Ein Vergleich des neuen M3 GTS 450 PS mit seinen Ahnen

BMW M3 GTS und seine Vorgänger

Rechtzeitig zum 25jährigen Jubiläum des BMW M3 krönt der Hersteller die Reihe mit dem 450 PS starken M3 GTS. Zur Präsentation brachten die Bayern auch die alten M3 mit

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
40 Bilder
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • hdi/mfz
Inhaltsverzeichnis

Ascari (Spanien), 9. Juli 2010 – Der BMW M3 wird in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert alt. Zu diesem Anlass haben die Bayern eine Miniserie des M3 vorgestellt, deren 120 Stück schon kurz nach ihrer Vorstellung ausverkauft waren. BMW hat zur Präsentation des M3 GTS alle vier Generationen des sportlichsten aller 3er nach Spanien mitgebracht. Wir haben die Chance genutzt und alle vier gefahren.

Neuer GTS mit 450 PS

Rechtzeitig zum 25jährigen Jubiläum des BMW M3 krönt der Hersteller die Reihe mit dem 450 PS starken M3 GTS. Trotz des stolzen Einstiegspreises von 136.850 Euro sind alle schon verkauft. Das Auto ist rund 80 Kilogramm leichter als ein „normaler“ M3 und wiegt mit 1530 Kilogramm exakt so viel wie ein 135i Coupé. Wie alle aktuellen M3 hat auch der GTS einen V8-Motor unter der Haube, der jedoch 4,4 statt 4,0 Liter Hubraum besitzt. Die Maximalleistung wird erst bei 8300 U/min erreicht. Ein Siebengang-DKG und ein einstellbares Gewindefahrwerk gehören zur Serien-Ausstattung. Der GTS spurtet in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht bis zu 305 km/h. Die übliche 250 km/h-Regelung hat BMW kurzerhand ausgesetzt.

M3 sollte M1-Nachfolger werden

Die Geschichte des ersten M3 begann 1985. Er sollte als Nachfolger des legendären Mittelmotorsportlers M1 bei der hauseigenen Motorsport GmbH entstehen und im seriennahen Tourenwagensport eingesetzt werden. Um dort mitzufahren, mussten innerhalb eines Jahres mindestens 5000 Fahrzeuge gebaut werden. Mehr sollten es ursprünglich eigentlich auch nicht werden. Aber es kam anders: Die Münchener waren von dem Erfolg selbst überrascht, lange Lieferzeiten waren die Folge.

M3 Cabrio ab 1988

Ab 1987 gab es dann schon elektrisch verstellbare Dämpfer, 1988 kamen zwei Sonder-Auflagen: Der "Evo" war am opulenten Spoilerwerk zu erkennen und hatte eine 220 PS-Maschine. Die Normalversion wurde auf 215 PS mit Kat gesteigert. Und es kam das Spaßauto: Das 215 PS starke Cabrio war 239 km/h schnell und damit mit Abstand der flotteste offene Viersitzer, den es in Kleinserie damals zu kaufen gab. Bis zum Produktionsende 1991 entstanden 768 M3 Cabriolets.

Erfolge im Motorsport

Fünf Jahre lang führte der M3 die internationale Tourenwagen-Rennszene souverän an. Eine zivile Version der Rennautos kam mit dem Nachnamen "Sport Evolution" auf die Straßen, charakteristisch war sein zweistöckiger Heckflügel. Die Stückzahl dieses 238-PS-Sportwagens war auf 600 Autos limitiert. Bis Ende 1991 verließen 17.970 BMW M3 der ersten Generation das Werk, darunter die erwähnten 786 Cabriolets.

Leicht und schnell

Das Gefühl hinter dem Steuer des M3-Coupé von 1986 ist ein Ausflug in die Vergangenheit, wirkt aber schnell vertraut. Das große Lenkrad mit vergleichsweise dünnem Kranz ist zunächst etwas ungewohnt. Der schlanke Schalthebel gleitet nicht ganz so geschmeidig durch die Gassen, wie es Kenner bei den zahmeren BMW 3ern dieser Generation (BMW-Code: E30) gewohnt sind. Der erste Gang liegt wie damals M-typisch unten links. Der Vierzylinder lässt sich sehr entspannt fahren. Wer zwischen 2000 und 2500 U/min schaltet und nur verhalten Gas gibt, merkt von dem Potential, was sich im oberen Drehzahlbereich entfaltet, zunächst nur wenig. Wer es ruhig angehen lässt, fährt den Youngtimer locker mit 9 l/100 km. Aber er kann natürlich auch anders: Dank seines geringen Gewichts beschleunigt er bei Bedarf sehr nachdrücklich. 1986 hatte er 195 PS, ohne Kat waren es 200.

Zeitgemäße Fahrleistungen

Das 24 Jahre alte Auto fährt sich nahezu wie ein Wagen von heute. Die Maschine hängt geschmeidig am Gas und giert nach hohen Drehzahlen. Die Fahrleistungen können sich auch heute noch sehen lassen: 6,7 Sekunden braucht der Zweitürer auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze 230 km/h. Ein Ausflug auf einer kurvigen Landstraße zeigt, dass die Fahrwerksingenieure schon damals ihr Handwerk verstanden. Der Hecktriebler ist straff abgestimmt und dennoch selbst auf schlechten Straßen mit ausreichendem Komfort unterwegs. An elektronischen Helfern ist gerade mal ein ABS an Bord, an eine Dynamische Traktionskontrolle war damals nicht zu denken.

Zweiter M3 bekommt sechs Zylinder

Der zweite M3 auf Basis der 3er Reihe von 1990 war ein komplett neues Auto. Als Herz unter der Haube schlug ein bärenstarker Sechszylinder. 286 PS leistete der Vierventiler, auch dank der Nockenwellen-Steuerung „VANOS“. Mit 320 Nm bei 3600 Touren war das neue M3 Triebwerk ein Spitzenreiter unter den Saugmotoren. In sechs Sekunden spurtete das Coupé aus dem Stand auf Tempo 100 und erst bei 250 km/h war Schluss. 9,1 Liter Superbenzin verlangte der BMW M3 im Drittelmix. Mit rund 80.000 D-Mark kostete das M3-Coupé damals das anderthalbfache eines auch nicht langsamen 325i Coupés. Eine Rennsportvariante des M3 wurde im April 1993 vorgestellt. Ihr Sechszylinder leistete 325 PS, das Auto wog entsprechend dem Reglement 1300 Kilogramm.

Neues M3 Cabriolet ab 1994

Die mittlerweile in "M GmbH" umbenannte Motorsport-Tochter von BMW brachte 1994 das Cabriolet des M3 auf den Markt – serienmäßig mit elektrischem Verdeck. Statt 6,0 brauchte der offene M3 6,2 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit betrug wie beim Coupé 250 km/h. Als die Produktion 1999 auslief, hatten exakt 12.114 Cabrios das Werk verlassen. 1994 kam auch die erste viertürige Limousine, von der bis 1999 12.435 Autos verkauft wurden.

Limitiertes GT Coupé

Im Frühjahr 1995 überraschte eine limitierte Kleinserie als BMW M3 GT Coupé zu Homologationszwecken. In der Sonderversion, die es nur in der Farbe „British Racing Green“ zu kaufen gab, leistete der überarbeitete Dreiliter-Sechszylinder nun 295 PS und beschleunigte den BMW M3 GT in 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Der Preis des in nur 350 Exemplaren gefertigten Sondermodells lag bei 91.000 DM.

Mehr Leistung ab 1995

1995 bekam der M3 einen 3,2-Liter-Motor. Der Sechszylinder mit vier Ventilen pro Zylinder leistete 321 PS bei 7400 Touren. In nur 5,5 Sekunden beschleunigte er das Auto auf Tempo 100. Außerdem kam ein neues Sechsgang-Getriebe zum Einsatz. Das neue Modell war nur an durch weiße Blinkergläser, einem schwarzen Kühlluft-Einlass im Frontspoiler sowie anders gestylten Rädern zu erkennen. Ab 1997 gab es das Sequenzielle M Getriebe (SMG). Mit diesem Getriebe lief der Gangwechsel in einer Ebene ab, die Kupplung wurde vollautomatisch bedient. Anfänglicher Skepsis folgte ein Boom – zu Ende seiner Produktionszeit hatte fast jeder zweite dieser M3-Generation ein SMG-Getriebe.

Optisch unauffällig

Beim Umstieg aus der ersten Generation fällt zunächst das modernere Cockpit auf. Es gibt viel mehr Tasten, mit denen sich Klima, Traktion und Radio-Klang regeln lassen. Das Lenkrad ist etwas kleiner, die Sitzposition ähnlich tief. Der „techno-violette“ M3 gibt sich äußerlich so unauffällig wie keine Generation vor oder nach ihm. Auf den ersten Blick könnte es auch ein 316i Coupé mit optionalem M-Paket sein. Doch der Unterschied wird schon beim Anlassen deutlich: Der Sechszylinder klingt tiefer, während der Vierzylinder des ersten M3 eher heiser "bellt". Die Fahrleistungen des M3 mit 286-PS-Motor sind sportiv, aber um den leichteren Vorgänger in die Schranken zu weisen, muss der Fahrer mehr Gas geben als gedacht.

M3 Nummer drei debütierte Genf

Der dritte M3 wurde auf dem Genfer Salon 2000 vorgestellt. Mit seiner dominanten Frontschürze mit integrierten Nebelscheinwerfern und großen Kühllufteinlässen unterschied er sich deutlich von allen anderen Modellen der BMW 3er-Reihe. Seine Motorhaube hatte einen Powerdome, um der Maschine Platz zu schaffen. Und jetzt signalisierten erstmals vier Endrohre die ungeheure Kraft.

Mehr Schalter für mehr Fahrdynamik

Das Herzstück des neuen M3 war wieder ein Reihen-Sechszylindermotor. Aus einem Hubraum von 3,2 Litern schöpfte der M3-Motor 343 PS bei einer Drehzahl von 7900 U/min, das maximale Drehmoment erreichte 365 Nm bei 4900 U/min. Aus dem Stand beschleunigte der M3 in nur 5,2 Sekunden auf Tempo 100 km/h. Ein kleiner Schalter, die Fahrdynamik-Control, erlaubte es dem Fahrer darüber hinaus, das Motoransprechverhalten sportlich oder komfortabel zu wählen. Erstmals zum Einsatz kam die variable M-Differenzialsperre. 2001 erschien dann das neue M3 Cabrio. Es spurtete in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 und war bei 250 km/h abgeregelt.

M3 GTR für Rennen in Amerika

In den USA sorgte derweil ein ganz anderer M3 für Aufregung. 2001 fiel die erste Startflagge für den neuen BMW M3 GTR mit einem 450 PS starken V8-Motor. Der stärkste M3, den es bis dahin je gab, setzte mit seinem Vier-Liter-Motor Maßstäbe in der GT-Klasse der American Le Mans Series (ALMS). Ab Februar 2002 war der von 450 auf 350 PS gedrosselte Straßenrenner zum Preis von rund 250.000 Euro auch zu kaufen.

Schalten am Lenkrad

Als weiteres Highlight folgte das Sequenzielle M Getriebe (SMG) der zweiten Generation. Um in den jeweils gewünschten Gang zu gelangen, konnte das SMG blitzschnell über Schaltwippen – so genannte "Paddles" – am Lenkrad bedient werden. Außerdem hatte der M3-Fahrer dank "Drivelogic" die Möglichkeit, die Schaltdynamik in sechs verschiedenen Programmen vorzuwählen.

M3 CSL: Tuning ab Werk

Im Jahr 2003 brachte BMW den BMW M3 CSL auf den Markt. Das Kürzel stand für Coupé, Sport und Leichtbau. Das Auto war 110 Kilogramm leichter und wog nur 1385 Kilogramm. Der Motor wurde auf 360 PS „getunt“. Den klassischen Sprint aus dem Stand auf 100 km/h schaffte er in nur 4,9 Sekunden.

Taugt für jeden Tag

Im Vergleich zum Vorgänger fällt das Cockpit der Neuzeit auf. Es wirkt weniger wuchtig als im Coupé der 1990er-Jahre, aber sehr hochwertig. Die Beschleunigung, unter 3000 U/min schon sehr athletisch, legt oberhalb dieser Marke nochmals mächtig zu. Wie in allen M3 macht es natürlich Spaß, dieses Potential auszukosten. Doch die M3-Maschinen unterscheiden sich von manch anderen Sportwagen dadurch, dass sie ohne Zicken auch im Alltag gefahren werden können. Wer es auf der Autobahn bei 130 km/h belässt, wird mit keinem der vier M3 mehr als 9 l/100 km verbrauchen.

Aktuelle Generation mit moderner Technik

2007 kam der aktuelle M3, zunächst als Coupé. Als Antrieb dient ihm ein neu entwickelter V8-Motor. Aus einem Hubraum von 3.999 Kubikzentimetern mobilisierte das Triebwerk 420 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm. Er beschleunigt in 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Spitze von 250 km/h. Das neue Hinterachsgetriebe des BMW M3 war mit der variablen M Differenzialsperre ausgestattet, die bei Bedarf ein bis zu 100-prozentiges Sperrmoment aufbaut. Als Option steht für den aktuellen BMW M3 die Elektronische Dämpfer Control (EDC) zu Wahl. Im Herbst 2007 fuhr die fünfsitzige M3 Limousine neben dem viersitzigen Coupé an den Start, seit 2008 gibt es das Cabrio.

Neues Doppelkupplungsgetriebe

Mit dem neuen M-Doppelkupplungsgetriebe mit Drivelogic stellte die BMW M GmbH 2008 das weltweit erste für Hochdrehzahlmotoren ausgelegte Doppelkupplungsgetriebe vor. Es ermöglicht Schaltvorgänge ohne Zugkraftunterbrechung und bietet mit sieben Gängen eine feine Abstufung zwischen den Gängen. So sehr dieser ganze Technikeinsatz begeistert und das Auto letztlich auch schneller macht: Das Treffen der Generationen hat gezeigt, dass Fahrfreude davon nicht unbedingt abhängig ist.