Ukraine-Krieg: Vom Jahr, in dem Starlink die Weltbühne betreten hat

Beim russischen Angriff vor einem Jahr gab es Starlink in der Ukraine noch nicht, dann kamen die ersten Antennen. Damit begann eine Erfolgsgeschichte.

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(Bild: TanyaBV/Oleh Dubyna/Shutterstock.com/heise online)

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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor einem Jahr hat sich Starlink in einer Situation bewährt, die wohl auch SpaceX-Chef Elon Musk nicht erwartet hat. Eigentlich soll das Satellitessystem den Menschen an Orten Breitbandinternet liefern, an denen technische Alternativen nicht wirtschaftlich sind. Doch im Krieg verschaffte das Satellitennetz der Ukraine unzweifelhaft einen strategischen Vorteil und sorgt in Peking und Moskau für Kopfschmerzen. Aber auch in den USA und Europa sieht man die Erfolge von Starlink mit gemischten Gefühlen.

Zwei Tage nach dem Angriff wandte sich der ukrainischen Vizepremiers Mychajlo Fedorow mit einem Hilferuf an Elon Musk. Der ließ Starlink umgehend für die Ukraine freischalten. Innerhalb weniger Wochen wurden Tausende Antennen ins Land gebracht, finanziert unter anderem von der US-Regierung. Anfangs hieß es vor allem, dass damit Menschen ins Internet gelangen würden, deren Internetanbindung wegen der Angriffe nicht mehr funktionierte. Musk fürchtete zwar, dass Russland die Empfangsanlagen ins Visier nehmen könnte, es gab aber keine Berichte über tatsächliche Angriffe auf die Infrastruktur. Stattdessen wurde später bekannt, dass das ukrainische Militär Starlink für die Ausschaltung von Panzern und die eigene Kommunikation einsetzt.

Im Frühjahr 2022 gelangten offiziellen Angaben zufolge täglich rund 150.000 Menschen mit Starlink ins Internet. Zudem wurde deutlich, dass die Ukraine erfolgreich Widerstand würde leisten können. Elon Musk äußerte in privaten SMS die Sorge, dass ein Weltkrieg drohe. Das hatte auch Folgen für Starlink in der Ukraine – auch weil zuerst aus Russland und später auch China immer bedrohlichere Töne zu vernehmen waren. Der Chef der russischen Raumfahrtagentur drohte Elon Musk persönlich. Auch wenn der öffentlich witzelte, er könne unter mysteriösen Umständen verschwinden, so ging das privat nicht spurlos an ihm vorüber.

Im Herbst wurde dann bekannt, dass SpaceX die Nutzung von Starlink auf der Krim blockiert haben soll. Die Frage, wie es mit der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel weitergehen soll, ist besonders heikel, weil unklar ist, wie Russland auf den Versuch einer Rückeroberung reagieren würde. Vorgeblich wegen der unklaren Finanzierung der Starlink-Dienste in der Ukraine stellte Musk dann den gesamten Einsatz infrage, nur um dann doch zu behaupten, dass er die Kosten tragen würde. Während China zu dieser Zeit bereits Atombombenangriffe auf Starlink-Satelliten simulieren ließ, wuchs in den USA und Europa die Sorge angesichts des unberechenbaren US-Milliardärs. Dessen Firma will inzwischen dafür gesorgt haben, dass Starlink nicht mehr für Angriffe genutzt werden kann.

Inzwischen ist der strategische Wert von Starlink unbestritten, Militärs in aller Welt stellen sich auf die neue Lage ein. Eine Zerstörung der Internetsatelliten scheint schwer vorstellbar – und wenn, dann nur mit schwerwiegenden Auswirkungen für die Erdumlaufbahn. Wegen der Zweifel an SpaceX-Chef Musk plant Europa eine eigene Alternative. Auch die USA überlegen, wie man mit dem unberechenbaren Milliardär umgeht. In der Ukraine geht der Krieg derweil weiter und Starlink leistet weiterhin unbezahlbare Hilfe. Erst vor wenigen Wochen hat Fedorow publik gemacht, dass die Technik inzwischen in den Zügen des Landes getestet werde und auch dort schnelles Internet liefert. Weitere Antennen seien auf dem Weg.

(mho)