Obsoleszenz-Studie: Smartphones und TVs als Modeartikel

Das Umweltbundesamt präsentiert ein Zwischenergebnis seiner Studie zum "geplanten Verschleiß": Großgeräte wie Waschmaschinen gehen etwas schneller kaputt als früher, bei Handys und TVs bestimmen andere Faktoren die Nutzungsdauer.

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Obsoleszenz: Umweltbundesamt-Studie

(Bild: Jason Tester Guerrilla Futures, CC BY-ND 2.0)

Lesezeit: 3 Min.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat erste Ergebnisse seiner Studie zum Thema Obsoleszenz vorgestellt. Die Forscher konstatieren keinen allgemeinen Trend zu kürzerer Nutzungsdauer von Produkten. Vielmehr haben sie unterschiedliche Entwicklungen bei Haushaltsgroßgeräten, Notebooks und Fernsehern festgestellt.

Auffällig sei der steigende Anteil von Großgeräten wie Waschmaschinen, die schon innerhalb der ersten fünf Jahre kaputt gehen, schreiben die Forscher in ihrem Zwischenfazit. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Großgeräten sank im Untersuchungszeitraum von 2004 bis 2012 leicht. Bei Notebooks und Flachbildfernsehern schwankte sie.

Die Studie hatte das UBA 2013 beim Öko-Institut und der Uni Bonn in Auftrag gegeben. Mitte 2015 soll sie fertig sein und eine "fundierte Datengrundlage zur Beschreibung und Beurteilung von Obsoleszenz schaffen".

Das am Freitag auf einer Obsoleszenz-Konferenz der Hochschule Pforzheim präsentierte Vorab-Papier geht nicht auf die Frage ein, ob Hersteller absichtlich Schwachstellen in ihre Geräte einbauen (geplante Obsoleszenz).

Es enthält vor allem Daten zur Nutzungsdauer von Notebooks, Fernsehern und Großgeräten – und zu den Ursachen für den Neukauf. Grundlage sind Umfragen durch die Gesellschaft für Konsumforschung.

Große Lust auf neue Fernseher

Flachbildfernseher wurden im Jahr 2012 nach durchschnittlich 5,6 Jahren Nutzung ersetzt, und zwar in 25 Prozent der Fälle aufgrund eines Defektes und in über 60 Prozent der Fälle, weil die Konsumenten ein besseres Modell haben wollten. "Da sprechen wir von psychologischer Obsoleszenz", kommentierte Siddharth Prakash vom Öko-Institut, Co-Autor der Studie. Der durchschnittliche Röhren-Fernseher wurde erst nach 12 Jahren ausgemustert.

Notebooks wurden 2012 nach rund fünf Jahren Nutzung ersetzt. Der Wunsch nach einem besseren Gerät war in nur 25 Prozent der Fälle der Grund für den Neukauf – 2007 lag dieser Wert noch bei 70 Prozent. Auf die Ursache für diesen Wandel geht die Studie nicht ein. Denkbar ist, dass die Konsumenten sich immer mehr mit Smartphones und Tablets beschäftigen und deshalb seltener ein neues Notebook wollen.

Kritisch sehen die Autoren die Entwicklung bei Haushaltsgroßgeräten: 2004 traten nur 3,5 Prozent der Defekte, die zum Neukauf führten, innerhalb der ersten fünf Jahre auf. 2012 waren es schon 8,3 Prozent. Die Nutzungsdauer sank von 14,1 auf 13 Jahre.

Neuer Vertrag, neues Smartphone

Zu Smartphones liefert die Studie keine vergleichbaren Daten. Die Forscher verweisen stattdessen auf Umfragen der Stiftung Warentest, denen zufolge 42 Prozent der Konsumenten alle zwei Jahre oder häufiger ein neues Smartphone kaufen. Der wichtigste Grund für den Neukauf ist der Wunsch nach einem besseren Modell, gefolgt vom Abschluss eines neuen Vertrags. Schwache Akkus und Defekte spielen eine untergeordnete Rolle.

Je länger ein Gerät genutzt wird, desto besser für die Umwelt, betonen die Autoren. Das gelte meistens auch dann, wenn das neue Gerät weniger Strom verbraucht als das alte – wegen des hohen Produktionsaufwands. (cwo)