Prozess gegen Abwerbekartell: Steve Jobs drohte Palm mit Patentklagen

In dem US-Gerichtsverfahren um Absprachen zahlreicher IT-Unternehmen, sich gegenseitig keine Mitarbeiter abspenstig zu machen, plaudert ein ehemaliger Palm-CEO aus dem Nähkästchen.

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Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs hat seinem Konkurrenten Palm offenbar mit Patentklagen gedroht, sollte das Unternehmen sich mit Apple nicht auf einen Abwerbestopp für Mitarbeiter einigen. Das erklärte der ehemalige Palm-CEO Edward Colligan unter Eid in dem US-Gerichtsverfahren, das die Absprachen zur Mitarbeiterwerbung zwischen zahlreichen IT-Unternehmen untersucht.

"2007 bekam ich einen Anruf von Steve Jobs", gab Colligan demnach zu Protokoll. "Herr Jobs zeigte sich besorgt darüber, dass Apple-Mitarbeiter von Palm abgeworben wurden." Der Apple-Chef habe eine Vereinbarung vorgeschlagen, dass sich Apple und Palm gegenseitig keine Mitarbeiter abspenstig machen. "Jobs hat dabei auch angedeutet, dass Palm wegen Verstößen gegen Apples zahlreiche Patente verklagt werden könnte", erklärte Colligan.

Apple soll seit 2005 solche Absprachen mit den Unternehmen Adobe, Google und Pixar getroffen haben, Google später auch mit Intuit und Intel. Diese Absprachen haben nicht nur die Aufmerksamkeit der US-Kartellwächter erregt, mit denen sich die betroffenen Unternehmen schließlich geeinigt haben. Auch die Justiz beschäftigt sich noch mit den Absprachen.

Eine Handvoll Mitarbeiter hatte im Mai 2011 gegen die Unternehmen geklagt, weil sie durch die Absprachen in ihren Karrieremöglichkeiten eingeschränkt worden seien. In diesem Verfahren hat die Richterin, die auch einem der Patentverfahren zwischen Apple und Samsung vorsitzt, einen Antrag der beklagten Unternehmen abgewiesen, eine Reihe von Dokumenten unter Verschluss zu halten. Auch der derzeitige Apple-Chef Tim Cook soll aussagen.

Damit wurde Colligans Aussage sowie eine auf das Telefonat folgende E-Mail an Jobs öffentlich zugänglich. Darin erklärte Colligan, der schon 2009 gegenüber der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg über den Austausch mit Jobs gesprochen hatte, eine solche Absprache "ohne Rücksicht auf individuelle Wünsche" der betroffenen Mitarbeiter sei "nicht nur falsch, sondern wahrscheinlich auch illegal". Zugleich betont Colligan, er lasse sich von Jobs' "Drohung nicht einschüchtern".

Jobs' Versuch, auch Palm für einen Abwerbepakt zu gewinnen, fällt in das Jahr 2007, als mit Jon Rubinstein einer der "Väter" des iPod nach vielen Apple-Jahren bei Palm anheuerte. Dort war Rubinstein im Vorstand für die Entwicklung des Palm Pre und der Software-Plattform WebOS zuständig. 2009 übernahm er den Posten von CEO Colligan. Palm wurde inzwischen von HP geschluckt, das Pre ist Geschichte – und das schöne WebOS vegetiert in der Hölle untoter Smartphonesysteme vor sich hin. (vbr)