100 Nutzer können den Elektroflitzer über sechs Monate fahren

Berliner können sich als Tester für den Mini E bewerben

Ab dem Frühsommer können 50 Privatleute den Elektroflitzer für 400 Euro im Monat in der Haupstadt testen. Teilnehmen kann, wer Platz für eine Ladestation hat und an einer wissenschaftlichen Auswertung teilnimmt

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100 Berliner Privatleute können einen Mini E jeweils sechs Monate lang testen. (Bild: BMW) 4 Bilder
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  • ssu
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Berlin, 27. Februar 2009 – 50 Mini E wollen BMW und der Stromversorger Vattenfall an Berliner Bürger vermieten, um ab dem Frühsommer Praxis-Erfahrungen mit dem Elektroauto auf den Straßen der Hauptstadt zu sammeln. Vorgesehen sind zwei Testphasen von jeweils sechs Monaten, so dass insgesamt 100 Testkunden ausgewählt werden. Umsonst ist der fast lautlose Fahrspaß jedoch nicht zu haben: Pro Monat sind 400 Euro Nutzungsgebühr fällig – zuzüglich Stromkosten.

Online bewerben bis zum 17. März

Noch bis zum 17. März 2009 können sich Interessierte online bewerben. Die Bewerber müssen über einen Wohnsitz in Berlin verfügen und eine Möglichkeit zur Installation einer "Wallbox" genannten Ladestation haben, die zum Beispiel in der eigenen Garage oder auf einem Firmenparkplatz installiert wird. Außerdem müssen sich die Bewerber bereiterklären, den Mini E monatlich rund 400 Kilometer für private Fahrten zu nutzen und ein Fahrtenbuch zu führen. Darüber hinaus erhöht die Bereitschaft zu Einzelinterviews und der Teilnahme an Gruppendiskussionen die Chance, als Tester ausgewählt zu werden. Wissenschaftlich begleitet wird der Versuch von den Technischen Universitäten in Chemnitz, Berlin und Ilmenau.

Nominell beträgt die monatliche Nutzungsgebühr für den Elektro-Mini happige 650 Euro. Diese schließt den Fahrzeugservice und eine Vollkasko-Versicherung ein – die Stromkosten für den Antrieb gehen allerdings extra. Wie viel die Tester für den Strom bezahlen müssen, ist noch nicht bekannt, gegenüber heise Autos teilte Vattenfall mit, dass die Energiekosten im Vergleich zu Diesel oder Benzin "gravierend niedriger" seien.

Berliner können sich als Tester für den Mini E bewerben

Rabatt für Auskunftsfreudige

Wer am wissenschaftlichen Begleitprogramm teilnimmt, erhält immerhin einen Nachlass von 250 Euro auf die Monatsgebühr. Zum Vergleich: Ein aktuelles Leasing-Angebot für einen benzingetriebenen Mini One inklusive Versicherung und Service liegt bei rund 250 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von 36 Monaten und einer Gesamtfahrleistung von 30.000 Kilometern, was 833 Kilometern pro Monat entspricht. Hinzu kommen jedoch noch Einmalbeträge wie die "Mietsonderzahlung", die umgerechnet auf die Laufzeit weitere 125 Euro im Monat ausmachen – ohne die Kosten für die Antriebsenergie stehen 375 Euro monatlich für den viersitzigen Benziner 400 Euro für den batteriebefrachteten Zweisitzer gegenüber.

Unterwegs tanken

Alternativ zur Aufladung an der heimischen Wallbox will der Stromversorger bis zum Projektstart im "Frühsommer" rund 50 öffentlich zugängliche Stromsäulen aufstellen. Diese werden laut Vattenfall aus Edelstahl gefertigt und sind gegen Vandalismus geschützt. Wer Strom tanken will, benötigt eine ID-Karte, um die Ladeklappe zu öffnen. Dahinter befinden sich zwei Steckdosen: Eine CEE-Dose mit 400 V/32 A sowie eine herkömmliche Schuko-Steckdose mit 230 V/16 A. Während des Ladevorgangs wird die Klappe geschlossen, danach kann sie nur mit derselben ID-Karte wieder geöffnet werden, um das Ladekabel freizugeben. Die Kundenidentifikation dient ferner dazu, die entnommene Energiemenge den einzelnen Testern zuzuordnen. Konkrete Angaben zum Preis pro Kilowattstunde macht der Stromversorger derzeit noch nicht.

Bislang steht erst eine derartige Ladesäule auf dem Parkplatz vor dem Vattenfallgebäude in der Puschkinallee 52 in Berlin-Treptow – bis zum Projektstart soll es 50 solcher Säulen geben. Um die Li-Ion-Akkuzellen zu schonen, wird die Batterieeinheit BMW zufolge um maximal 28 kWh entladen: Bei einer Betriebsspannung von 380 V genügt es also, den E-Mini ein knappes Stündchen an die 400-V-Dose anzuschließen, um wieder bis zu 250 Kilometer weit fahren zu können. Bei einem Stromverbrauch von 12 kWh/100 km und angenommenen 18 Cent pro Kilowattstunde betragen die Energiekosten für 100 Kilometer Fahrt gerade einmal 2,16 Euro. 8 Liter Benzin schlagen hingegen mit über 9 Euro zu buche.

Berliner können sich als Tester für den Mini E bewerben

Zwei Projektphasen

Nach der ersten Projektphase, deren Beginn die Veranstalter bislang nur mit "im Frühsommer" datieren, werden ein halbes Jahr später 50 weitere Tester gesucht. Das Timing für die Projektphasen scheint nicht zufällig: Im Sonnenstaat Kalifornien konnte heise Autos bereits bei einer Ausfahrt im Mini E durchweg positive Eindrücke sammeln. Etwa ab Mai können sich das Kleinserianauto und seine Nutzer dann buchstäblich in Berlin akklimatisieren, bevor sich in der zweiten Runde erweisen muss, wie sich vor allem die Ladestationen und die Batterien bei Regen oder frostigen Temperaturen bewähren. Frage 09 an die Bewerber lautet denn auch nicht von ungefähr: "Sie sind sich bewusst, dass Sie an einem Pilotprojekt teilnehmen, und haben Verständnis für mögliche technische Unzulänglichkeiten im Einsatz des MINI E."