Ravensburg und Delft gewinnen das Studentenrennen in Hockenheim

Feuchtfröhlich: die Formula Student 2011

"Den mache ich nass" hatte eine völlig neue Bedeutung für den Konstruktionswettbewerb Formula Student Germany 2011 (FSG) in Hockenheim. Die Gewinner kamen in diesem Jahr aus Ravensburg und Delft

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  • ggo
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Hockenheim, 7. August 2011 – "Den mache ich nass" hatte eine völlig neue Bedeutung für den Konstruktionswettbewerb Formula Student Germany 2011 (FSG) in Hockenheim. Bisher lachte stets die Sonne, aber der Caps-Lock-Sommer 2011 (Peter Glaser: "Shift ohne Ende") bescherte diesmal ordentlich Regen.

Regenmacher

Tim Hannig, Chairman der FSG, meinte dann auch: "Sonne können wir nicht machen, aber Regen". Um eine Chancengleichheit der Teams zu gewährleisten, wurde für den Wettwerb Skidpad, der vor allem das Fahrwerk der Rennwagen testet, kurzerhand und ohne lange Vorankündigung Regen befohlen. Die Strecke wurde am Freitag ordentlich unter Wasser gesetzt. Für die Beschleunigungsmessungen am Samstag war brütend heißes Wetter vorausgesagt und entsprechend trocken gefahren. Am Nachmittag aber zogen Wolken auf und das Ende des Autocross fiel dann ordentlich ins Wasser. Klar im Vorteil waren die Teams, die mittags nicht lange getrödelt hatten und eine schnelle Zeit im Trockenen registriert hatten.

Begrenzte Kapazität

Nach fünf Tagen, in denen sich Studenten-Teams mit ihren Rennwagen in drei statischen und fünf dynamischen Disziplinen behaupten mussten, endete am vergangenen Wochenende die diesjährige Formula Student Germany am Hockenheimring. Seit 2010 gibt es zwei Wettbewerbe innerhalb der FSG: die Studententeams messen sich nun mit Verbrennungsmotoren oder Elektroantrieben. Das C in FSC steht für Combustion, das E in FSE für Electric. Bis auf den Antrieb ist dabei das Reglement gleich. Bei den Verbrennungsmotoren ist die Leistung durch 600 Kubikzentimeter Hubraum sowie einen Air Restrictor begrenzt. Aus diesem Reglement holen die besten Teams annähernd 100 PS Leistung heraus. Für die Elektrofahrzeuge hat man die Leistungsentnahme aus dem Akku begrenzt. Bis zu 100 kW dürfen die Fahrzeuge abrufen und mehr als 600 V Spannung sind nicht erlaubt. Die Wagen haben einen Strommesser an Bord, der nach der Endurance eine Bewertung der Energie-Effizienz erlaubt. Bei den Verbrennern misst man einfach den Benzinverbrauch.

Sicherheitstrakt

Für das Reglement der FSE zeichne Lukas Folie und Tobias Michaels verantwortlich. Sie wachen auch über die Sicherheit. So hat man dieses Jahr ein Zelt eingerichtet, in dem am Antrieb der Fahrzeuge gearbeitet werden darf und in dem auch die Akkus geladen werden. Hier hat das Publikum keinen Zutritt, um das Risiko eines Unfalls zu minimieren. Bei den Verbrennungsmotoren dürfen die Teams dagegen in öffentlich zugänglichen Boxen schrauben. Nur wenn ein Motor angelassen werden soll, muss das Fahrzeug in besonders abgezäunte Bereiche geschoben werden.

Die technische Abnahme überstanden nur 16 von 31 angetretenen FSE-Teams. Das Reglement sieht eine vollständige elektrische Trennung von Antrieb und Chassis vor. Das erwies sich für einige Teams als schwierige Hürde. Bei der Endurance der Elektrofahrzeuge am Samstagabend sollte sich diese Strenge als Segen erweisen. Der Wettbewerb wurde noch nasser als der Skidpad am Freitag. 22 km durch teils strömenden Regen und meterhohe Gischt mussten die Elektrofahrzeuge meistern. Ins Ziel kamen nur zehn Teams.

Wachstumsmodell

Die Formula Student Germany 2011 kann als voller Erfolg verbucht werden. 109 internationale Teams mit 2700 teilnehmenden Studenten, mehr als 6000 Besucher. Bei der FSC waren nur 78 Teams zugelassen, 12 schafften es nur auf die Warteliste. Um gut vorbereitete Teams zu bevorzugen, hatten sich die Organisatoren einen Wettwerb innerhalb der Anmeldung einfallen lassen. Ein Fragebogen zum Reglement musste korrekt ausgefüllt werden. Waren in der Vergangenheit nach 9 Sekunden alle Plätze vergeben, brauchte Team Nummer 78 immerhin 12 Minuten, um sich erfolgreich anzumelden. Wer langsamer war, landete laut Tim Hannig auf der Warteliste.

In der FSE traten dieses Jahr 31 Teams und damit ungefähr doppelt so viele wie letztes Jahr an. Für 2012 erwartet Hannig 50 Teams. Die FSG hat sich unter Erfolgsdruck gesetzt. Der deutsche Wettbewerb ist bisher konkurrenzlos.

Auch wenn die dynamischen Wettbewerbe im Vordergrund stehen, so verpflichtet sich die Formula Student Germany der Förderung des interdisziplinären Ingenieursnachwuchs. Die Teams müssen nicht nur schnelle Fahrzeuge konstruieren, sondern auch eine erhebliche organisatorische und logistische Leistung abliefern. Sie müssen die Finanzierung ihres Projektes organisieren sowie Business-Pläne und Konzepte vorstellen. All dies geht in eine Punktwertung ein. Und dabei gelingt das, was die Organisation eigentlich fördern will. Teamarbeit, Praxiserfahrung, Zusammenhalt und eine kontinuierliche Arbeit über das gesamte Jahr. So sollen aus Studenten Praktiker werden. Wer hier teilnimmt, braucht sich um einen Job wohl wenig Sorgen zu machen.

Die Abschlusstabelle

Formula Student Germany (Combustion)

1. DHBW Ravensburg (Deutschland)

2. TU München (Deutschland)

3. Universität Stuttgart (Deutschland)

Formula Student Germany (Electric)

1. TU Delft (Niederlande)

2. ETH Zürich (Schweiz)

3. DHBW Ravensburg (Deutschland)

(Volker Weber)