Plan übererfüllt
Eine aktuelle Analyse zeigt jetzt: Alle Hersteller haben schon 2014 die Limits für 2015 unterboten. Strafzahlungen werden nicht fällig. Und die Preise der Autos sind ebenfalls nicht wie befürchtet ins Unbezahlbare gestiegen
- Christoph M. Schwarzer
Berlin, 15. Juli 2015 – Massenarbeitslosigkeit droht. Die Autoindustrie wandert ins Ausland ab, weil sie an den Kosten zu harter Verbrauchsvorgaben erstickt. Deutschland wird zur Finanzgewerbe- oder Agrarnation. Mit diesen oder ähnlichen Angstszenarien wurde in Brüssel argumentiert, als die Gesetze zur Verbrauchsreduktion beschlossen wurden. Eine aktuelle Analyse des International Council on Clean Transportation (ICCT) mit Daten der Europäischen Umweltagentur (EAA) zeigt jetzt: Alle Hersteller haben schon 2014 die Limits für 2015 unterboten. Strafzahlungen werden nicht fällig. Und die Preise der Autos sind ebenfalls nicht wie befürchtet ins Unbezahlbare gestiegen. Damit sind alle Schreckensvisionen von der Wirklichkeit kassiert worden.
Papierform
So viel vorweg: Dass der Fortschritt bei den CO2-Emissionen, die immer direkt mit dem Kraftstoffverbrauch korrelieren, sich auf dem Prüfstand nachweisen lässt, aber kaum in der Wirklichkeit, ist Gegenstand einer weiteren Untersuchung des ICCT. In den nächsten Wochen kommen die Ergebnisse einer Erhebung von über 600.000 Autos an die Öffentlichkeit, die den realen mit dem theoretischen Spritkonsum vergleicht. Und wahrscheinlich wird jene Entwicklung fortgeschrieben werden, die der ICCT schon letztes Jahr festgestellt hat: Je neuer das Zulassungsdatum des Fahrzeugs, desto größer ist die Abweichung vom Normverbrauch.
Zurück zur reinen Papierform, die im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) gemessen wird. Hier beträgt der Grenzwert für 2015 130 Gramm pro Kilometer. Das sind umgerechnet 5,5 Liter Benzin oder 4,9 Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer.
Die 130 g CO2/km beziehen sich immer auf das durchschnittliche Gewicht der neu zugelassenen Autos. Im letzten Jahr, für das die Daten komplett vorliegen, also 2014, lag die Masse bei 1383 Kilogramm. Die CO2-Emissionen der Neuwagen betrugen im Mittel 123 g CO2/km. Plan übererfüllt, so wäre es in der DDR formuliert worden. 7 g CO2/km unter der Norm.