Spatenstich für erstes LNG-Landterminal Deutschlands

In Stade entsteht das erste landbasierte LNG-Terminal Deutschlands. Es soll auch Ammoniak für den Wasserstoffimport verarbeiten können. Dennoch gibt es Kritik.

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Der geplante Hanseatic Energy Hub

3D-Visualisierung des Hanseatic Energy Hubs in Stade. Am Freitag fand der Spatenstich statt.

(Bild: HEH)

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Mit dem offiziellen Spatenstich für das erste Flüssigerdgas-Landterminal bekommt der LNG-Import jetzt auch eine langfristige Perspektive in Deutschland. Ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine richtete Deutschland in den vergangenen zwei Jahren mehrere seeseitige Terminals mit Spezialschiffen ein. Im niedersächsischen Stade entsteht mit dem Hanseatic Energy Hub das erste Terminal, das nicht provisorischer Natur sein soll. Mit Blick auf die Klimaziele des Bundes ist es allerdings umstritten. Am Freitag fand der offizielle Baubeginn mit Gästen aus Politik und Wirtschaft statt.

Das Vorhaben soll nach Angaben des Betreiberkonsortiums, das aus mehreren Firmen besteht, rund eine Milliarde Euro kosten und ab dem Jahr 2027 betriebsbereit sein, um LNG, synthetisches Erdgas und verflüssigtes Biomethan zu importieren. Im März wurde die finale Investitionsentscheidung getroffen und der spanische Fernleitungsnetzbetreiber Enagás als technischer Betreiber des Terminals festgelegt. Später einmal könne das Terminal auch Ammoniak importieren, das als CO₂-neutraler Energieträger für Wasserstoff genutzt werden kann.

Beim offiziellen Spatenstich mit dabei (v.l.n.r.): Jan Themlitz (Hanseatic Energy Hub), Julia S. Schlenz (Dow), Johann Killinger (Buss Gruppe), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Tschechiens Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela, David Daum (Partners Group), Arturo Gonzalo Aizpiri (Enagás)

(Bild: HEH)

Das Landterminal soll das schwimmende Terminal in Stade ablösen. Seit März ist die sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) "Energos Force" vor Ort. Diese wartet allerdings immer noch auf ihren Einsatz, der sich wegen Restarbeiten verzögert. Ursprünglich sollte es schon Ende 2023 bereit sein. Weitere schwimmende Terminals existieren bereits in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin

Geplant ist in Stade der Bau der zwei größten LNG-Tanks Europas mit 240.000 Kubikmetern Füllmenge. In Spitzenzeiten sollen mehr als 1100 Menschen auf der Baustelle arbeiten. Für die Konstruktion müssen 3600 Pfähle im Boden versenkt und 60.000 Kubikmeter Beton verarbeitet werden. Die Stahlkonstruktion besteht aus 11.000 Tonnen Material.

Laut Betreiberangaben kann das Stader Landterminals 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr umschlagen. 90 Prozent hätten die drei europäischen Energieversorger EnBW, SEFE und ČEZ bereits langfristig gebucht. Das Terminal wurde mehr als sechs Jahre geplant – war also schon vor dem Ukraine-Krieg vorgesehen.

Umweltschützer, darunter der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), kritisieren, dass der Bau eines solchen Terminals der in Niedersachsen angestrebten Treibhausgasneutralität zuwiderlaufe und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für Jahrzehnte festschreibe. Ferner kritisieren sie Sicherheitsmängel und haben deswegen Klage eingereicht.

(mki)