Mein Job beim Big Brother

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Also: Gesicht wahren, Hierarchien respektieren, Regeln einhalten, höflich und geduldig bleiben hat da einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Man braucht Geduld und ein bisschen Kulturtraining. Wobei die Araber auch durchaus nachsichtig sein können – solange sie das Gefühl haben, dass man sich bemüht.

Für uns allerdings ging es einfach irgendwann nicht mehr: Wir waren gezwungen, den Hersteller für seine Fehler zu kritisieren. Daraufhin schmissen sie uns raus und suchten sich neue Berater. Die wurden aber auch bald gefeuert. Dann haben sie ein völlig neues Konzept entwickelt und damit ein Jahr Zeit geschunden. Aber das neue Konzept funktioniert auch nicht – und jetzt zahlen sie wieder Vertragsstrafe. Beide Parteien haben sich in einer Art Endlosschleife verhakt. Ich habe zwar gehört, dass immer wieder darüber diskutiert wird, das Projekt abzuschreiben, einfach was Neues zu kaufen. Aber es fehlt wohl das Geld.

Vielleicht waren wir auch einfach nur zu früh dran: Eine der ganz mächtigen Waffen bei der Internet-Überwachung ist ja gerade, Beziehungsnetzwerke zu analysieren: Man kann sehen, wer mit wem wie lange kommuniziert, und daraus die Gruppenstruktur ableiten. Das kann man nur machen, wenn man den kompletten, ungefilterten Datenverkehr abhört. Das war damals noch nicht mal ansatzweise möglich. Mittlerweile gibt es aber Hersteller, die genau solch ein Konzept angekündigt haben. Es soll in zwei bis drei Jahren verfügbar sein. (wst)