E-Stehrollern droht Verbot in Paris

Paris denkt über ein Verbot von E-Stehrollern nach. Wohl deshalb verschärfen die Vermieter die Nutzungsregeln und verlangen nun das Einscannen des Ausweises.

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(Bild: paris.fr)

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Wer in Paris einen E-Stehroller mieten will, muss seit dem heutigen Montag zur Registrierung seinen Ausweis einscannen. Damit soll sichergestellt werden, dass nur Erwachsene die Gefährte nutzen. Rowdys sollen leichter identifiziert und von der Vermietung ausgeschlossen werden, wie die Zeitung "Le Parisien" berichtet.

Auch sollen Verkehrsverstöße mit den Rollern leichter verfolgt werden können. Diese sollen im Dezember mit Nummernschildern versehen werden. Ungenutzt auf Bürgersteigen und Plätzen herumliegende E-Stehroller sollen künftig schneller weggeräumt werden, die Vermieter wollen dazu doppelt so viel Personal einsetzen.

Monatlich nutzen rund 400.000 Menschen die rund 15.000 E-Stehroller in Paris, 1,7 Millionen Fahrten seien allein im Oktober mit den Rollern zurückgelegt worden, berichtete die Zeitung. Vor drei Jahren führte die Stadt ein Bußgeld für Roller ein, die auf Gehwegen abgestellt werden. Offenbar machen der Stadt dennoch herumliegende Roller zu schaffen, aber auch zahlreiche Unfälle; viele Nutzerinnen und Nutzer beachten die Verkehrsregeln nicht. Diskutiert wird in Paris auch die zweifelhafte Umweltbilanz.

In den vergangenen Tagen wurde das Thema im Pariser Stadtrat diskutiert, dabei forderte unter anderem der Abgeordnete Nicolas Jeanneté, die Lizenzen aufzuheben. In der Stadtversammlung hieß es, die Unfälle mit Rollern seien von 2021 bis 2022 um gut 50 Prozent angestiegen.

Ob die im Februar 2023 auslaufende Lizenz für die drei Vermieter Dott, Lime und Tier verlängert wird, ist noch nicht entschieden und wird im Rathaus diskutiert, wie der städtische Beigeordnete und stellvertretende Bürgermeister David Belliard kürzlich sagte. 2021 hatte die Stadt den Verleihern Lizenzen erteilt unter der Bedingung, dass sie umweltverantwortlich handeln, die Sicherheit der Nutzung gewährleisten und auch Wartung und Aufladung der Roller. Für die Verleiher wurden 2500 Stellplätze eingerichtet, die jeweils sechs Roller aufnehmen können.

Die Entscheidung der Stadt, die voraussichtlich in den nächsten Wochen fallen wird, sei für die großen E-Scooter-Anbieter von immenser Bedeutung, denn Paris gilt als weltweit wichtigste Stadt für die sogenannte Mikromobilität mit elektrisch angetriebenen Kleinstfahrzeugen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Les Échos". Wenn Paris die E-Stehroller verbiete, drohten viele andere Städte nachzuziehen, sagte der Chef von einem der Anbieter der Zeitung. Wenn die Lizenz für Paris verlängert wird, wollen die Anbieter demnach in Verbesserungen investieren – darunter E-Scooter für Gehbehinderte und eine Technik, mit der auf Gehwegen liegende Scooter schnell lokalisiert werden können.

E-Stehroller im öffentlichen Verkehr (76 Bilder)

Seit dem 15. Juni 2019 sind Elektro-Stehroller, auch E-Tretroller oder E-Scooter genannt, auf öffentlichen Straßen in Deutschland zugelassen. Schon wurden die ersten in deutschen Städten gesichtet.
(Bild: Lime)

Solcherlei wäre besonders für Blinde und Sehbehinderte wichtig. Deren deutscher Verband beschwert sich schon länger über Roller, die achtlos auf Gehwegen abgestellt werden oder herumliegen und gefährliche Stolperfallen darstellen. Der US-Verleiher Bird zieht sich bereits aus Deutschland zurück, weil ihm die hiesigen Rahmenbedingungen nicht passen.

(anw)