US-Armee produziert First-Person-Shooter

Die US-Armee präsentiert auf der E3 einen realistischen First-Person-Shooter, mit dem neue Rekruten geworben werden sollen.

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Auf der diesjährigen Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles präsentiert sich auch die US-Army und stellt den realistischen First-Person-Shooter America's Army vor, mit dem ab August Rekruten geworben werden sollen. Um eine möglichst weite Verbreitung zu erreichen, wird das Spiel kostenlos über das Internet, Spiele-Magazine, im Bundle mit Hardware und über die Rekrutierungsbüros der US-Army verteilt. In dem Shooter soll die Soldatenausbildung mit realistisch nachgebauten Waffen "authentisch" simuliert werden. Trotzdem soll das Spiel für Teenager freigegeben werden, da kein rotes Pixelblut zu sehen sei. An der Verwendung realistischer Waffen stört sich der US-amerikanische Jugendschutz offenbar nicht.

"America's Army" verwendet die neueste Unreal-Engine von Epic Games, womit sehr realistische Grafiken möglich sind. Das Spiel ist in zwei Teile gegliedert, die miteinander verwoben sind: Ein zweidimensionales Rollenspiel mit Namen "Soldiers", indem der Spieler eine Soldatenkarriere durchleben kann, und einem First-Person-Shooter-Teil namens "Operations". Commander Brian Osborne, Entwickler von "Soldiers", sagte, die US-Armee wolle neue Wege bei der Werbung von Rekruten gehen und mit dem Spiel speziell 17- bis 24-jährige männliche Jugendliche ansprechen, die durch das Spiel Lust bekommen sollen, der Armee beizutreten.

Das Spiel wird bereits seit Mai 2000 von zwei Teams in der Naval Post-Graduate School in Monterey, Kalifornien, entwickelt. Seit zwei Monaten befinde man sich im Beta-Test. Abgabe-Stichtag für die Programmierer ist der 1. Juli 2002. "Operations" konzentriert sich auf das Multiplayer-Spiel, in dem sich ähnlich wie bei Counter-Strike zwei Teams gegenüberstehen sollen. Die Spieler sollen jedoch nicht die Rollen von Terroristen übernehmen können. Deswegen sieht die jeweils eigene Mannschaft immer wie ein Trupp von US-Soldaten aus, die gegnerische immer wie Terroristen. Das Solospiel soll hauptsächlich aus Trainings-Missionen und Exerzierübungen bestehen, wie sie bei der Armee vorkommen. So müssen Spieler erst eine virtuelle Scharfschützenausbildung durchlaufen, bevor sie online die Rolle eines Scharfschützen übernehmen können. Für die Online-Spiele stellt die US-Armee 140 Server zur Verfügung, die von Administratoren überwacht werden, um rüpelhaftes Verhalten und Mogelleien zu unterbinden.

"Americas Army" stellt eine neue Qualität der militärischen Werbung dar. Bisher arbeitete das US-Militär nur mit Drittherstellern wie Novalogic zusammen, die militärische Simulationen zu neuen Rüstungsprojekten wie dem F-22 Stealth-Fighter produzierten. Da das Spiel neueste Computerspieltechnik einsetzt und kostenlos verteilt wird (die US-Armee fordert gar zum freien Kopieren auf), könnte das Spiel in kürzester Zeit eine große Verbreitung erreichen und durch das Ausblenden von expliziten Gewaltdarstellungen das Bild einer "gesitteten" Armee und eines "sauberen" Krieges propagieren.

Siehe dazu auch: Im Kopf eines Soldaten in Telepolis. (hag)