein, Anfang 2008 sollen es österreichweit 400 sein.

Den Mobilkom-Kunden werden die aktiv versendeten SMS beziehungsweise die WAP-Datenverbindungen zu ihrem jeweiligen Tarif verrechnet, wobei die Kurznachrichten in eventuellen SMS-Paketen nicht enthalten sind. Die beteiligten Unternehmen müssen Transaktionsgebühren und Disagios entrichten, die etwa so hoch sein sollen wie bei anderen bargeldlosen Zahlungsmitteln. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)