New York: Follower für einen Tag bestellen

Wer schon immer einen Follower haben oder einer sein wollte, kann sich nun online bewerben. Es winkt ein echter Follower für einen Tag, vorerst aber nur in New York City.

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Gelbes "Follow Me"-Auto (Flughafen)

Wer macht mit?

(Bild: Monaambf CC-BY-SA 4.0)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

"Bleiben Sie nicht unbemerkt", empfiehlt die New Yorker Künstlerin Lauren McCarthy. Ihr Dienst "Follower" bietet einen Follower im echten Leben für einen Tag: "Ein Begleiter, der keinen Zirkus macht, jemand der beobachtet, der Sie sieht, jemand, der sich kümmert." Bewerben kann sich jeder, der ein iPhone hat, und sich mindestens drei Tage in New York City aufhalten wird.

Lauren McCarthy bei der Arbeit an einem ihrer anderen Technik-Kunst-Projekte.

(Bild: Lauren McCarthy)

Auserwählte müssen die passende iOS-App installieren. Erst am Tag X selbst wird der Teilnehmer in der Früh über den Beginn der Beschattung und am Abend über ihr Ende informiert. Die App gestattet es McCarthy am Tag X, den Standort des Teilnehmers zu sehen, was die Verfolgung immens erleichtert. Durch Deinstallation der App kann der Teilnehmer die Sache jederzeit abbrechen.

McCarthy versucht, bei der Beschattung unentdeckt zu bleiben. "Stets in ihrem Bewusstsein, aber außer Sicht", wie es in den FAQ heißt. Die Künstlerin möchte mit der Performance den Graubereich zwischen böser Überwachung und guter Privatsphäre ausloten. Dabei greift sie in keiner Weise aktiv in das Geschehen ein.

Aber sie "folgt, observiert, würdigt jeden Moment.". Am Ende des Tages erhält der Observierte ein einzelnes Foto als Beweis der erbrachten, gebührenfreien Dienstleistung. Doch das Foto bleibt ebenso privat, wie die Identität des Teilnehmers oder die Vorgänge, die der Follower beobachtet. In private Räumlichkeiten dringt der Follower nicht vor. McCarthy verspricht, die GPS-Daten zu löschen.

Lediglich die Antworten auf zwei Fragen aus dem Bewerbungsformular sollen im Rahmen einer Dokumentation anonymisiert veröffentlicht werden: "Warum wollen Sie verfolgt werden?" und "Warum sollten wir Ihnen folgen?".

Im Januar hat die Künstlerin einen Betatest in San Francisco mit zirka 15 Personen durchgeführt. Dieses Monat ist New York City dran, wo bereits rund 150 Personen einen Follower beantragt haben. Später möchte McCarthy ihre Performance in weiteren Städten durchführen.

Die Website enthält auch ein Bewerbungsformular für Leute, die gerne als Follower mitwirken möchten. "Das ist im Wesentlichen eine hypothetische Frage: 'Wären Sie lieber beschattet oder Beschatter?'", erklärte McCarthy gegenüber heise online, "Aus Sicherheitsgründen bin ich in Wirklichkeit aber die einzige Followerin."

Follower (11 Bilder)

Follower-App

Die App ist simpel. (Bild: Lauren McCarthy)

Mehrere Wochen habe es gedauert, von Apple eine Genehmigung für die App zu bekommen. Denn das Unternehmen vermutete dahinter eine Stalking-App. McCarthy hält Ihr Projekt für das Gegenteil: "Während ein Stalker unerwünschte Aufmerksamkeit spendet, bestellen die Follower-Teilnehmer die Beobachtung ja ausdrücklich."

Beim Betatest in San Francisco dürften sich die Teilnehmer auch entsprechend produziert haben. McCarthy berichtet von Leuten, die einen erstaunlich aktiven Tag verbracht haben, vielleicht um Eindruck zu schinden, und andere, die sich ans Fenster gesetzt haben – möglicher Weise, um besser beobachtet werden zu können. (ds)