Die zweizylindrige Honda CB500 gibt es nach dem Baukastenprinzip gleich in drei Varianten

Ab in die Mitte: Honda erneuert die CB500

Honda hatte die CB500-Reihe zuletzt aufgegeben, schade eigentlich. Der neue Stufenführerschein führt zu einem Umdenken: Die neue CB 500 mit Parallel-Twin und 48 PS kommt gleich in drei Varianten: naked, tourig und sportlich

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Die Honda CB500F ist ein würdiger Nachfolger der CB500 aus den 1990ern: relativ leicht, sachlich, unproblematisch. 9 Bilder
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Von
  • Gernot Goppelt

Offenbach, 16. November 2012 – Honda macht es schon wieder: Nach den NC700-Modellen und dem Roller Integra bringen die Japaner das zweite „modulare“ Modell auf den Markt, die CB550R, CB500F und CB500X. Im Kern handelt es sich um ein- und dasselbe Motorrad, die Unterschiede der Modelle liegen größtenteils in der Karosserie. Die R ist ein sportliches Modell mit Vollverkleidung, die F ein klassisches „Naked Bike“ und die X eine Art Soft-Enduro mit Straßenbereifung, Honda nennt das einen „Crosstourer“.

Die neue Standardklasse

Allen gemeinsam ist ein Zweizylinder-Reihenmotor, der 48 PS (35 kW) leistet. Damit passen die neuen Hondas genau zur neuen A2-Fürerscheinklasse, die ab 2013 gilt. Sie lässt eine Leistung von 48 PS für Führerscheinanfänger zu, es ist aber eine Nachprüfung erforderlich, wenn man nach frühestens zwei Jahren auf stärkere Maschinen umsteigen will. So wird die „48-PS-Klasse“ zu einem attraktiven Betätigungsfeld für Motorradhersteller, weil die Leistung vielen ohnehin genügen wird und manch einer sich vermutlich den Aufstieg in höhere Klassen schenken wird (was ganz im Sinne der A2-Erfinder liegt, weil es vielleicht den Trend zur scheinbaren Übermotorisierung etwas bremst). Honda hat für die neuen 500er, die auf der italienischen Motorradmesse EICMA vorgestellt werden, noch keine Preise genannt, man darf aber wohl damit rechnen, dass sie sogar noch etwas günstiger werden als die 700er.

Technik für den Alltag

Die Grundkonstruktion ist wie gesagt bei allen drei Modellen gleich. Der Zweizylindermotor ist als Gegenläufer ausgelegt, die Hubzapfen sind also um 180 Grad versetzt, der Zündabstand beträgt 720 Grad. Die unvermeidlichen Massenmomente sollen von einer Ausgleichswelle getilgt werden, die parallel zur Kurbelwelle angeordnet ist. Die Leistung von 48 PS wird bei 8500/min erreicht, das maximale Drehmoment von 43 Nm liegt bei 7000/min an. Der Primärantrieb und Antrieb der Ausgleichswelle erfolgen über zweigeteilte Zahnräder, die über Federkraft gegeneinander verspannt sind, um das Zahnflankenspiel auszugleichen. Diese Bauweise soll die mechanischen Geräusche reduzieren. Wie bei den NC700-Modellen sind die Kolbenhemden zum Teil mit Molybdän beschichtet, was die Kaltlaufschmierung verbessern soll. Der Verbrauch soll 3,7 Liter auf 100 Kilometer betragen. Das alles klingt nach großer Alltagstauglichkeit, die Neulingen und Wiedereinsteigern die 500er schmackhaft machen soll.

Das gilt auch für das Fahrwerk, für das Honda einen Rahmen aus 35-mm-Stahlrohr konstruiert hat. Honda hat die Geometrie so ausgelegt, dass sich ein "angenehmes, Vertrauen förderndes" Fahrverhalten ergibt. Relativ günstig wirkt sich in dieser Hinsicht auch das Fahrzeuggewicht aus. Die F wiegt vollgetankt 192 kg, die R 194 kg und die X 195 kg. Alle drei Modelle kommen übrigens ausschließlich mit ABS nach Deutschland, das mit etwa zwei Kilogramm in das Fahrzeuggewicht eingeht. Obwohl der Rahmen bei allen Modellen gleich ist, gibt Honda unterschiedliche Werte für das Fahrwerk an, die allesamt auf unterschiedliche Radgrößen und Federwege zurückzuführen sind. Der Lenkkopfwinkel beträgt 25,5 Grad für die F und R sowie 26,5 Grad für die X. Sie hat auch einen etwas größeren Radstand von 1421 statt 1410 Millimeter. Der Nachlauf der X ist mit 108 mm deutlich länger als bei F und R (102,6 / 101,9 mm), die Tourenmaschine wird deswegen wohl ein wenig sturer geradeaus fahren als die F- und R-Modelle.

Die kleine CB ist zurück

Die 500er-Klasse ist bei Honda seit gut zehn Jahren verwaist, obwohl bis 2002 die CB500 zu den beliebtesten Modellen gehört hatte. Danach folgte die CBF500, die als Ableger der vierzylindrigen CBF600 zu pummelig geworden war und nicht an den Erfolg der CB anknüpfen konnte. Die neuen Modelle dürften bessere Chancen haben: Das Baukostenkonzept wird sehr günstige Verkaufspreise möglich machen. Honda hat sie noch nicht veröffentlicht, doch die NC700er-Modelle (ab 5490 Euro) setzen eine Messlatte, die es zu unterschreiten gilt. Und das Lebendgewicht von um die 190 Kilogramm ist dieser Fahrzeugklasse angemessen, ohne dass Honda dafür extensiven Leichtbau hätte treiben müssen – wie auch, denn für Anfänger und Wiedereinsteiger muss auch der Preis stimmen, um sie wieder aufs Motorrad zu holen. Wenn die Honda-Marktstrategen richtig liegen, leiten sie mit der neuen CB500 ein Mittelklasse-Revival, das über die Marke hinausweist. Schön wäre es, denn auch mit knapp 50 PS lässt es sich wunderbar und vor allem unbelastet Motorrad fahren. (ggo)