Umweltschäden kompensieren: Moore als große Klimaschützer

Seite 2: Effekt von Aufforstungen erst in Jahrzehnten

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Neben den Moor-Zertifikaten pflanzen Unternehmen auch immer wieder Bäume, um Umweltschäden zu kompensieren. Die Liste der Beispiele ist lang. Da gibt es die Potsdamer Organisation WoodsUp, die regelmäßig Bäume auf Island und in Brandenburg pflanzt. Auch der Brandenburger Landesverband der Linken pflanzte nach eigenen Angaben im Sommer 100 Bäume. Damit sollte der CO2-Verbrauch der Flyer und der Wege mit einem Transporter während des Wahlkampfs kompensiert werden. Das teilte die Linken-Abgeordnete Anke Domscheit-Berg mit.

Der Autohersteller Tesla lässt nach Angaben der Flächenagentur Brandenburg bis zum Frühjahr 2022 Bäume auf 275 Hektar pflanzen. Allerdings sei diese Maßnahme nicht freiwillig, sondern durch das Landeswaldgesetz geregelt. Demnach muss für jeden gerodeten Baum ein neuer gepflanzt werden.

"Es ist erst einmal ein guter Ansatz, wenn man versucht, Kohlendioxid oder Rodungen zu kompensieren", sagt Preuß vom BUND. "Bei Bäumen dauert es jedoch eine ganze Weile, bis diese CO2 speichern." Da müsse aufgepasst werden, dass man nicht nur auf dem Papier CO2 spare.

Das bestätigt auch Jens Schröder von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE). "Die kleinen Bäume haben nur einen minimalen CO2-Effekt", sagt Schröder. "Das dauert 10 bis 20 Jahre, bis wirklich ein Effekt entsteht, den man gegenrechnen kann."

Die HNE bildet gemeinsam mit zwei weiteren Universitäten in Greifswald und Kiel einen wissenschaftlichen Arbeitskreis, um die Projekte von MoorFutures zu zertifizieren. Die Wissenschaftler kontrollieren, ob die Projekte seriös durchgeführt werden.

Wer seine Flugreise in den Sommerurlaub kompensieren möchte, sollte Schröder zufolge auf Projekte in Europa setzen: "Projekte in Ländern mit fragwürdigen politischen Strukturen sind schlecht kontrollierbar." Aktionen, die in Europa stattfinden, schnitten deutlich positiver ab. Außerdem empfiehlt Schröder Projekte, die unabhängig sind von großen Anbietern wie Fluggesellschaften oder Autoanbietern, die selbst große Mengen an CO2 verursachen.

(tiw)