GTÜ: Jedes fünfte Auto fällt bei Hauptuntersuchung durch – Oldtimer deutlich seltener

Jedes fünfte Auto ist im vergangenen Jahr bei der Hauptuntersuchung (HU) der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) durchgefallen. Ganz gegen diesen Trend befinden sich Autos über 30 Jahre in einem deutlich rüstigeren Zustand

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Pillau

Jedes fünfte Auto ist im vergangenen Jahr bei der Hauptuntersuchung (HU) der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) durchgefallen. „Auf den Gesamtfahrzeugbestand von 43,4 Millionen Pkw hochgerechnet bedeutet dies, dass mehr als neun Millionen Autos nicht dem geforderten sicherheitstechnischen Standard im Straßenverkehr entsprechen“, sagte Rainer Süßbier, Technischer Leiter der GTÜ, am Freitag bei der Vorstellung des jährlichen Mängelreports in Stuttgart. Die Quote der Autos ohne Beanstandung lag bei 53,8 Prozent. 24,7 Prozent erhielten die Plakette unter der Auflage, geringe Mängel zu beseitigen. Ganz gegen diesen Trend befinden sich Autos über 30 Jahre in einem deutlich rüstigeren Zustand.

Wer würde so ein Schätzchen gammeln lassen?

Bei Pkw bis zu neun Jahren sind 45 Prozent der Fahrzeuge mit Mängeln unterwegs. Bei 10 bis 19 Jahren schnellen die Beanstandungen in die Höhe. Hier finden die Prüfingenieure der GTÜ bei 62 Prozent der Fahrzeuge Mängel. Noch eklatanter bei den 20 bis 29 Jahre alten Pkw: Hier weisen drei Viertel der untersuchten Fahrzeuge Mängel auf.

Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf deutschen Straßen steige und damit auch die Häufigkeit der Mängel, heißt es in dem Bericht. Ein Zusammenhang zwischen Fahrzeugalter und Mängeln, der sich schlagartig fast umkehrt bei Autos über 30 Jahren, weil viele von ihnen gut gepflegte Liebhaberfahrzeuge sind, wie die Mängelstatistik der GTÜ belegt: 85 Prozent der über 30 Jahre alten Fahrzeuge mit H-Kennzeichen erhalten die HU-Plakette bereits im erstem Anlauf. 2012 überprüfte die GTÜ rund vier Millionen Autos.

Ob auch in Deutschland ein Tucker '48 läuft?

(Bild: RM Auctions)

In Deutschland fahren so viele historische Fahrzeuge wie noch nie. Insgesamt sind mehr als 600.000 über 30 Jahre alte Autos unterwegs, davon knapp 300.000 Autos mit H-Kennzeichen. Jedes Jahr wächst der Bestand um etwa zehn Prozent. Die aktuelle Mängelauswertung macht deutlich: Viele dieser alten Fahrzeuge sind besser in Schuss und mit weniger technischen Mängeln unterwegs als viele jüngere Fahrzeuge: 85 Prozent der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen im Alter von 30 bis 40 Jahren erhalten bei der fälligen Hauptuntersuchung die neue Prüfplakette bereits im ersten Anlauf. In der Altersklasse über 30 Jahre mit H-Kennzeichen sinkt die Zahl der Fahrzeuge mit Mängeln auf rund 50 Prozent. Der Anteil der erheblichen Mängel erreicht mit rund 15 Prozent ein absolutes Tief und liegt beim Mängelaufkommen auf dem Niveau der Pkw bis zu einem Alter von 7 Jahren.

"Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die Besitzer von Oldtimern mit H-Kennzeichen ihren Fahrzeugen das zum Erhalt erforderliche Maß an Pflege und Wartung zukommen lassen, ganz im Gegensatz zu den Haltern vieler im Alltag genutzten Gebrauchsfahrzeuge", betont GTÜ-Oldtimerexperte Peter Deuschle bei der Präsentation der Oldtimer-Mängelstatistik auf der Retro Classics in Stuttgart.

Der Porsche 911 wird heuer 50

(Bild: Porsche)

Fahrzeuge, deren Erstzulassung mindestens 30 Jahre zurückliegt, können – sofern sie sich in einem guten Pflege- und Erhaltungszustandbefinden, originalgetreu oder zeitgenössisch verändert sind – als Oldtimer eingestuft und mit einem H-Kennzeichen betrieben werden. Oldtimer unterliegen, wie andere zugelassene Fahrzeuge auch, der periodischen Fahrzeugüberwachung und müssen z. B. als Pkw alle 24 Monate zur HU gemäß § 29 StVZO.

Wird ein Fahrzeug als Oldtimer eingestuft, so dient dieses auch der Pflege von "kraftfahrzeugtechnischem Kulturgut" und wird beispielsweise als Pkw pauschal mit 191 Euro pro Jahr besteuert. Insbesondere bei hubraumstarken Fahrzeugen ergibt sich aus dieser Pauschalbesteuerung eine erhebliche Reduzierung der Steuerlast. Mit dieser reduzierten Steuerlast will der Gesetzgeber den Oldtimerbesitzer beim Erhalt seines Fahrzeugs unterstützen. "Auf Grund der deutlich geringeren Mängelquote und der damit verbundenen Sicherheit der Oldtimer im Straßenverkehr ist diese Unterstützung durchaus gerechtfertigt", so GTÜ-Oldtimerexperte Peter Deuschle. (Mit Material der dpa) (fpi)