ADAC: Trennung von Pannenhilfe und Kommerz beschlossen

Strikte Trennung von Pannenhilfe und kommerziellen Aktivitäten: Der ADAC will zu seinen Wurzeln als Mitgliedergemeinschaft zurückkehren und sich vorrangig um Serviceleistungen kümmern. Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und das Firmengeflecht sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden

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Von
  • Martin Franz

Strikte Trennung von Pannenhilfe und kommerziellen Aktivitäten: Der ADAC will zu seinen Wurzeln als Mitgliedergemeinschaft zurückkehren und sich künftig in erster Linie um Serviceleistungen für Kraftfahrer kümmern. Die wirtschaftlichen Tätigkeiten und das Firmengeflecht des Autoclubs sollen in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert werden, damit der ADAC seinen steuermindernden Status als eingetragener Verein behalten kann. Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte am Samstag in München einstimmig ein entsprechendes Reformprogramm, das nun schrittweise umgesetzt werden soll.

Dr. August Markl wurde am Samstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zum Präsidenten gewählt.

(Bild: ADAC)

„Der ADAC ist eine Mitgliederorganisation und möchte auch künftig ein Verein bleiben“, sagte August Markl, der bei der Versammlung mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde. Er hatte das Amt zuvor kommissarisch inne, nachdem der langjährige ADAC-Präsident Peter Meyer im Zuge der Krise im Februar abgetreten war. Für einen raschen Weg aus der Krise war die außerordentliche Hauptversammlung einberufen worden, es war die erste seit 1948. Mit dem Programm „Reform für Vertrauen“ wolle der ADAC auch „sein früheres Ansehen zurückzugewinnen“, sagte Markl.

Der Gewinn solle nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern die Mitgliederorientierung, sagte Mahbod Asgari von der ADAC-Geschäftsführung. So will der Autoclub auch seine Rabatte beim Batteriekauf künftig bei der Pannenhilfe voll an liegengebliebene Autofahrer weitergeben. Nach Bekanntwerden der Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ und anderen Enthüllungen wie der zweckwidrigen Nutzung von Rettungshubschraubern war der ADAC in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt.

Viel Kritik gab es auch am konzernähnlichen Wirtschaftsgebaren von Europas größtem Autoclub mit knapp 19 Millionen Mitgliedern. Das Amtsgericht München prüft zurzeit, ob der ADAC noch ein Verein oder in Wirklichkeit ein Wirtschaftsunternehmen ist. Es will seine Entscheidung auch von den Reformen abhängig machen. Das Reformprogramm soll den Autoclub nach einem Drei-Säulen-Modell umbauen. Dieses sieht neben dem Verein – dem ADAC e.V. – und der separaten Beteiligungsgesellschaft in Form einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft als dritte Säule eine gemeinnützige ADAC-Stiftung vor. Sie soll als Stiftungskapital Anteile in Höhe von 25,1 Prozent an der Aktiengesellschaft und damit eine Sperrminorität in deren Aufsichtsrat erhalten. 74,9 Prozent an der Aktiengesellschaft soll der Verein selbst halten.

Zur Sicherung seiner Wettbewerbsfähigkeit sei der ADAC auch künftig auf wirtschaftliche Aktivitäten angewiesen, betonte Markl. „Aber er muss sie stärker vom Verein und seinen Aktivitäten trennen.“ Die Dauer des Reformprozesses lasse sich nicht absehen, weil die Neugestaltung der rechtlichen Strukturen viel Zeit verlange. Die geplante Stiftung werde sich um Themen wie Förderung der Unfallverhütung, Unfallhilfe, Rettung aus Lebensgefahr und die entsprechende Forschung dazu kümmern, sagte Kurt Heinen, ADAC-Vizepräsident für Tourismus. „ADAC e.V. und ADAC-Stiftung werden sich gegenseitig befruchten und antreiben“, sagte Rupert Graf Strachwitz, Mitglied des Beirats, den der Autoclub zur Krisenbewältigung ins Leben gerufen hatte. Der Autoclub will seine Mitglieder künftig auch besser informieren und stärker einbinden.

(dpa) (mfz)