"Geplante Obsoleszenz": Europäische Verbraucherschützer verklagen Apple

Über eine halbe Milliarde Dollar kosten Apple die per Update ausgebremsten iPhones allein in den USA. Nun soll der Konzern auch in Europa Kunden entschädigen.

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Apple iPhone 6

(Bild: dpa, Caroline Seidel)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple wird das drei Jahre zurückliegende iPhone-Akku-Debakel nicht los. Ein Verband europäischer Verbraucherschutzorganisationen will nun in Europa eine Entschädigung für Endkunden durchsetzen: Zwei Sammelklagen gegen Apple seien bereits in Belgien und Spanien von lokalen Verbraucherschützern eingereicht worden, zwei weitere sollen in Italien und Portugal folgen, wie die Organisation Euroconsumers mitteilte. Sie wolle dem Hersteller damit die "klare Botschaft schicken, dass geplante Obsoleszenz nicht länger akzeptiert werden kann".

Der Versuch, die Angelegenheit mit Apple außergerichtlich zu regeln, sei gescheitert, betonte Euroconsumers am Mittwoch. Die Klagen decken mehrere Millionen in Europa verkaufte iPhones ab, darunter offenbar iPhone 6, 6s, 7 und SE, pro betroffenem Gerät wird eine Zahlung von "im Durchschnitt mindestens 60 Euro" verlangt.

Er hoffe auf einen "Schneeballeffekt", bei dem sich weiteren europäische Länder den Klagen anschließen, erklärte ein Anwalt der Klägerseite gegenüber der Financial Times. In einem Schreiben an die Kläger habe Apple die Vorwürfe im Vorfeld als "faktisch und juristisch falsch" bezeichnet – das Unternehmen würde "niemals das Nutzererlebnis mindern", um Kunden zu Neukäufen zu treiben. Langlebigkeit sei wichtig, erklärte Apple in einer Stellungnahme gegenüber der Wirtschaftszeitung, nur dann würden Kunden ihre Geräte "lieben".

Die juristischen Schritte sollen an unzählige Sammelklagen in den USA anschließen, die Apple mit einer Zahlung von 500 Millionen US-Dollar außergerichtlich beilegen will – ohne Schuldeingeständnis. In Klagen von US-Bundesstaaten wird der Hersteller offenbar weitere 100 Millionen US-Dollar zahlen. Auch in Europa wurden Apple erste Strafen auferlegt, darunter 25 Millionen Euro in Frankreich. In Großbritannien verpflichtete sich Apple, Änderungen beim iPhone-Leistungsmanagement "klarer und ehrlicher" zu kommunizieren.

Die zuerst mit iOS 10.2.1 leise eingeführte Leistungsdrosselung sollte die unerwartete Notabschaltung von iPhones mit schlechtem Akku verhindern – ein besonders beim iPhone 6s massives Problem, das bei vielen Nutzern im Winter einfach ausging und sich anfangs nicht mehr ohne Netzteil neu starten ließ.

Erst nachdem eine große Zahl frustrierter iPhone-Besitzer die teils erhebliche Verlangsamung ihrer Geräte zum Jahresende 2017 durch Tests und Benchmarks dokumentiert hatte, entschuldigte sich Apple, besserte per Software-Update nach und tauschte ein Jahr lang den Akku zum Pauschalpreis von knapp 30 Euro aus.

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(lbe)