Expertendiskussion: Antrieb der Zukunft noch offen

Expertendiskussion: Antrieb der Zukunft noch offen

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Von
  • ssu

Die Entscheidung über den Autoantrieb der Zukunft ist nach Ansicht von Experten noch offen. "Das zukünftige Auto kann ich mir noch nicht vorstellen", sagte Michael Militzer, Vorsitzender der Branchenvereinigung "automotive thüringen", bei einer Diskussion am heutigen Donnerstag in Erfurt. Auch der Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie (VDA), Klaus Bräunig, hielt die Zeit noch nicht für reif: "Wir müssen für alle Technologien offen sein, da die Forschung noch nicht so weit ist." Der Wirtschaftsminister des Freistaats, Matthias Machnig (SPD), sagte, der Druck für Entscheidungen steige, da sich kein Unternehmen lange milliardenschwere Parallelentwicklungen leisten könne.

"Irgendwann wird sich die Autoindustrie entscheiden müssen", sagte Machnig. Die Diskussion werde in der Branche zwar geführt, betonte Bräunig, aber derzeit sei es noch so früh, so dass die Politik weiterhin technikoffen fördern müsse. "Es wird für jedes Unternehmen dann die Zeit kommen, auch vom Käuferinteresse her, wofür es sich entscheidet."

Einig waren sich die drei, dass die Zukunft des Automarktes weiterhin vor allem auf den Exportmärkten liegen werde, vor allem in China. Für viele Mittelständler bedeute dies einen Zwang zu Fusionen oder zumindest Kooperationen. "Wir müssen fusionieren, sonst schaffen wir den Sprung über die Teiche nicht", sagte Militzer. Bräunig sagte, dass zumindest von der Kooperation in sogenannten Clustern das "Wohl und Wehe" von Zulieferern abhänge.

Militzer und Bräunig sprachen von einer immer intensiveren Industriepolitik Chinas, die einheimische Beteiligung an deutschen Vorhaben zwangsweise zu erhöhen und massiv Knowhow der deutschen Firmen zu erlangen. "Wir sehen, wie in China systematisch abgesaugt wird", sagte Militzer.

In Deutschland gebe es dagegen einzelne Forschungsrichtungen wie Metall- oder Elektrochemie an deutschen Hochschulen fast nicht mehr. Nach Ansicht von Machnig habe auch die Industrie einzelne Technologien so weit vernachlässigt, dass sie inzwischen etwa bei Batterien drei bis fünf Jahre hinterherhinke. Der SPD-Politiker zeigte sich überzeugt, dass es eine Förderung für Elektroautos durch den Bund geben werde, da E-Autos bei einem bis zu 8000 Euro höheren Preis kein Massenmarkt werden könnten. Vor allem für den wachsenden Stadtverkehr würden sie aber eine "sehr, sehr große Rolle" spielen können. Bislang lehnt die Bundesregierung Kaufprämien für Elektroautos, wie sie in anderen Ländern gezahlt werden, ab. (dpa) (ssu)