Fahrbericht: Nio ES8

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Das Fahrwerk kommt von Continental und gleicht die meisten Bodenunebenheiten gut aus, mit schnell aufeinanderfolgende Querfugen kommt es dagegen nur mäßig klar. Die Lenkung ist zwar direkt, lässt aber den Fahrer über den Zustand des Untergrunds und das aktuellen Grip-Niveau weitestgehend im Unklaren. Allerdings muss hier fairerweise erwähnt werden, dass der Nio ES8 für China konzipiert ist und dort Kurvendynamik nicht ganz oben auf dem Lastenheft steht. Für die europäische Variante, die ebenfalls geplant ist, sollten die Techniker dann aber eine andere Abstimmung wählen.

Nomi

Die Bedienung läuft nahezu komplett über einen Touchscreen. Die Grafik und die Menüführung ist, soweit man das anhand der chinesischen Schriftzeichen nachvollziehen kann, eher einfach gehalten. Ein witziges Detail ist Nomi. Eine Art chinesisches Siri, die sich mit den Insassen unterhält, auf Wunsch beziehungsweise Sprachbefehl, unter anderem die Fenster runterfährt, die Massagesitze aktiviert oder die Lieblingsmusik der Passagiere einspielt. Dabei schaut die kleine Kugel immer in die Richtung des Sprechenden, lächelt und winkt sogar zum Abschied.

Materialien und Verarbeitung machen keinen schlechten Eindruck, wenngleich es von dem, was beispielsweise ein DS7 (Test) oder ein Mercedes GLC (Test) bietet, noch ein Stück weit entfernt bleibt. Einige Passungen und Fugen sind noch nicht ganz gleichmäßig. Es fehlt offenbar noch ein wenig an einer konstanten Produktqualität, denn andere Testwagen sahen besser aus. Gehobene Erwartungen weckt Nio selber, denn der ES8 ist kein Billigheimer, wenn er auch im direkten Vergleich günstig erscheint. Doch der Nio ES8 kostet rund 448.000 Chinesische Yuan, was derzeit etwa 57.200 Euro entspricht. Wenn man die Batterien für umgerechnet rund 165 Euro pro Monat mietet, sind es knapp 13.000 Euro weniger.

Reaktion muss folgen

So oder so: Der Nio ES8 ist damit erheblich günstiger als ein Jaguar i-Pace (Test) oder ein Mercedes EQC 400. Die mögen technisch im Detail wesentlich ausgefeilter sein, doch der ES8 hat durchaus die Chance, auch in Europa mehr als nur ein Nischenprodukt zu werden. Das könnte schneller gehen, als europäischen Herstellern lieb ist. Mit dem Nio ES8 ist spätestens im Jahr 2020 auf dem hiesigen Markt zu rechnen – nicht als ferner Appetitanreger, sondern als käufliches Serienmodell. Die europäischen Hersteller werden darauf reagieren müssen, andernfalls sagt ihr guter Markennamen bald nur noch interessierten Autohistorikern etwas. (imp)