Fernwärme: Verbraucherschützer sehen Preise weiter auf hohem Niveau

Der Vebraucherzentrale Bundesverband sieht weiter hohe Preise und Preisunterschiede auf dem Fernwärmemarkt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Fernwärmeleitung führt über einen Bach.

Fernwärmeleitung in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Die Preise für Fernwärme haben sich auch im vergangenen Quartal auf hohem Niveau bewegt. Das schließt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) aus seiner regelmäßigen Untersuchung von Preisdaten aus 31 Fernwärmenetzen. Private Haushalte haben demnach in einem typischen Mehrfamilienhaus im Median in großen Wärmenetzen effektiv 17 Cent pro kWh bezahlt. In kleinen Wärmenetzen seien es 20 Cent pro kWh gewesen.

Dabei können die Preise je nach Netz recht unterschiedlich sein, hat der vzbv weiter herausgefunden. Für einen Haushalt in einem typischen Mehrfamilienhaus in einem Leipziger Fernwärmenetz sei der Preis von 17 Cent im vierten Quartal 2023 auf 20 Cent im ersten Quartal 2024 gestiegen. Beim untersuchten Netz in Stuttgart sei der effektive Preis pro kWh während des gleichen Zeitraums von 22 auf 17 Cent gesunken.

Der vzbv unterscheidet große und kleine Netze. Große Netze in Großstädten, die zum Beispiel aus Abwärme von Müllverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerken gespeist werden, unterschieden sich in den Preisbildungsmechanismen von Nahwärmenetzen/Netzen in kleinen Städten oder Quartieren, die zum Beispiel mit erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken beziehungsweise erneuerbaren Energien betrieben werden.

Fernwärme ist einer der Bestandteile der Energiepolitik der Bundesregierung. Die Kommunen sind seit Herbst gesetzlich angehalten, eine Wärmeplanung aufzustellen. Die Vorgabe aus dem Gebäudeenergiegesetz, laut der neu einzubauende Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, gilt für Bestandsbauten erst dann, wenn die Kommunen ihre Pläne zu ihrer Wärmeplanung vorgelegt haben; spätestens Mitte 2026 in großen beziehungsweise Mitte 2028 in kleinen Kommunen.

Der vzbv kritisiert, die Fernwärmepreise würden nicht systematisch kontrolliert, obwohl es sich bei Wärmenetzen um Monopole handele. Die Verbraucherschützer fordern deshalb eine bundeseinheitliche Preisaufsicht durch eine unabhängige Stelle. Für Verbraucher seien die Preise im Fernwärmemarkt nicht nachvollziehbar. Das müsse die Bundesregierung aber sicherstellen und die Fernwärme-Verordnung novellieren. Ebenso müsse das aktuelle System überarbeitet werden, bei dem die bei den Versorgern entstehenden Kosten für Fernwärme über Marktindizes abgebildet werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Marktbeobachtung des vzbv erhebt seit Januar 2023 quartalsweise die Preisdaten von 31 Fernwärmenetzen aus ganz Deutschland. Für jedes Bundesland haben die Verbraucherschützer zwei Netze ausgewählt, darunter immer das größte Netz der einwohnerstärksten Stadt sowie – außer in Bremen – ein möglichst kleines Netz. Für den Preisvergleich hat der vzbv nach eigenen Angaben die Effektivpreise (Jahresgesamtpreis im Verhältnis zur Wärmeabnahme) inklusive Mehrwertsteuer herangezogen. Dabei hat er eine jährliche Wärmeabnahme in Höhe von 288 MWh für ein typisches Mehrfamilienhaus angenommen.

Fernwärmepreise in 31 Netzen, Auswertung des vzbv 1. Quartal 2024 (6 Bilder)

(Bild: vzbv)

Gegen die Fernwärmeanbieter E.on und Hansewerk Natur hat der vzbv Sammelklagen eingereicht. Sie sollen ihre Preise "exorbitant" angehoben haben. Betroffene Verbraucher können sich für beide Sammelklagen anmelden.

(anw)