Berlin: Grüne planen Wende in der Verkehrspolitik

Die Berliner Grünen-Fraktion will die Hauptstadt zur Modellstadt für umweltbewusste und bezahlbare Mobilität ausbauen. Dazu wollen die Grünen eine Mobilitätskarte einführen, die allen Verkehrsteilnehmern eine Kombination der verschiedenen Verkehrsmittel ermöglicht

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Von
  • Martin Franz

Die Berliner Grünen-Fraktion will die Hauptstadt zur Modellstadt für umweltbewusste und bezahlbare Mobilität ausbauen. Dazu wollen die Grünen eine Mobilitätskarte einführen, die allen Verkehrsteilnehmern eine schnelle und preisgünstige Kombination der verschiedenen Verkehrsmittel vom Fahrrad über den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) bis zu Carsharing-Modellen ermöglicht. Die 29 Abgeordneten verabschiedeten dazu am Freitag bei ihrer Sommerklausur im brandenburgischen Kremmen einstimmig ein 15-seitiges Mobilitätskonzept „Berlin braucht die Verkehrswende.“ In Berlin seien mehr als 300.000 Bürger von gesundheitsgefährdendem dauerhaften Verkehrslärm betroffen, heißt es in dem Papier.

Die Grünen wollen den ÖPNV in Berlin stärken.

(Bild: S-Bahn Berlin GmbH/J. Donath )

Berlin biete gute Voraussetzungen für diese ökologische Verkehrspolitik, da nur ein Drittel der Bewohner ein eigenes Auto besitze und der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut sei. Der Berliner Europa-Abgeordnete der Grünen und Verkehrsexperte Michael Cramer wies darauf hin, dass in vielen Bereichen der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 europaweit reduziert worden sei, dieser im Verkehrsbereich jedoch um 29 Prozent gestiegen sei. Deshalb müsse mit einer umweltfreundlichen Verkehrslenkung gegengesteuert werden.

Ein Schlüssel dazu sei die Mobilitätskarte zur Kombination verschiedener Verkehrsangebote zu attraktiven Preisen, so das Konzept. „Die Mobilitätskarte funktioniert dabei wie ein digitaler Fahrschein für alle integrierten Angebote, Umwelt- und Bahncard, Leihräder oder auch Rabatte auf Taxi-Fahrten.“ Zudem solle die Nutzung von Carsharing einbezogen werden, so dass Anmeldegebühren entfielen. Abgerechnet werden solle am Monatsende immer nach dem günstigsten Tarif für die Nutzer (Bestpreis).

Bei der Umstellung auf umweltschonende Verkehrsarten müsse das Land Berlin mit seinem Fuhrpark vorangehen, fordern die Grünen. Die elektrisch betriebenen U-, S- und Straßenbahnen sollen kurzfristig mit Ökostrom CO2-neutral fahren. Zudem mahnen die Grünen einen konsequenten Ausbau der Fahrradwege auch abseits der Hauptverkehrsstraßen und in den Randgebieten an.

Radfahrer seien überdurchschnittlich gefährdet, was die Zahl von 7376 Unfällen im Jahr 2012 zeige, eine Zunahme um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, heißt es in dem Papier. Obwohl auch der rot-schwarze Senat angeblich den Fahrradverkehr fördere, wolle er die Investitionen in diesem Bereich im nächsten Haushalt um 30 Prozent kürzen, kritisierten die Grünen. An klar ausgeschilderten Mobilitätspunkten in der Nähe von ÖPNV-Knotenpunkten sollen mehr Fahrradstellplätze und Leihräder angeboten werden, kombiniert mit Ladestationen für E-Bikes und E-Autos und Angebote für Carsharing.

Ein weiterer Punkt sind intermodulare Routenplaner. In Echtzeit sollen sie allen Verkehrsteilnehmern Informationen zu Staus, Unfällen, Zugverspätungen zur Verfügung stellen und so die Wahl des schnellsten und günstigsten Verkehrsmittels ermöglichen. In den Außenbezirken sollen Rufbusse und Sammeltaxen die Anwohner besser an den ÖNVP anbinden. Diese Linien solle die BVG organisieren und dafür die normalen ÖNVP-Tarife verlangen. (dpa) (mfz)