Chevrolet-Händler nehmen den Volt aus dem Programm, weil ihnen die Werkzeuge zu teuer werden

Chevy-Händler verschmähen den Volt

Einige Chevrolet-Händler nehmen den Volt aus dem Programm, weil ihnen die Spezialwerkzeuge zu teuer werden. Betroffen sind vor allem kleine Händler, weil sie nur auf einstellige Stückzahlen kommen

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Von
  • Gernot Goppelt

München, 3. Januar 2013 – Nach einem Bericht des Online-Magazins autoweek.com haben einige Chevrolet-Händler in den USA den Volt aus dem Programm genommen. Der Grund: Zusätzliche Kosten für Spezialwerkzeuge von 5100 US-Dollar stünden in keinem Verhältnis zu den geringen Absatzzahlen des Modells. Chevrolet erwartet laut Bericht seit Januar von seinen Händlern, dass sie nur Teile des Batteriepacks anstatt des kompletten Moduls zur Überprüfung im Werk einschicken, wofür sie unter anderem ein Werkzeug zum Entladen der Batterie brauchen – zum Preis von 4735 Dollar. Als Beispiel für die Volt-Verweigerer nennt das Magazin den bei Rochester (N.Y.) tätigen Allyn Barnard. Barnard habe seit Erscheinen des Volt vor zwei Jahren fünf Exemplare verkauft. Mit der Marge und seinen Einnahmen für Servicearbeiten habe er gerade so die Kosten für die Tools einspielen können – kein lohnendes Geschäft.

Hohe Hürden für Händler

Manche Händler glauben laut Bericht , dass GM bewusst hohe Hürden für die Zertifizierung als Volt-Händler setzt, um größere Händler in belebten Regionen einen höheren Umsatz zu verschaffen. GM-Sprecherin Michelle Malcho streitet das ab. Die Methode, ein Händlernetz gezielt grobmaschig zu halten, ist freilich nicht ungewöhnlich, auch um einen Preiskampf und somit zu hohe Rabatte zu verhindern. Sehr konsequent versuchte dies beispielsweise Smart in seinen Anfangszeiten: Die Autos sollten ursprünglich ausschließlich von den eigens errichteten Smart-Centern verkauft werden, die weit genug auseinander lagen, um eine Konkurrenz untereinander in der Regel verhindern zu können. Das Konzept ging nicht auf, Smart ist weitaus erfolgreicher, seit es in die gängigen Vertriebsstrukturen von Daimler integriert wurde.

Laut GM-Sprecherin Malcho ist es völlig normal, dass Händler für bestimmte Modelle spezielle Tools kaufen müssen. Volt-Händler hätten im vergangenen Jahr etwa 1800 bis 2800 Dollar dafür einsetzen müssen. Sie sagt nicht, wie viele Händler aufgrund dieser Zusatzkosten ausgestiegen seien, es würde aber weniger als ein Prozent der Volt-Verkäufe betreffen. Tatsächlich würden aber 70 Prozent der Verkäufe von den 300 größten Händlern verkauft. Nach Angaben des Statistikinstituts Automotive News Data Center hatte Chevrolet Anfang 2012 3079 Händler.

In den ersten elf Monaten des Jahres 2012 sind die Volt-Verkäufe laut autoweek.com im Vorjahresvergleich um den Faktor 3 gestiegen. Und die Absatzzahlen – zumindest der Antriebstechnik – könnten weiter steigen, weil im Sommer der Cadillac ELR auf den Markt kommt, der den gleichen Range-Extender-Antrieb nutzt. Der Händler John Holt aus der Gegend von Oklahoma City will deswegen in den sauren Apfel beißen und die 5100 Dollar investieren: „Ich habe schon gehört, dass einige Händler ausgestiegen sind. Aber angesichts des neuen Cadillac wäre ich töricht, das verdammte Werkzeug nicht zu kaufen“.

Steigende Absätze

Laut GM sind 2012 mehr als 23.000 Exemplare des Chevrolet Volt verkauft worden. 2011 konnte der Hersteller nur 7671 Volts absetzen. Nach einem Bericht der Detroit News profitierte der Absatz auch davon, dass in Kalifornien der Volt so genannten Car Pool Lanes befahren darf. Diese Spuren sind normalerweise für Fahrzeuge mit mehreren Personen reserviert, um so das Verkehrsaufkommen zu verringern. In einem Chevrolet Volt dürfen auch Einzelpersonen diese Spuren nutzen. Gut ein Drittel der Volt-Kunden kämen derzeit aus dem „Golden State“. In Deutschland verläuft der Verkauf des Modell dagegen noch schleppend. Vom praktisch baugleichen Opel Ampera wurden in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres 813 Stück verkauft. Zwei Gründe machen das Modell hierzulande so schwer verkäuflich: der sehr hohe Preis von mindestens 45.900 Euro und das Fehlen nennenswerter staatlicher Anreize. Immerhin: Ein GM-Manager sagte schon Anfang 2011, dass der Nachfolger des aktuellen Volt deutlich günstiger wird, sodass er vielleicht auch in Europa weitere Verbreitung finden wird (ggo)