Verbraucherschützer: Langlebige Smartphones und Laptops sparen viel Geld und CO2

Allein bei länger genutzten Handys, Notebooks, Fernsehern und Waschmaschinen müssten deutsche Verbraucher pro Jahr 3,67 Milliarden Euro weniger ausgeben.

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(Bild: Phoenixns/Shutterstock.com)

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Kaufentscheidungen für haltbare Produkte und deren lange Nutzung bergen ein großes finanzielles Einsparpotenzial für Verbraucher und könnten erheblich zur Reduktion von schädlichen Klimagasen beitragen. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie zu ökonomischen und ökologischen Auswirkungen einer verlängerten Nutzungsdauer elektronischer Geräte des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) hervor.

Konsumenten hätten laut der Analyse 3,67 Milliarden Euro pro Jahr mehr in der Tasche, wenn sie Smartphones, Laptops, Fernseher und Waschmaschinen deutlich länger einsetzen würden. Dabei sind Kosten für den Energieverbrauch und mögliche Reparaturen bereits eingerechnet. Zugleich könnten sie damit jährlich allein bei diesen vier Produktgruppen 3,93 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) einsparen. Das entspricht dem Ausstoß von 1,85 Millionen Autos.

Die Forscher recherchierten für die Untersuchung zunächst die durchschnittliche und die von den Verbrauchern gewünschte Lebensdauer der Geräte. Für die zwei Szenarien des Status quo und der verlängerten Lebens- und Nutzungsdauer ermittelten sie für einen bestimmten Betrachtungszeitraum sowohl das über den gesamten Lebensweg verursachte Treibhausgaspotenzial sowie die Lebenszykluskosten und verglichen sie miteinander.

Als Parameter legten die Wissenschaftler Anschaffungspreise, Klimawirkung der Produktion und die Effizienz der genutzten Geräte, Verbrauchswerte und Reparaturen zugrunde. Außen vor blieben die Kosten und das Treibhauspotenzial der Distribution beziehungsweise Lieferung und der Entsorgung. Nicht berücksichtigt wurden zudem die Emissionen beim Bezug von Ersatzteilen, der Anfahrt des Monteurs beziehungsweise der Fahrt des Verbrauchers zum Reparaturdienstleister.

Das größte Potenzial haben laut den Ergebnissen Smartphones. Nimmt man eine gewünschte Nutzungsdauer von sieben statt der bisher durchschnittlichen Einsatzzeit von zweieinhalb Jahren an, kann der einzelne Verbraucher bis zu 242 Euro insgesamt sparen. Auf alle Besitzer internetfähiger Mobiltelefone hochgerechnet ergibt das eine Summe von 15,67 Milliarden Euro. Pro Konsument würden zudem 98 Kilogramm CO2e weniger ausgestoßen, zusammengenommen ergäbe sich ein Minus von 6,32 Millionen Tonnen CO2e. Die neuesten Apps dürften auf einem sieben Jahre alten Handy aber kaum mehr laufen.

Würde man sein Notebook zehn statt bislang fünf Jahre verwenden, läge die individuelle Ersparnis bei 295 Euro, alle Nutzer hätten 12,84 Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Das Treibhauspotenzial liegt bei 197 Kilogramm für jeden einzelnen, insgesamt bei 8,6 Millionen Tonnen CO2e. Bei Fernsehern sind finanzielle Einsparmöglichkeiten nicht sehr groß, dafür kämen die Verbraucher gemeinsam bei einer Nutzung von 13 statt sechs Jahren auf ein Minus von 26,41 Millionen Tonnen CO2e.

Auch die Potenziale von E-Bikes schauten sich die Forscher an. Sie beließen es dabei aber bei Schätzungen, da Fahrräder mit Batteriebetrieb erst seit fünf bis acht Jahren in nennenswertem Umfang genutzt würden, der Markt sich rasant entwickle, die Datengrundlage relativ schlecht sei und sich Erwartungen der Verbraucher noch herausbildeten. So gehen die Experten davon aus, dass bei einer von zehn auf 15 Jahre verlängerten Nutzungsdauer jährlich pro Fahrer 650 Euro sowie 22,5 Kilogramm CO2e eingespart werden könnten. Insgesamt habe man "sehr konservative Annahmen" getroffen.

Mit einer verlängerten Lebensdauer von Produkten "gehen Klimaschutz und Verbraucherschutz Hand in Hand", sagte vzbv-Vorstand Klaus Müller. Immer wieder beschwerten sich Verbraucher über Geräte, die vorzeitig kaputtgingen, nicht reparierbar oder durch fehlende Software-Updates nicht mehr nutzbar seien. Zudem hätten Käufer kaum die Möglichkeit, sich bewusst für langlebige Produkte zu entscheiden: Zuverlässige Informationen zur Haltbarkeit und Lebensdauer fehlten bislang. So griffen die Kunden häufig zum billigeren Gerät und zahlten am Ende drauf.

Der vzbv fordert die Bundesregierung deshalb auf, auf nationaler und europäischer Ebene die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Verbraucher sich für langlebige Produkte entscheiden können. Dazu müsse etwa das neue Arbeitsprogramm der EU-Kommission Mindestkriterien für Haltbarkeit im Ökodesign-Recht einführen und ihren Aktionsplan Kreislaufwirtschaft im Rahmen des Green Deals rasch vorantreiben.

Das EU-Parlament hat sich gerade für ein breites "Recht auf Reparatur" ausgesprochen. Es will auch der geplanten Obsoleszenz von Produkten entgegenwirken sowie den Markt für Gebrauchtwaren und nachhaltigere Herstellungspraktiken beflügeln.

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(axk)