Kernel-Log – Was 2.6.29 bringt (5): Audio, FireWire, USB, Video – Audio via HDMI, FireWire-TV und neue Staging-Treiber

Neue und erweiterte Treiber ermöglichen die Audio-Ausgabe via HDMI und sorgen für Unterstützung verschiedener Webcams. Der ältere FireWire-Stack kann nun schneller Daten übertragen und zahlreiche neue Staging-Treiber blähen die Kernel-Quellen auf.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat Linus Torvalds die achte Vorabversion von Linux 2.6.29 freigegeben und dabei angedeutet, dass diese der letzte RC von 2.6.29 sein könnte, da sich der Hauptentwicklungszweig des Kernels stabilisiere; ganz ausschließen will er weitere Vorabversionen aber nicht ("[...]it seems to be stabilizing to the point where I'm hoping that we're approaching a final 2.6.29, and this might be the last -rc. We'll have to see."). Das Kernel-Log nimmt das zum Anlass, um die Mini-Serie "Was 2.6.29 bringt" mit einer Übersicht über Treiber-Neuerungen aus verschiedene Bereichen fortzusetzen.

Audio-Quirks Linux-Anwender, deren Audio-Hardware erst mit Hilfe spezieller Parameter wie der Angabe "model=6stack-digout" beim Laden des Modus "snd-hda-intel" korrekt arbeiten, sollten diese Information zusammen mit Angaben zur verwendeten Hardware an die Alsa-Entwickler senden. Diese können die Whitelists dann entsprechend erweitern, sodass zukünftige Linux-Kernel die nötigen Sonderbehandlungen automatisch anwenden – davon profitiert man langfristig nicht nur selber, sondern erspart auch allen Linux-Anwendern mit der gleichen Hardware einiges an Arbeit, da die Audio-Hardware dann "einfach so geht".

Am Alsa-Framework und dessen Treibern gab es auch in diesem Entwicklungszyklus wieder hunderte von kleinen und größeren Änderungen (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Laut dem Angaben im Kernel ist die Audio-Unterstützung von Linux 2.6.29 damit auf dem Niveau von Alsa 1.0.18a, tatsächlich aber wird Linux 2.6.29 viele der Änderungen enthalten, die Bestandteil der derzeit aktuellen Alsa-Treiber-Version 1.0.19 sind. Darunter etwa die Aufteilung des Treiber für HD-Audio-Codecs in mehrere Dateien. Beim Kompilieren der Audio-Treiber als Modul sind dadurch in Zukunft für HD-Audio-Codecs unterschiedliche, meist herstellerspezifische Module zuständig. Die muss man allerdings nicht manuell laden – vielmehr erkennt der Treiber für das HD-Audio-Device automatisch, welcher Codec angeschlossen ist, und fordert das zuständige Modul automatisch nach.

Ferner erweiterten die Entwickler den HD-Audio-Treiber um Unterstützung zur Audio-Ausgabe via HDMI bei Intel- und Nvidia-Chipsätzen (u. a. 1). Die Stromsparfunktionen für AC97- und HD-Audio-Chips gelten nun nicht mehr als experimentell – wer die Akku-Laufzeit seines Notebook verlängern will, sollte diese bei der Kernel-Konfiguration daher einschalten oder sie nachträglich aktivieren, sofern der Kernel der eingesetzten Linux-Distribution das nicht schon macht. Den Treiber pcxhr für gleichnamige Audio-Chips von Digigram wurde erheblich erweitert (1, 2). Zudem kamen zahlreiche neue Treiber im Framework ASoC (ALSA System on Chip) hinzu (siehe Anhang).

Wie mit praktisch jeder neuen Kernel-Version erweiterten die Entwickler die Whitelists für die automatische Anwendung Hardware-spezifischer Sonderbehandlungen ("Quirks") erheblich; bei 2.6.29 unter anderen für die Net- und Notebooks Dell Inspiron Mini9, Fujitsu-Siemens Amilo Xa3530 und HP 6730B.

Nicht nur bei den Audio-Subsystem, auch das Video-4-Linux/DVB-Subsystem erweiterten oder veränderten hunderte von Patches (1, 2, 3, 4, 5, 6). Neu sind etwa zwei weitere Gspca-Treiber: ov534 spricht die Sony Playstation EYE an, während sich stv06xx für einige ältere Quickcam-Kameras von Logitech eignet. Für letztere benötigte man bisher meist einen der zwei unter dem Namen qc-usb bekannten Treiber, der nie den Sprung in den Linux-Hauptentwicklungszweig geschafft haben. Neu sind ferner die Treiber cx24113 für den auf der Technisat Skystar2 revision 2.8 verbauten Chip CX24113 oder omap2cam für die Kamera des Nokia Internet-Tablets N800/N810; zahlreiche weitere neue Treiber finden sich über die Links im Anhang.