Corona-Warn-App: Hat die App in Deutschland eine Zukunft?

Im Mai 2023 läuft der Vertrag für die Corona-Warn-App ab. Zur Zukunft gibt es noch offene Fragen. Aktuell wird die App mit einer neuen Funktion aktualisiert.

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(Bild: Marco.Warm / Shutterstock.com)

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Aktuell rückt die Corona-Warn-App (CWA) durch Warnmeldungen nach Risikokontakten wieder vermehrt in das Bewusstsein derer, die sie auf ihrem Smartphone installiert haben. In weniger als einem Jahr könnte die App allerdings schon Geschichte sein, wenn es nicht zu einer Einigung kommt. Ende 2023 läuft der Vertrag über den Betrieb der App aus. Wie es danach weitergeht, ist offenbar noch offen. Diese Woche ist gerade erst wieder ein Update erschienen, das den PDF-Export aller Zertifikate erlaubt.

Die Corona-Warn-App wurde vor zwei Jahren im Auftrag des Bundes von den Vertragspartnern SAP und Deutsche Telekom zusammen mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) auf Grundlage des Exposure Notification Frameworks entwickelt. Die gemeinsame Systemschnittstelle von Google und Apple ermöglicht es, dass Coronainfizierte ihre Kontakte der letzten Zeit warnen, die sich bei ihnen angesteckt haben könnten. Das Verfahren nutzt Bluetooth und wahrt die Anonymität aller Beteiligten. Bei Veröffentlichung der App im Jahr 2020 gab es viele Fragen zum Datenschutz. Informationsarbeit und Quelloffenheit trugen dazu bei, dass die Warn-App mehrheitlich positiv wahrgenommen wird.

Der laufende Vertrag über den Betrieb der Corona-Warn-App ist auf maximal drei Jahre angelegt. Ein Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" lässt nun durchblicken, dass die App danach auslaufen könnte. Die Beteiligten führten gerade Gespräche über eine Verlängerung. Entwicklung und Betrieb hätten den Bund bislang 150 Millionen Euro gekostet. Eine Ursache dafür sei die technische Rückständigkeit des deutschen Gesundheitssystems, weshalb Callcenter eingesetzt werden mussten.

"Das heißt aber nicht, dass die CWA dann abgeschafft wird", stellte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auf Anfrage von heise online klar. "Ziel des BMG ist es, die Gesamtlaufzeit des CWA-Vertrages bis zum 31. Mai 2023 auszuschöpfen. Die CWA hat sich als wirksames Instrument der Pandemiebekämpfung etabliert und dient vielen nicht nur als Warnhinweis zu möglichen Infektionen, sondern auch als Speicherort für ihre Impfzertifikate." Die App für Android und iOS wurde über 40 Millionen Mal heruntergeladen. Knapp 1,3 Millionen Infizierte warnten hierüber. Fragen zu den Kosten beantwortete das Ministerium nicht.

Einige Länder haben ihre Warn-Apps unterdessen längst eingemottet. So hat die Schweiz "Swiss-Covid" vorläufig eingestellt, wie es offiziell heißt. Auch in den EU-Ländern Österreich, Tschechien, Finnland und Ungarn wurden die Apps nach Angaben der Europäischen Kommission wieder aus den App Stores genommen.

Die Mehrzahl der EU-Länder hat jedoch weiterhin Warn-Apps im Einsatz. Einige befinden sich sogar erst in der Planung oder Entwicklung. Und angesichts von Inzidenzwerten von über 600 selbst im Sommer ist die Warn-App eine der letzten Infektionsschutzmaßnahmen Deutschlands, die noch nicht abgeschafft wurden. Allerdings wird das Konzept der App vor dem Hintergrund der Omikron-Welle auf den Prüfstand gestellt.

Aktuell erhält die Corona-Warn-App mit Version 2.24 eine neue Funktion. Mit dem Update können in einem Schritt alle Zertifikate in der App in einem PDF-Dokument gespeichert werden. Bislang war es nur möglich, Druckversionen für einzelne Zertifikate zu erstellen. Ausgenommen von der neuen Funktion sind gesperrte Zertifikate und Testzertifikate, die älter als drei Tage sind. Der Export wird im Zertifikatsbereich oben rechts in der App ausgelöst.

Anfang Juni wurde mit Version 2.23 bereits die Möglichkeit hinzugefügt, technisch abgelaufene Zertifikate zu verlängern. Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass Impf- und Genesenenzertifikate technisch nur 365 Tage gültig sind. Bei vielen Nutzerinnen und Nutzern, die 2021 an Covid-19 erkrankt waren oder die in dem Jahr geimpft wurden, kam das jetzt zeitlich zum Tragen.

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(mki)