Technik: Die neue Mercedes E-Klasse

Sicherheitsrausch(en)

Schon jetzt zeigt Daimler stolz erste Ausstattungsdetails der ab Frühjahr 2016 erscheinenden E-Klasse-Modelle in seinen klassischen Themen "Sicherheit" und "Komfort". Einiges ist wirklich neu, anderes sind bekannte Assistenzsysteme, die aber in jeder neuen Generation etwas dazulernen

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Von
  • Jürgen Wolff
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Sindelfingen, 8. Juli 2015 – Schon jetzt zeigt Daimler stolz erste Ausstattungsdetails der ab Frühjahr 2016 erscheinenden E-Klasse-Modelle in seinen klassischen Themen "Sicherheit" und "Komfort". Einiges ist wirklich neu, anderes sind bekannte Assistenzsysteme, die aber in jeder neuen Generation etwas dazulernen. Fortschritte, die nebenbei zeigen, wie das Ziel des autonomen Fahrens schrittweise näherrückt.

Der Stapedius, ein winziger Muskel im menschlichen Ohr, zieht sich bei Krach reflexartig zusammen. Damit dämpft er die Bewegungen des Trommelfells und schützt das Innenohr so gegen schädlich hohen Schalldruck. Jetzt haben die Ingenieure bei Mercedes-Benz den Stapedius für sich und die automobile Sicherheit entdeckt. Pre-Safe Sound nennen die Schwaben die Erfindung, die sie rund um den Muskel entwickelt haben, und die serienmäßig in die neue E-Klasse verbaut werden soll. Erkennt die Sensorik der E-Klasse eine Kollisionsgefahr, ertönt aus den Lautsprechern des Fahrzeugs ein kurzes Rauschsignal. Das wiederum löst den Stapediusreflex aus und konditioniert das Gehör der Insassen so, dass die Belastung durch den Crash-Krach reduziert wird.

Rauschen für die Sicherheit

Der Trick mit dem Muskel im Ohr ist nicht die einzige Idee, die von den Stuttgarter Entwicklern in die neue E-Klasse gepackt wird – wenn auch die abgefahrenste. Die meisten anderen Sicherheitsfeatures sind vor allem Weiterentwicklungen der Systeme aus den aktuellen E- und S-Klasse-Modellen, wie etwa der Beltbag. Den gibt es bereits in der S-Klasse – nun wird er in die E-Modelle durchgereicht. Von ihm sollen vor allem ältere Passagiere profitieren, deren Knochenstruktur weniger elastisch ist. Der Sicherheitsgurt entfaltet sich bei einer Kollision und verteilt die auf den Körper wirkende Kraft auf eine größere Fläche. Zum Pre-Safe-System gehört bei Gefahr im Verzug auch ein schneller Knuff in die Seite. Sollte das System erkennen, dass sich eine Seitenkollision nicht mehr vermeiden lässt, bläst sich an der Türseite des Sitzes blitzschnell eine Luftkammer auf und drückt den jeweiligen Insassen weg vom Gefahrenbereich – der Abstand zwischen Körperseite und Tür vergrößert sich, die Verletzungsgefahr wird verringert.

Deutlich erweitert hat Mercedes die Funktionalität des Brems-Assistenten. Der warnt den Fahrer vor einer drohenden Kollision, unterstützt ihn bei einer Notbremsung und bremst notfalls auch selbstständig ab. Das System erkennt mittlerweile auch Querverkehr in Kreuzungen, Stauenden und Fußgänger im Gefahrenbereich vor dem Fahrzeug. Als Ergänzung hilft der Ausweich-Lenk-Assistent dem Fahrer dabei, eine Gefahr kontrolliert zu umkurven.

Eine Stufe weiter entwickelt hat Mercedes auch das Intelligent Drive-Paket – nicht nur durch den Einsatz von deutlich mehr unterschiedlichen Sensoren. Auf Autobahnen und Landstraßen kann es nicht nur automatisch den korrekten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten, sondern ihm auch bis Tempo 200 folgen. Der Fahrer muss weder Bremsen noch Gas geben und wird selbst bei der Lenkung unterstützt – laut Mercedes sogar in leichten Kurven. Auf Wunsch regelt das System über Navi oder Verkehrszeichenerkennung bekannte Limits, etwa 50 km/h innerorts oder 100 km/h auf Landstraßen, selbstständig ein. Bis 130 km/h ist das System dabei nicht einmal auf deutlich sichtbare Fahrbahnmarkierungen angewiesen. Selbst Graskanten am Straßenrand und Bordsteine reichen den Bordrechnern, um auf Linie zu bleiben.

Car-to-Car-Kommunikation geht in Serie

Ein Remote Park-Pilot kann das Fahrzeug von außen, gesteuert via Smartphone in eine Parklücke lenken – und wieder heraus. Das Smartphone kann künftig in der E-Klasse auch als Fahrzeugschlüssel genutzt werden. Die Car-to-Car-Kommunikation geht in Serie, bei der das Mobilfunknetz einen Informationsaustausch mit anderen, zum Beispiel vorausfahrenden Fahrzeugen ermöglichen soll. Es kann frühzeitig vor Hindernissen oder Unfällen warnen und so die Reaktionszeitfenster verlängern.

Aufgerüstet hat Mercedes auch die LED-Scheinwerfer. Die leuchten künftig mit jeweils 84 einzeln ansteuerbaren Hochleistungs-LED exakt die Fahrbahn aus, ohne entgegenkommende Autofahrer zu blenden. Das erste System, damals im CLS, musste noch noch mit jeweils 24 LED auskommen. Die höhere Auflösung der LED macht ganz neu Funktionen möglich. So reduziert etwa das Schlechtwetterlicht bei Regen die Reflexionen auf der Gegenfahrbahn durch gezieltes Abdimmen einzelner LED und blendet so auch weniger den Gegenverkehr.