Die Neuerungen von Linux 4.1

Seite 4: Langzeit-Support, Ausblick auf 4.2

Inhaltsverzeichnis

Greg Kroah-Hartman wird Linux 4.1 als Longterm-Kernel betreuen. Er pflegt Longterm-Kernel typischerweise zwei Jahre, daher dürfte Linux 4.1 bis mindestens Sommer 2017 unterstützt werden. Kroah-Hartman veröffentlicht je nach Dringlichkeit alle paar Tage oder Wochen neue Minor-Releases (4.1.n), die Fehlerkorrekturen und kleine, offensichtlich ungefährliche Verbesserungen enthalten. Strenge Regeln sollen dabei sicherstellen, dass die Änderungen keine Fehler einschleppen. Zur Zeit betreut Kroah-Hartman die Longterm-Kernel 3.14 und 3.10; die Pflege für Letzteren endet in wenigen Monaten, sofern nicht ein anderer Kernel-Entwickler die weitere Wartung übernimmt.

Direkt nach der Freigabe der neuen Version beginnt nun das Merge Window, in dem Linus Torvalds das Gros der Änderungen für die nächste größere Überarbeitung des Linux-Kernels annimmt. Diese Phase ist typischerweise zwei Wochen lang und endet mit der Veröffentlichung der ersten Vorabversion.

Mit ziemlicher Sicherheit wird dabei der Amdgpu-Kernel-Treiber aufgenommen, auf dem die quelloffenen und proprietären Grafiktreiber für AMDs neueste Grafikchipgeneration Volcanic Islands aufbauen. Dazu gehören der Tonga-Grafikchip der Radeon R9 285, die GPUs in AMDs Anfang Juni vorgestellten Carrizo-Prozessoren und der Fiji auf den derzeit eingeführten Radeon-R9-Modelle Nano, Fury und Fury X. Die Fiji-Unterstützung fehlt aber noch und folgt womöglich erst bei Linux 4.3.

Integriert werden soll auch der Grafiktreiber Virtiogpu. Dabei handelt es sich um einen Treiber für virtuelle Maschinen mit Linux, der über Virtio mit einem Grafikchip kommuniziert, den das bei der KVM- und Xen-Virtualisierung oft genutzte Qemu 2.4 emulieren soll. Dieser Ansatz soll mehr Performance bieten und flexibler sein als bisherige Lösungen; Details erläutert ein Blog-Eintrag des Hauptentwicklers. (1, 2). Dort beschreibt er auch, dass Virtiogpu die Basis für Virgil 3D stellen soll. Dabei handelt es sich um eine noch im Frühstadium steckende Erweiterung, mit der sich die 3D-Beschleunigung beliebiger GPUs in virtuellen Maschinen nutzen lassen soll – anders als die am Anfang erwähnte Intel-Lösung GVT-g, die nur mit Intel-Grafik funktioniert.

Zur Aufnahme vorgesehen ist auch eine bessere Policy für das Cache-Target des Device Mappers, mit dem sich SSD-Cache einrichten lässt. In Linux-Next, wo die Änderungen für die nächste Version in den letzten Wochen aufeinander abgestimmt wurden, finden sich noch über 9500 weitere Änderungen, von denen die meisten in den Linux-Kernel 4.2 einziehen dürften. Der sollte Ende August erscheinen, sofern Torvalds und seine Mitstreiter im gewohnten Tempo arbeiten. Ein Artikel wie dieser wird dann wieder einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen dieser Version liefern. (thl)

Linux-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Anzahl
Commits³
Diffstat⁴
3.14 45935 18271989
(17002462)
70 Tage 12311 10601 files changed,
 605655 insertions(+),
 264576 deletions(-)
3.15 46780 18632574
(17323446)
53 Tage 13722 11427 files changed,
 932110 insertions(+),
 571520 deletions(-)
3.16

47425 18879129
(17527507)
56 Tage 12804 9807 files changed,
 513830 insertions(+),
 267276 deletions(-)
3.17 47490 18864388
(17484200)
63 Tage 12354 10605 files changed,
 651466 insertions(+),
 666200 deletions(-)
3.18 47971 18994096
(17586160)
63 Tage 11379 9303 files changed,
 485509 insertions(+),
 355800 deletions(-)
3.19 48424 19130604
(17692109)
63 Tage 12617 10739 files changed,
483355 insertions(+),
346843 deletions(-)
4.0 48945
19312370
(17847304)
63 Tage
10346
9489 files changed,
 508686insertions(+),
 326917 deletions(-)
4.1 49443 19512485
(18004436)
70 Tage 11916 10094 files changed,
 453375 insertions(+),
 253259 deletions(-)
¹ find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --no-merges --pretty=oneline vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l
⁴ git diff --shortstat vx.(y-1)..vx.(y)
Mehr Infos

Linux herunterladen

Die neue Linux-Version steht über Kernel.org zum Download bereit. Den Kernel-Quellcode gibt es in Tar-Archiven, die mit Gzip und Xz komprimiert wurden. Die folgenden Befehle zeigen am Beispiel von Linux 4.0, wie Sie die Quellen herunterladen, entpacken und auf Unversehrtheit prüfen:

[thl@thl tmp]$ export linux_version=4.0
[thl@thl tmp]$ wget --quiet \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v4.x/linux-${linux_version}.tar.sign \
http://www.kernel.org/pub/linux/kernel/v4.x/linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ xz -d linux-${linux_version}.tar.xz
[thl@thl tmp]$ gpg --verify linux-${linux_version}.tar.sign
gpg: Unterschrift vom Mo 13 Apr 2015 00:40:31 CEST mittels RSA-Schlüssel ID 00411886
gpg: Korrekte Unterschrift von "Linus Torvalds <torvalds@linux-foundation.org>"
gpg: WARNUNG: Dieser Schlüssel trägt keine vertrauenswürdige Signatur!
gpg: Es gibt keinen Hinweis, daß die Signatur wirklich dem vorgeblichen Besitzer gehört.
Haupt-Fingerabdruck = ABAF 11C6 5A29 70B1 30AB E3C4 79BE 3E43 0041 1886

Einige Hinweise zur Installation eines neuen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert", der das Konfigurieren und Übersetzen eines Kernels mit Hilfe des Make-Targets "localmodconfig" beschreibt.

(thl)