Erdgas-Pipelines: Deutschland und Norwegen wollen Sicherheit verbessern

Norwegen und Deutschland wollen vor dem Hintergrund der Sabotageakte an Nord Stream 1 und 2 ihre Zusammenarbeit vertiefen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen

Terminal in Emden für Europipe-Gas.

(Bild: Gasscom)

Lesezeit: 3 Min.

Nach den Sabotageakten an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 im vergangenen September haben Norwegen und Deutschland vereinbart, mehr auf die Sicherheit der Pipelines zwischen beiden Ländern zu achten. In ihrer gemeinsamen "Pipeline-Kommission", die seit fast 30 Jahren existiert, wurde diese Woche beraten, "wie die Sicherheit der Gaspipelines zwischen Norwegen und Deutschland weiter verbessert und enger koordiniert werden kann", heißt es in einer Mitteilung des deutschen Bundeswirtschaftsministeriums. Angestrebt wird, dass sich Vertreter aus verschiedenen Ressorts und Behörden vernetzen.

Ende September 2022 wurden an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 Lecks entdeckt. Die Untersuchungen zu den Verursachern der Explosionen am Meeresgrund sind immer noch nicht abgeschlossen. Schweden und Dänemark haben bislang lediglich festgestellt, dass die Sprengungen vorsätzlich herbeigeführt wurden. Russland bezichtigt Großbritannien und die USA, für die Sabotage verantwortlich zu sein. Im Westen wurde es zunächst für möglich gehalten, dass Russland die Pipeline selbst beschädigt hat, um Europa einzuschüchtern. Zuletzt mehrten sich Aussagen, dass Russland womöglich doch nicht infrage kommt.

Ungefähr zu der Zeit, als die Lecks in den Pipelines entdeckt wurden, hatten norwegische Öl-Förderer vermehrt unidentifizierte Drohnen gesichtet. Zu ernsthaften Zwischenfällen war es nicht gekommen, die Vorfälle verdeutlichten aber, dass die Energieinfrastruktur auch in der Nordsee gefährdet sein könnte. Erdgas aus norwegischer Förderung in der Nordsee gelangt über die Pipelines Norpipe sowie Europipe I und II nach Deutschland. Aus Norwegen kommen nach Zahlen der Bundesnetzagentur täglich etwa 1300 GWh Erdgas. 2022 wurden in Deutschland insgesamt 847.000 GWh Erdgas verbraucht, 481.000 davon stammten aus Norwegen.

"Zusammen mit unseren norwegischen Partnern sorgen wir gemeinsam für mehr Sicherheit der kritischen Unterwasserinfrastruktur", sagte Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. "Dies ist ein eindeutiges Zeichen der Vorbereitung und Wehrhaftigkeit an all diejenigen, die Deutschland und Europa mit der Zerstörung seiner kritischen Infrastruktur schaden könnten." Die erweiterte Zusammenarbeit hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Anfang Januar während seines Besuchs in Norwegen angekündigt. Seinerzeit vereinbarten Norwegen und Deutschland eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Klima, erneuerbare Energien und grüner Industrie. So wollen sie zum Beispiel eine Infrastruktur aufbauen, über die Wasserstoff nach Deutschland gelangen kann.

Norwegen und Deutschland hatten 1993 ein Abkommen "über den Transport von Gas durch eine Rohrleitung vom norwegischen Festlandsockel und anderen Gebieten in die Bundesrepublik Deutschland" geschlossen. Dieses Abkommen überwacht seitdem eine gemeinsame Kommission, die mindestens einmal jährlich zusammenkommen soll. Historisch liefert Norwegen seit 1977 Erdgas nach Deutschland.

(anw)