Studie zu Klimaneutralität: Ziele nur mit viel mehr Ökostrom erreichbar

Um den CO2-Ausstoß bis 2050 auf Null zu senken, müsste in den kommenden Jahren viel mehr Ökostrom ans Netz gehen als bislang geplant

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Rheinhafen-Dampfkraftwerk Karlsruhe

(Bild: EnBW/Daniel Meier-Gerber)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz
  • mit Material der dpa

Bis zum Jahr 2050 soll Europa der erste „klimaneutrale“ Kontinent werden. Dieses Ziel wurde von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerade wieder bekräftigt. Dafür muss sich vor allem der Strommix stark verändern – also der CO2-Eintrag, der pro erzeugter Kilowattstunde anfällt. Für das Jahr 2019 konnte das Umweltbundesamt hier einen enormen Fortschritt vermelden. Doch für das Ziel, den CO2-Ausstoß auf Null zu senken, reichen die geplanten Schritte nicht aus. Eine neue Studie zeigt, dass der Ökostromanteil sehr viel schneller steigen muss als bisher angedacht.

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Um die das Ziel einer Klimaneutralität zu erreichen, müsste der Studie zufolge stärker als bisher in erneuerbare Energien investiert werden. Zudem müsse es einen Komplett-Stopp für Investitionen in fossile Technologien ab 2030 geben. Der Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende, Patrick Graichen, der an dieser Studie mitgearbeitet hat, kritisierte bei der Vorstellung am Donnerstag (22. Oktober 2020): „Die Bundesregierung hat Klimaneutralität 2050 beschlossen, aber sie hat keinen Plan dafür.“

Wie Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und die Stiftung Klimaneutralität errechnet haben, müsste der Zubau an Wind- und Solaranlagen schon in den nächsten zehn Jahren in etwa verdreifacht werden und das deutsche Klimaziel für 2030 auf 65 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 angehoben werden. Das Ökostrom-Ziel für 2030 müsste von 65 auf 70 Prozent angehoben werden. Statt wie bisher angepeilt 10 Millionen Elektroautos müssten bis dahin 14 Millionen auf der Straße sein, sagte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.

In einem zweiten Schritt sollten die Emissionen bis 2050 dann um 95 Prozent sinken. Was an Treibhausgasen noch übrig bleibt, etwa aus der Zementproduktion oder der Landwirtschaft, müsste über natürliche und technische Lösungen der Atmosphäre entzogen und gespeichert werden.

Der komplette Kohleausstieg, der in Deutschland derzeit für spätestens 2038 geplant ist, müsste bis 2030 abgeschlossen sein, heißt es in der Studie weiter, Öl- und Gasausstieg müssten folgen. Dazu gehöre, dass ab 2030 fossile Technologien, wie etwa Verbrennungsmotoren oder Öl- und Erdgas-Heizungen, zwar noch genutzt, aber nicht mehr neu verkauft und installiert werden dürften.

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(Bild: Audi )

Auch Wasserstoff als Energieträger spielt eine große Rolle in den Überlegungen, allerdings nicht da, wo Strom direkt eingesetzt werden kann wie beim Heizen oder beim Straßenverkehr. „Der Wasserstoff ist der ganz teure Champagner der Energiewende“, sagte Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutralität. Strombasierte Kraftstoffe, brauche es vor allem im Flug- und Schiffsverkehr, aber etwa auch in der Stahlproduktion und anderen Industrien.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass der deutsche Strombedarf bis 2050 um die Hälfte höher liegen wird als heute, obwohl der Energiebedarf insgesamt um die Hälfte sinkt, weil Strom als Energieträger Kohle, Öl und Gas ersetzt und für die Produktion von Wasserstoff sehr viel Energie nötig ist.

(mfz)