US-Weihnachtsgeschäft: Verbraucher können Angeboten nicht widerstehen

US-Verbraucher wollen weniger für Tech-Geschenke ausgeben. Die Experten der Elektronikindustrie erwarten dennoch einen Zuwachs im Weihnachtsgeschäft, weil Verbraucher nicht widerstehen könnten. Die US-Händler reduzieren erstmals die Ladenöffnungszeiten.

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Mann lädt Einkäufe ins Auto

Die meistgenannten technischen Artikel auf US-Wunschlisten sind Tablets (11%) und Notebooks (10%).

(Bild: Polycart CC-BY 2.0)

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Flugdrohnen, Selfie-Sticks und riesige Fernseher werden das Weihnachtsgeschäft in den USA prägen. Das erwarten die Wirtschaftswissenschaftler des Branchenverbandes Consumer Technology Association (CTA, ehemals CEA). "Die (kommende) Reklame ist voll von Drohnen", verriet CTA-Chefökonom Shawn DuBravac vergangene Woche in New York, "Viele der Drohnen, die verkauft werden werden, sind aus der Spielzeug-Kategorie."

Shawn DuBravac und Steve Koenig von der CTA waren gut gelaunt.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Zudem wird sich im Audio-Bereich viel tun: Kopfhörer, Verstärker, und Bluetooth-Lautsprecher nehmen gehörigen Platz in den Werbeprospekten ein. Die Verbraucher spitzen außerdem auf Laptops mit Touchscreen, allerdings im Billigsegment. Das geht aus der jährlichen Umfrage der CTA hervor. In dieser tauchen erstmals Smartwatches auf den Wunschzetteln auf.

Kurios ist die absehbare Zwangsbeglückung: Nur zwei Prozent der Befragten gaben an, sich eine Smartwatch zu wünschen. Doch zwölf Prozent wollen ein solches Ding schenken. Ein Teil dieser Differenz kann auf die Art der Fragestellung zurückgeführt werden, wie DuBravac gegenüber heise online erklärte: Die Frage nach der Wunschliste ist offen gestellt, die Antwort muss also vom Befragten kommen. Bei der Kaufabsicht hingegen gibt es vorgegebene Antwortmöglichkeiten, darunter "Smartwatches", was zu mehr Nennungen führt.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für die Händler keine große Hilfe. "Der Dollar ist hoch. Das hat die Importpreise gesenkt", erklärte DuBravac, "Also verkaufen Sie mehr Stück auf einem niedrigeren Preisniveau." Das erhöht den Logistikaufwand. Gleichzeitig seien Wertpapiere weniger wert, der Spread zwischen Einlagen- und Kreditzinsen größer, und die Beschäftigungsrate niedriger, als vor einem Jahr. Diese drei Faktoren reduzieren die Spendierfreudigkeit bei den Konsumenten.

Dennoch haben fast 90 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner vor, Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Von diesen möchten knapp drei Viertel technische Dinge schenken. Im Tech-Bereich liegt die Summe der budgetierten Ausgaben allerdings vier Prozent unter dem Umsatz von 2014. Ein Rückgang in der Tech-Kategorie wäre eine Premiere. Die CTA bangt aber nicht. Ihre Experten gehen davon aus, dass der Umsatz um 2,3 Prozent steigen wird.

Beispielsweise wollen die befragten Verbraucher weniger Fernseher kaufen. Doch DuBravac und sein Kollege Steve Koenig, der die Marktforschung der CTA leitet, erwarten das Gegenteil. "Wir sind immer skeptisch, was diese Zahlen anbelangt", stellte DuBravac fest, "Nichts lässt sich (mit dem Gefühl) vergleichen, einen Fernseher am Morgen des Black Friday zur Kasse zu schleppen. Verbraucher können sich den billigen Fernsehern nicht entziehen."

Der Black Friday ist der Fenstertag zwischen Erntedank am vierten Novemberdonnerstag und dem Wochenende. Er gilt als Startschuss für das Weihnachtsgeschäft, und ist traditionell der umsatzstärkste Tag im US-Einzelhandel. Dieser lockt an diesem Tag auch mit speziellen Rabatten. Sie können zu einem echten Ansturm Kaufwütiger führen, der regelmäßig Verletzungen nach sich zieht. Heuer lockt sogar Apple, das sonst stur an seinen Listenpreisen fest hält, mit zehn Prozent Preisnachlass.

Ladenöffnung am Black Friday

(Bild: Powhusku CC-BY-SA 2.0 )

Die Fernseher werden übrigens wirklich billig. 48-Zoll-TVs wird es am Black Friday für weniger als 150 US-Dollar geben. Parallel passen die CTA-Experten ihre Prognose für den Absatz von Fernsehern mit 4K-Auflösung an. Im Juli hatten sie den US-Markt für das Gesamtjahr 2015 auf 4,4 Millionen Stück geschätzt. "Ende September waren wir schon auf vier Millionen. Also geben wir noch zwei Millionen drauf."

Die Händler haben versucht, das Black-Friday-Geschäft vorzuziehen, etwa mit Tiefstpreisversprechen. Viel Erfolg hatten sie damit nicht. Trotzdem werden sie rund um den Black Friday erstmals ihre Öffnungszeiten reduzieren, nachdem es vergangenes Jahr Öffnungsmarathons gegeben hatte. Das Erntedankfest war gar nicht mehr heilig gewesen. Dabei ist das für viele Amerikaner der wichtigste Familienfeiertag des Jahres.

Doch schon an den Tagen davor hatten viele der Black-Friday-Aktionspreise gegolten. "Vergangenes Jahr haben wir zum ersten Mal einen Rückgang des Verkehrs in den Läden gesehen", berichtete DuBravac, "Der Grund dafür war, dass der Verkehr in der gesamten Woche höher war." Dieses Jahr machen noch mehr Geschäfte aus dem Black Friday eine "Black Week".

Dafür bleiben mehr Läden am Feiertag geschlossen. "Natürlich sind die Angestellten nicht glücklich, wenn sie zu Thanksgiving arbeiten müssen", sagte Koenig, "Aber es hat auch der (mäßige) Verbraucherverkehr den ganzen Aufwand nicht gerechtfertigt." Nicht zuletzt, weil der Online-Absatz weiter an Bedeutung gewinnt.

Im Online-Handel erwarten die beiden Experten mehr "Flash-Sales". Bei dieser Absatzmethode werden bestimmte Produkte ohne Vorankündigung für wenige Stunden rabattiert. Dieser Zeitdruck soll einen Kaufreflex auslösen. Außerdem soll das die Leute dazu bringen, über Apps und Social Media der nächsten Verheißung zu harren. Ohne Unterlass. "Wer wegschaut, verpasst was", wird suggeriert.

Und bei Onlinebestellungen wird es alternativ zur – selbstredend gebührenfreien – Hauszustellung und der Abholung im Laden eine neue Spielart geben: Die Geräte werden dem vor dem Geschäftslokal vorgefahrenen Kunden zum Wagen gebracht. Der moderne Amerikaner muss also sein Fahrzeug nicht mehr verlassen, um den Fernseher abzuholen, den er eigentlich gar nicht kaufen wollte. (ds)