Die Neuerungen von Linux 2.6.32

Seite 6: Fazit, Daten und Zahlen, Ausblick auf 2.6.33

Inhaltsverzeichnis

Zu einer der wohl wichtigsten Änderungen der neuen Kernel-Version zählt die KMS- und 3D-Unterstützung für neuere Radeon-Grafikkarten. Insbesondere auf den 3D-Support dürfte mancher schon sehnlichst gewartet haben, nachdem AMD im Sommer 2007 die Zusammenarbeit mit Open-Source-Entwickler bei Grafiktreibern wieder intensiviert hat. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: AMD hat kürzlich die ersten Radeon-Grafikkarten der 5000er-Serie eingeführt, für die es mit Ausnahme des generischen VESA-Treibers bislang keine quelloffenen Treiber gibt.

Die bessere Radeon-Unterstützung ist aber keineswegs die einzig wichtige Neuerung von 2.6.32, denn auch Devtmpfs, die Optimierungen am Scheduler, die einfachere Konfiguration von Test-Kerneln, VGA-Arbitration, KSM und Timechart-Unterstützung stechen hervor. Zudem gibt es wie mit jeder neuen Kernel-Version einen Haufen neuer und verbesserter Treiber – durch sie dürften die Distributionen von morgen auf mehr Systemen denn zuvor runder laufen.

Wichtig sind auch die Fortschritte bei der Unterstützung der Stromsparmechanismen moderner Hardware. Jede für sich bringt zwar nur eher kleine, kaum spür- und schwer messbare Vorteile – zusammen mit früheren und zukünftigen Änderungen werden sie auf vielen Systemen aber doch einen signifikanten Unterschied machen. Das gilt ähnlich für die Änderungen jeder neue Kernel-Version der Hauptentwicklungsline, denn manche der Neuerungen erscheinen anfangs unscheinbar oder nicht sonderlich wichtig, sind auf lange Sicht gesehen dann aber doch von größerer Bedeutung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Virtualisierungslösung KVM: Sie hat sich seit ihrer Aufnahme in den Linux-Kernel mit jeder neuen Version ein klein wenig verbessert und sich zwischenzeitlich so weit gemausert, dass bei Linux-Schwergewicht Red Hat mittlerweile das vor einigen Jahren Furore machende Xen als bevorzugte Virtualisierungstechnik ersetzt hat.

Linux- Version Anzahl Dateien¹ Zeilen
Quelltext²
(Ohne Dokum.)
Entwicklungs- zeitraum Anzahl Commits³ Diffstat⁴
2.6.26 24270 9411724
(8535933)
88 Tage 9941 8676 files changed,
 595393 insertions(+),
 416143 deletions(-)
2.6.27 24354 9709868
(8690888)
88 Tage 10628 15127 files changed,
 1131171 insertions(+),
 912939 deletions(-)
2.6.28 25255 10195507
(9128690)
76 Tage 9048 11090 files changed,  975689 insertions(+),  490047 deletions(-)
2.6.29 26668 11010647
(9871260)
89 Tage 11718 10933 files changed,  1347290 insertions(+),  532055 deletions(-)
2.6.30 27879 11637173
(10419567)
78 Tage 11989 10259 files changed,  1086737 insertions(+),  460298 deletions(-)
2.6.31 29111 12046317
(10778469)
92 Tage 10883 8938 files changed,  914135 insertions(+),  504980 deletions(-)
2.6.32 30485 12610030
(11242136)
84 Tage 10998 10315 files changed,
 1092987 insertions(+),
 530428 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l (find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l)
³ git-log --no-merges --pretty=oneline v2.6.(x-1)..v2.6.(x) | wc -l
⁴ git diff --shortstat v2.6.(x-1)..v2.6.(x)
Mehr Infos

Entwicklungszyklus des Linux-Kernels

Durch den öffentlichen Entwicklungsprozess (und einen tiefen Blick in den Kaffeesatz) können das Kernel-Log und der von der Linux-Foundation gewartete Radarschirm des Linux Weather Forecast bereits bei der Vorstellung einer neuen Kernel-Version einige Neuerungen benennen, die die darauffolgende Version mitbringen dürften. [...] (...mehr...)

Direkt nach der Fertigstellung von 2.6.32 beginnt nun das üblicherweise zwei Wochen lange Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler den Großteil der Änderungen für die darauf folgende Kernel-Version in den Hauptentwicklungszweig integrieren. Für diese erste Phase im Entwicklungszyklus haben die Kernel-Hacker schon wieder zahlreiche, teilweise bereits erwähnte Änderungen vorbereitet.

Recht wahrscheinlich scheint die Integration von DRBD (Distributed Replicated Block Device), nachdem diese die Aufnahme bei 2.6.32 verpasst hat, Torvalds sich aber trotz aller Diskussionen um die Aufnahme der vor allem im High-Availability(HA)-Umfeld genutzte Replikationslösung bei 2.6.33 aussprach. Auch Code zur Unterstützung des insbesondere für SSDs interessanten ATA-Kommandos Trim ist für die Aufnahme bei der nächsten Kernel-Version vorbereitet – ebenso zahlreiche weitere Verbesserungen für KVM (12).

Die rt2x00-Treiber für WLAN-Chipsätze für RaLink wollen die Kernel-Hacker um Unterstützung für neuere, bislang nur von Staging-Treibern angesproche WLAN-Chips erweitern. Auch einige Verbesserungen für die 3D- und KMS-Unterstützung neuerer Radeon-Karten stehen zur Aufnahme bereit. Und wie bei 2.6.32 und dessen Vorgängern dürften Btrfs und die Tracing-Infrastruktur wieder zahlreiche Verbesserungen erfahren.

Wie üblich werden das Kernel-Log in c't und auf heise open in den kommenden Wochen über die wichtigsten Neuerungen der nächsten Kernel-Version in einer Mini-Serie "Was 2.6.33 bringt" berichten. Parallel wird das reguläre Kernel-Log andere Entwicklungen im Umfeld des Linux-Kernels zusammenfassen – dazu zählen auch neue Versionen der Stable-Kernel-Series, die in den nächsten Wochen den einen oder anderen Fehler korrigieren dürften, der bei der Arbeit an 2.6.32 übersehen wurde.

Ungefähr Mitte oder Ende Februar dürfte Torvalds dann die Linux-Version 2.6.33 freigeben, sofern er sich denn an den üblichen Entwicklungsrhythmus hält. Die wichtigsten Änderungen dieser Version wird dann wieder ein Kernel-Log wie dieses auf heise open zusammenfassen. (thl) (thl)