Rechenfehler bei der globalen Erwärmung?

Seite 3: Rechenfehler bei der globalen Erwärmung?

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Mit Sicherheit negiert sie nicht die Gefahr einer langfristigen globalen Temperaturerhöhung. McIntyre und McKitrick sind vorsichtig genug zu betonen, dass es schwer ist, Rückschlüsse aus den Daten zu ziehen, auch mit ihren Korrekturen. Gab es schon im Mittelalter eine globale Erwärmung? Im letzten Monat herrschte noch der Konsens, dass es sie nicht gab, nun ist die korrekte Antwort, dass es niemand wirklich weiß. Die Fehler in der Mann-Analyse offenzulegen, beendet nicht die Debatte - sie geht nur wieder von vorne los. Wir wissen nun weniger über die Klimageschichte und ihre natürlichen Fluktuationen über die Jahrhunderte, als wir bislang dachten.

Selbst wenn man die globale Erwärmung fürchtet (zu dieser Gruppe gehöre ich) und denkt, dass menschlich erzeugtes Kohlendioxid dazu beigetragen haben könnte (wie ich es tue), muss man anerkennen: Es ist gut, dass der Hockeyschläger zerbrochen wurde. Fehlinformationen können echten Schaden hervorrufen, weil sie die Vorhersagen verzerren. Nehmen wir einmal an, dass Messwerte aus der Zukunft in den Jahren 2005 bis 2015 eine klare und deutliche Abkühlung signalisieren. Wenn wir den Hockeyschläger ernst nehmen, könnten wir dann fälschlich annehmen, dass diese Abkühlung eben nicht nur eine Zufallsfluktuation innerhalb eines Trends zur Erwärmung ist - denn der Hockeysschläger besagt ja, dass solche Fluktuationen vernachlässigbar sind. Und genau das könnte schließlich zu dem Fehlschluss führen, dass die Vorhersagen einer globalen Erwärmung Unsinn sind. Wenn wir aber das Hockeysschläger-Diagramm zurückweisen und anerkennen, dass natürliche Fluktuationen tatsächlich groß sein können, werden wir uns nicht von ein paar Jahren zufälliger Abkühlung verwirren lassen.

Ein falscher Hockeyschläger ist gefährlicher als ein zerbrochener - wenn uns klar ist, dass er zerbrochen ist. Es ist unsere Verantwortung als Wissenschaftler, alle Daten unvoreingenommen zu betrachten und dann die Schlüsse zu ziehen, die sich aus ihnen ergeben. Wenn wir einen Fehler entdecken, räumen wir ihn ein, lernen daraus und machen uns hoffentlich einmal mehr klar, wie wichtig es ist, bei der Arbeit Vorsicht walten zu lassen.

Von Richard A. Muller; Übersetzung: Ben Schwan.

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Richard A. Muller ist Physik-Professor an der University of California in Berkeley. Dort hält er die Vorlesung "Physics for Future Presidents"; außerdem ist Muller seit 1972 Berater für die nationale Sicherheit der USA. (sma)