Auf dem Sprung

Proberunde im Ford Mustang Mach E

Nun soll es richtig losgehen: Ford setzt beim ersten Sportwagen mit E-Antrieb auf die Anziehungskraft des Mustangs. Wir drehten eine Proberunde mit dem Mustang Mach E.

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Ford Mustang Mach E 14 Bilder

(Bild: Dirk Kunde)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Dirk Kunde
Inhaltsverzeichnis

Die Innenstadt von London dient Ford als Kulisse für die europäische Vorstellung seines ersten Serienautos, das kompromisslos batterieelektrisch ausgelegt ist. Nicht gerade das Pflaster, auf dem man einen Sportwagen ausfahren kann. Also richtete Ford kurzerhand in einer Tiefgarage unter dem Londoner Hyde Park eine Beschleunigungsstrecke ein. Auf den nur 50 Metern jagte ein Fahrer den blauen Prototypen aus dem Stand hoch und brachte ihn wieder zum Stehen.

Der Londoner Mach E ist noch ein Vorserienmodell. Auf dem Armaturenbrett vor dem Fahrer thront ein großer Not-Aus-Knopf. Der zentrale Bildschirm (39 cm Diagonale) mit dem Drehknopf am unteren Rand bleibt dunkel und die Bang & Olufsen Lautsprecher, die wie eine Soundbar über den Lüfterdüsen schweben, bleiben heute stumm. Auch die Materialien im Innenraum entsprechen noch nicht dem Serienmodell. Was man aber schon sagen kann: Die Passagiere im Fond haben viel Kopffreiheit. Zum großzügigen Raumgefühl trägt auch das Panoramadach bei. Das Fahrwerk ist spürbar hart, also für einen Sportwagen abgestimmt. Für das gemächliche Cruisen durch den morgendlichen Berufsverkehr der britischen Hauptstadt ist der Mach E aber noch komfortabel genug.

Jüngere begeistern

Der Mustang Mach E ist ein Crossover. Etwas SUV, ein wenig Coupé und natürlich Sportwagen. Die Amerikaner wollen hiermit ihr ikonisches Muscle Car ins Elektroautozeitalter überführen. Den Mustang Mach 1 gab es ab 1968 als besonders leistungsstarke Version der Reihe. Der Bezug zur Schallgeschwindigkeit sollte schon beim Verbrenner deutlich machen, dass der Wagen schnell ist. „Zwischen all den neuen Namen wie E-Tron, I-Pace und EQC haben wir uns für etwas entschieden, was die Leute bereits kennen und womit sie etwas anfangen können“, sagt Ted Cannis, Global Director Electrification, im Gespräch mit heise/Autos. Das dürfte allerdings vor allem für Nordamerika sowie reifere Semester gelten.

Der erste Ford Mustang kam 1964 auf den Markt und sollte vor allem Jüngere für die Marke aus Detroit begeistern. Genau das scheint sich jetzt mit dem Mustang Mach E zu wiederholen: „Viele der Vorbesteller sind zehn Jahre jünger als unser Durchschnittskunde und etliche haben zuvor keinen Ford besessen“, berichtet Cannis. Die „First Edition“ des Mach E, die Ende 2020 ausgeliefert wird, sei bereits vergriffen – die genaue Stückzahl möchte der US-Manager allerdings nicht verraten.

Die deutschen Ford-Händler hadern mit dem Elektroauto. Laut dem Bericht des Branchen-Portals kfz-Betrieb haben erst 20 Prozent der Ford-Partner die Verkaufsvereinbarung unterschrieben. Cannis mag nicht auf Details eingehen. Er habe nur begeisterte Händler in Deutschland gesprochen. Dennoch scheint die Skepsis mancher Verkäufer gut nachvollziehbar zu sein: Selbst nach mehreren Runden um den Mach E, fällt es mir schwer, die klassischen Mustang-Gene in dem Elektroauto zu erkennen.

Zwei Batterie-Größen

Glaubt man dem Manager, handelt es sich beim Mach E um einen reinrassigen Mustang. Cannis verweist auf die markante Front, die breiten Schultern, die dreigeteilten Rückleuchten und vor allem auf die sportlichen Leistungsdaten. Den Mustang Mach E gibt es mit Heckantrieb und 190 kW oder als Allrad-Variante mit 248 kW. Die Käufer haben die Wahl zwischen einer Batterie mit 99 kWh und einer mit 76 kWh Kapazität. Die WLTP-Reichweiten werden mit 600 und 450 km angegeben. Der Verbrauch mit 18,1 bzw. 16,5 kWh/100 km.

Doch bei sportlicher Fahrweise bleiben dies Laborwerte. In sieben Sekunden beschleunigt der Mach E von Null auf 100 km/h. Eine Höchstgeschwindigkeit nennt Ford noch nicht. Laut Wikipedia-Eintrag wird der Wagen bei 180 km/h abgeregelt. Im kommenden Jahr legt Ford noch eine GT-Version mit vier Sekunden Beschleunigungszeit und 342 kW Motorleistung nach. Die Preise starten bei 46.900 Euro für den Heck- und 54.000 Euro für den Allrad-Antrieb. Damit qualifizieren sich beide Versionen für den erhöhten Umweltbonus.