Übertaktungs-Software verstellt die Windows-8-Uhr

Overclocking-Tools, die bei laufendem System eine bestimmte Taktfrequenz verstellen, verfälschen auf Windows-8-Computern mit Intel-Prozessoren Zeitmessungen und Uhrzeit.

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Übertaktungs-Software Intel XTU: Es geht um den Parameter "Reference Clock", der bei vielen aktuellen Intel-CPUs rund 100 MHz beträgt.

Die belgische Übertakter-Webseite Hwbot hat alle Benchmark-Ergebnisse, die unter Windows 8 ermittelt wurden, für ungültig erklärt. Hwbot-Mitarbeiter haben bemerkt, dass (Timer-)Funktionen zur Zeitmessung unter Windows 8 und Windows 8.1 unter bestimmten Umständen falsche Werte liefern. Das wirkt sich auch auf die Anzeige der Uhrzeit unter Windows 8 aus.

Wer sein Windows-8-System nicht im laufenden Betrieb übertaktet, muss laut Hwbot aber nicht mit Fehlern rechnen: Die Probleme treten nur dann auf, wenn man nach dem Start von Windows 8 mit Overclocking-Software im laufenden Betrieb die sogenannte "Base Clock" (BClock, Reference Clock, Basistakt) verändert. Selbst wenn man dabei durch Anpassung des Multiplikators zwischen Base Clock und CPU-Takt dieselbe Prozessorfrequenz einstellt wie zuvor, liefern anschließend bestimmte Timer-Befehle verfälschte Daten. Betroffen sind laut Hwbot ausschließlich Desktop-PCs und Notebooks mit Intel-Prozessoren, welche mit AMD-Chips hingegen nicht.

Die falschen Werte, welche die Timer-Funktionen liefern, beeinflussen die Ergebnisse von Benchmarks, weshalb Hwbot das Problem auch bemerkt hat.

Verstellt man die "Bclock" vor dem Booten, etwa per BIOS-Setup, misst Windows 8 Zeitabstände weiterhin korrekt.

Wer seinen PC übertaktet, indem er im BIOS- beziehungsweise Firmware-Setup vor dem Booten des Betriebssystems Taktfrequenzen oder Multiplikatoren verändert, muss laut Hwbot nicht mit Fehlern rechnen. Auch eine Veränderung des CPU-Multiplikators im laufenden Betrieb beeinflusst die Timing-Funktionen von Windows 8 nicht. Andernfalls wäre das Problem wohl auch früher aufgefallen, denn praktisch alle modernen x86-Prozessoren ändern mit wechselnder Rechenlast ihre Taktfrequenz durch das Umschalten der Multiplikatoren. Dabei bleibt die sogenannte Base Clock aber unverändert.

Probleme mit Timing-Funktionen sind nicht selten. Windows kann eine Fülle unterschiedlicher Hardware-Funktionen für Zeitmessungen verwenden. Im Laufe der Entwicklung der x86-Plattformen von AMD und Intel sind zahlreiche unterschiedliche Zeitgeber eingebaut worden, wie ein c't-Artikel aus dem Jahr 2005 erläutert. Eigentlich sollte der High-Precision Event Timer (HPET), den PC-Hardware seit rund zehn Jahren enthält, viele Probleme unter Windows lösen. Er läuft auch dann mit konstanter Frequenz von mindestens 10 MHz weiter, wenn einzelne oder alle Prozessorkerne ihre Taktfrequenzen verändern oder zwischenzeitlich einschlafen.

Im BIOS-Setup des Mainboards DH87RL zählt Intel den vor mehr als zehn Jahren eingeführten High Precision Event Timer schon zu den alten "Legacy"-Komponenten.

Weshalb Windows-Funktionen zur Zeitmessung unter Windows 8 anscheinend auf eine andere Zeitbasis zurückgreifen als etwa unter Windows 7, ist zurzeit unklar. Microsoft dokumentiert nicht exakt, welche Hardware-Timer Windows 8 verwendet. Auf verschiedenen Hardware-Plattformen kann das Betriebssystem aber außer der Echtzeituhr (Real-Time Clock, RTC) oder Time-Servern im Internet (per Network Time Protocol, NTP) ganz unterschiedliche Zeitgeber mit höherer Auflösung einbinden. Das ist beispielsweise nötig, wenn der Chipsatz keinen HPET enthält oder dieser per BIOS-Setup abgeschaltet wurde. (ciw)