PSA verkündet Rekordverlust

Die Absatzkrise in Europa macht den Herstellern Renault und PSA Peugeot Citroën schwer zu schaffen. PSA und Renault stehen vor einschneidenden Veränderungen

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Von
  • Martin Franz

Die Absatzkrise in Europa macht den Herstellern Renault und PSA Peugeot Citroën schwer zu schaffen. Statt über neue Modelle wird über Sanierungspläne und Werksschließungen diskutiert. Rund 20.000 Stellen sollen ihnen in den kommenden Jahren zum Opfer fallen. Besonders hart hat es den PSA-Konzern mit den Marken Peugeot und Citroën getroffen. Die europäische Nummer zwei nach Volkswagen verkündete am Mittwoch einen Rekordverlust in Höhe von 5,01 Milliarden Euro. Besorgt schauen viele Franzosen auf das Unternehmen, das Kultwagen wie die „Ente“ (2CV) oder die legendäre Limousine „DS“ («Göttin») entwickelte. Eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen soll nur über den Abbau von mehr als 11.000 Arbeitsplätzen möglich sein – rund 8000 umfasst allein das vor einigen Monaten angekündigte „Restrukturierungsprogramm“.

PSA leidet unter der aktuellen Absatzkrise in Westeuropa - trotz guter Autos wie dem Peugeot 208.

(Bild: Peugeot)

Der Politik und den Gewerkschaften bleibt nicht viel mehr, als frustriert zuzuschauen. Die Stellenstreichungen gelten angesichts der Überkapazitäten als unumgänglich. Bei PSA wurden nach Ansicht eines Regierungsgutachters in den vergangenen zwei Jahrzehnten schwerwiegende strategische Fehlentscheidungen getroffen. Statt in Wachstums- und Schwellenländer zu investieren, hat die Nummer Zwei in Europa demnach höhere Dividenden gezahlt und eigene Aktien aufgekauft. Falsch aufgestellt, zu klein und schlecht geführt – so lautet das vernichtende Expertenurteil.

Erst im vergangenen Jahr kündigte PSA die Allianz mit dem US-Hersteller General Motors an, dessen deutsche Tochter Opel ebenfalls tief in der Krise steckt. Viel zu spät, meinen Beobachter. Ähnliches gilt für die Markenpositionierung, die lange als schwammig galt. Peugeot soll künftig im Qualitätssegment positioniert werden, während Citroën dann unter der Serienbezeichnung C Einsteigermodelle ohne großen Luxus anbietet. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten verlor PSA auf dem europäischen Heimatmarkt zuletzt nicht nur Umsatz, sondern auch Marktanteile.

Auch Renault macht die Krise derzeit schwer zu schaffen.

(Bild: Renault)

Zumindest in Bezug auf die Kooperationen hat PSA-Konkurrent Renault Vorbildcharakter. Der von Carlos Ghosn geführte Konzern verbündete sich bereits 1999 mit dem japanischen Autobauer Nissan. Die Entscheidung erwies sich zuletzt als Gold wert. Renault leidet zwar wie PSA unter der Absatzkrise in Westeuropa und will in Frankreich rund 8000 Arbeitsplätze abbauen. Dank der Stärke des japanischen Partners kam das Bündnis 2012 aber auf einen Rekordabsatz von 8,1 Millionen Wagen. Umsatz und Ergebnis wird Renault an diesem Donnerstag vorlegen.

Fakt ist allerdings, dass Frankreich seine Stellung als eine der ganz großen Auto-Nationen verloren hat. Anfang dieses Jahrtausends war die französische Industrie noch der viertgrößte Fahrzeugproduzent der Welt. Nach der jüngsten Aufstellung des Dachverbands OICA kommt sie nur noch auf Rang zehn. Selbst in Werken in Spanien, Mexiko und Brasilien rollen inzwischen mehr Autos vom Band. Deutschland büßte zwischen 2000 und 2011 lediglich einen Rang ein und lag zuletzt hinter China, den USA und Japan auf Platz vier. (Ansgar Haase, dpa) (mfz)