Weiterbildung

Vorstellung: Renault Zoe ZE50

Renault überarbeitet den Zoe, was äußerlich kaum, technisch aber deutlich zu spüren ist. Die Batteriekapazität steigt auf 52 kWh, was die Reichweite deutlich erhöht. Die neue Generation bekommt auch mehr Leistung, sofern der Kunde das will

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Renault Zoe 12 Bilder
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  • Christoph M. Schwarzer

Es ist ein großes Facelift geworden: Renault hat den 2013 vorgestellten Zoe stark überarbeitet. Und der ZE50 erfüllt fast alle Wünsche der Elektroauto-Community. Es bleibt bei der dreiphasigen Lademöglichkeit mit Wechselstrom und 22 kW Leistung. Dazu kann der neue Zoe wie erwartet mit bis zu 50 kW Gleichstrom nach dem Standard CCS laden. Die Batteriekapazität steigt dank verbesserter Zellchemie auf 52 kWh. Der Renault Zoe hat damit beste Chancen, seinen Platz als Topseller zu verteidigen: Bis Ende Mai 2018 sind rund 150.000 Exemplare verkauft worden, davon etwa 22.000 in Deutschland.

Mehr Konkurrenz

Die nach Renault-Lesart dritte Generation kann ab Spätsommer 2019 bei den Händlern bestellt werden; es ist also noch in diesem Jahr mit der Auslieferung zu rechnen. Der bewährte Zoe – die Fans sagen die Zoe – bekommt zu diesem Zeitpunkt auch endlich Konkurrenz. Unter dem Dach des französischen PSA-Konzerns werben Opel e-Corsa (ab 29.900 Euro), Peugeot e-208 (ab 30.450 Euro) und DS3 Crossback E-Tense um Kunden im gleichen Segment. Die in Kooperation mit Dongfeng entwickelte PSA-Plattform hat mit 50 kWh eine ähnliche Batteriekapazität und ein dreiphasiges Ladegerät mit elf kW Leistung. Weil Volkswagen mit dem räumlich größeren und leistungsstärkeren ID.3 sowie 48 kWh einen Basiskurs von knapp 30.000 Euro avisiert, dürfte es in der elektrischen Kompaktklasse zum Preiskampf kommen. Konkrete und belastbare Vergleichszahlen liegen im Moment nicht vor.

Renault wird den neuen Zoe in zwei Versionen anbieten. Der ZE50 erhält den R135-Motor mit 100 kW Leistung. Der Standardspurt soll in „unter zehn Sekunden“ erledigt sein. Von 80 auf 120 km/h geht es in 7,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei elektronisch begrenzten 140 km/h und damit fünf km/h über dem R110, der als ZE40 mit 80 kW Leistung, 225 statt 245 Nm Drehmoment und 11,4 Sekunden bis 100 km/h im Programm bleibt. Die Reichweite im WLTP liegt bei 390 km für den ZE50 und 316 km beim ZE40. WLTP-Verbrauchswerte veröffentlicht Renault noch nicht. Diese lassen sich wegen des Ermittlungsverfahrens auch nicht aus Batteriekapazität und Reichweite zurückrechnen.

Verstellbare Rekuperation

Ein wichtiges technisches Feature ist außerdem die Einführung einer verstellbaren Rekuperation: Im B-Modus soll der One-Pedal-Betrieb möglich sein. Analog zum e-Shifter im Nissan Leaf (Test) kann der Fahrer wählen, ob er im normalen D-Modus nur etwas abgebremst wird, wenn er vom Strompedal geht, oder ob er durch Druck am Wahlhebel in den B-Modus mit starker Eigenbremsung wechseln will. Renault hat beim neuen Zoe übrigens die hinteren Trommel- durch Scheibenbremsen ersetzt, und die Feststellbremse arbeitet nun elektronisch.

Während außen, also bei Scheinwerfern, Frontmaske und Rückleuchten, lediglich optische Retuschen erkennbar sind, ist das Cockpit komplett neu. Es erinnert im Layout an den aktuellen Renault Clio. So werden die analogen Instrumente durch ein zehn Zoll großes Display ersetzt, in dem unter anderem die Navigation eingespielt werden kann. Das alte Radionavigationssystem, das zuletzt im Zoe (Test) nicht mehr überzeugen konnte, wird durch eine aktuelle Version mit 9,3-Zoll-Display ausgetauscht. Darunter befinden sich diverse Schalter wie zum Beispiel für die Warnblinkanlage.

Kein adaptiver Tempomat

Leider gibt es eine kleine Enttäuschung bei den Assistenzsystemen: Zwar zählt die Pressestelle die automatische Notbremsfunktion, die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner, den Spurhalte-Warner sowie den Spurhalte-Assistent, den Fernlicht-Assistent, den Totwinkel-Warner, die Auto-Hold-Funktion sowie die „Easy Park“-Hilfe auf. Eine adaptive Geschwindigkeitsregelung jedoch ist nicht zu finden.

Der Beliebtheit des Renault Zoe wird das voraussichtlich keinen Abbruch tun. Die Käufer schätzen das gefällige Design und den problemlosen Antriebsstrang. Dass zum schnellen AC- jetzt auch das DC-Laden kommt, macht den Zoe noch praxistauglicher. Und wahrscheinlich wird er, anders als es zurzeit beim Kia e-Niro (Test) der Fall ist, vergleichsweise geringe Lieferzeiten haben. Es spricht also eine Menge dafür, dass Renault sich mit dem neuen Zoe weiterhin einen nennenswerten Anteil in diesem Segment sichern kann, auch wenn er deutlich mehr Konkurrenz bekommt als das bisherige Modell. (chlo)