Audi Q4 e-tron: Noble Hüllen für den Modularen Elektrobaukasten

Audi verpackt den MEB in zwei Karosserien. Sie sollen sich vor allem innen von den anderen Konzern-Modellen absetzen. Technische Überraschungen bleiben aus.

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Audi Q4 e-tron

(Bild: Audi)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
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Bei Volkswagen dürften sie angesichts dessen, was Hyundai gerade auf den Markt rollt, einigermaßen unruhig geworden sein. Denn deren Elektroautos setzen mit ihrer 800-Volt-Technik Maßstäbe beim Laden diesseits der Luxusklasse, und Volkswagen hat mit dem noch recht jungen Modularen Elektrobaukasten in dieser Hinsicht nichts Gleichwertiges im Angebot. Das wird sich so schnell auch nicht ändern, mit dieser Basis muss der Konzern vorübergehend auf dem Markt bestehen. Ein in der Vergangenheit recht erfolgreiches Rezept dafür war, die gleiche Technik in unterschiedlichen Verpackungen anzubieten. Deshalb folgt auf VW ID.4 und Skoda Enyaq nun der Audi Q4 e-tron. Fans der Seat-Hülle werden noch in diesem Jahr bedient.

Natürlich setzt Audi ganz dem Zeitgeist entsprechend beim Q4 e-tron auf eine bullige Gestaltung – grazile Formen sind schon länger nicht mehr gefragt. Der Kunde kann zwischen einem SUV und einem SUV-Coupé wählen. Bei letzterem erinnert die wulstige Heckpartie ein wenig an den Honda Civic. Ob ein solches Zitat wirklich nötig war? Die Zielgruppe hat es in der Hand. Mit 4,59 Metern ist der Q4 e-tron minimal länger als ein VW ID.4, der Skoda Enyaq ist mit 4,65 m etwas länger. Innerhalb der Audi-Hierarchie liegt er ziemlich exakt zwischen Q3 und Q5.

Zunächst sind drei Versionen geplant, deren technische Eckdaten nicht von den anderen Konzernmodellen abweichen. Erstaunlich ist dabei höchstens, dass Audi beim Einstiegsmodell auf die kleinste von derzeit drei verfügbaren Batterien setzt. Da der Unterschied aber nur ein paar kWh klein ist, spielt das nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger wäre vielen Interessenten vermutlich ein höheres Ladetempo, wobei man sich allein vom Spitzenwert nicht blenden lassen sollte: Entscheidend ist, wie lange mit welcher Geschwindigkeit nachgeladen werden kann. Im e-tron hat Audi schon unter Beweis gestellt, dass es auch mit "nur" 150 kW Ladeleistung sehr schnell gehen kann.

Q4 35 e-tron Q4 40 e-tron Q4 50 e-tron
Leistung Heckmotor in kW 150
Leistung Frontmotor in kW - 70
Energiegehalt Batterie in kWh netto 52 77
Ladeleistung AC in kW 7,4 11
Ladeleistung DC in kW 100 125

Im Spitzenmodell kann der Fahrer also auf 220 kW – in alter Währung 299 PS – und Allradantrieb zurückgreifen. Wem das nicht genügen sollte, der darf hoffen: Bei Volkswagen denkt man intensiv drüber nach, noch mehr Leistung auf dieser Basis anzubieten. Vielleicht, und es ist derzeit wirklich nicht mehr als eine Spekulation, lässt der Konzern dann zumindest in diesem Bereich seiner selbsternannten Premium-Marke Raum für Abgrenzung zu den anderen Ablegern. Die Höchstgeschwindigkeit der für den Start geplanten Q4 e-tron liegt bei 180 km/h.

In einem Bereich kann und muss sich Audi von den anderen Modellen des Konzerns spürbar absetzen. So ist es denn auch: Der Innenraums ist im Q4 e-tron sicht- und fühlbar feiner ausgekleidet als bei VW oder Skoda. Das erwarten die Kunden, immerhin legen sie für ein technisch identisches Fahrzeug ein paar Tausend Euro mehr auf den Tisch. Unterschiede gibt es auch im Bedienkonzept: VW und Skoda verlegen die Steuerung fast aller Funktionen auf den Bildschirm, Audi leistet sich Tasten für die Klimaautomatik. Einen eigenen Weg geht die Marke auch beim Lieferanten des Soundsystems: Sonos hat einen guten Ruf für Heimelektronik, ob sich das auch im Auto bestätigt, wird sich zeigen. Schon so manch klangvoller Name litt unter den Vorgaben der Fahrzeughersteller.

Audi Q4 e-tron (11 Bilder)

Audi platziert, was die Länge anbelangt, den Q4 ziemlich exakt zwischen Q3 und Q5.

Mit einem Einstiegspreis von 41.900 Euro für den Audi Q4 35 e-tron zeigt die Marke wieder ein Urvertrauen in ihre eigene Anziehungskraft. Für das Coupé wird noch ein Aufschlag von 2000 Euro fällig. VW und erst recht Skoda liegen mit ID.4 und Enyaq deutlich darunter. Umgedreht heißt das auch: Für den Preis des Basis-Q4 bekommt man im Skoda schon fast die große Ausbaustufe von Batterie und Motor. Und bei Hyundai den Ioniq 5. Zumindest um ausreichend Konkurrenz braucht sich Audi also nicht zu sorgen.

(mfz)