3GSM: Siemens Com sieht sich auf dem Vormarsch

Die Kommunikationssparte des Siemens-Konzerns will nicht nur Nokia vom zweiten Platz als Mobilfunkausrüster verdrängen, sondern insgesamt stärker wachsen als der Markt; der Com-Chef betonte die "Aldisierung" des Mobilfunkmarkts.

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Siemens möchte nicht nur Nokia als zweitgrößten Anbieter von Mobilfunk-Infrastruktur ablösen, sondern mit der Kommunikationssparte Com ein stärkeres Wachstum als der Markt erreichen. Diese Zielvorgabe wurde am Montag auf der 3GSM in Barcelona von Thomas Ganswindt, Chef der Kommunikationssparte Com bei Siemens, ausgegeben. "Mit einem zweistelligen Umsatzzuwachs konnten wir schon 2005 das rund achtprozentige Marktwachstum deutlich übertreffen." Bei der Mobilfunkinfrastruktur hat der deutsche Konzern nach Ganswindts Angabe bereits zum finnischen Konkurrenten "aufgeschlossen". 230 Mobilfunk-Netze in über 100 Ländern arbeiten mit Siemens-Anlagen. Vergangenes Jahr wurde jeden Monat ein UMTS-Ausrüstungsvertrag abgeschlossen. Dies soll auch 2006 wieder gelingen. Unangefochtener Marktführer ist Ericsson.

Der umsatzstärkste Siemens-Bereich Com entstand zum 1. Oktober 2004 aus der Verschmelzung der beiden Konzernsegmente Mobilfunk (ICM) und Festnetz (ICN). Com wird seit einiger Zeit umstrukturiert, auch Stellen fallen weg. Im Auftaktquartal 2005/06 (Oktober bis Dezember) stieg der Com-Umsatz im Jahresvergleich um 10 Prozent auf 3,42 Milliarden Euro, während das Bereichs-Ergebnis auch wegen Umbaukosten um 13 Prozent auf 323 Millionen Euro wegbrach. Im vergangenen Geschäftsjahr 2004/05 (30. September) hatte Com drei Prozent mehr umgesetzt, das Ergebnis brach aber um 36 Prozent ein. Auf dem Ergebnis lastete das defizitäre Handygeschäft, das Siemens inzwischen an die taiwanische BenQ abgegeben hat.

Ganswindt betonte die "Aldisierung" der Mobilkommunikation: "Es ist unrealistisch anzunehmen, dass die Tarife wieder auf ein höheres Level steigen. So etwas wie leicht verdientes Geld gibt es (in der Mobilfunkbranche) nicht mehr." Daher müssten Kosten gesenkt und neue Umsatzbringer erschlossen werden. "Jene, die Datendienste früh anbieten, werden damit früh Geld verdienen – wenn Netzabdeckung und -qualität stimmen", meinte Ganswindt. Er empfiehlt seinen Kunden, Mobile-TV-Dienste einzuführen. Drei Viertel der User könnten sich einer Untersuchung nach vorstellen, jene zu nutzen. Zwar würden sogar vier Fünftel mobile E-Mail wollen, diese wären jedoch nur zur Zahlung von durchschnittlich 80 Cent (netto) pro Monat bereit. Bei mobilem Fernsehen läge dieser Wert immerhin bei 2,10 Euro.

Bei der Smart Inspire-Serie setzt Siemens auf möglichst niedrige Kosten. Dies soll den Aufbau von Netzen auch in Regionen wirtschaftlich machen, in denen Umsätze von weniger als fünf Dollar pro Kunde und Monat realistisch seien. Dort, aber auch in westlichen Ländern, soll die räumliche Teilung von Basisstationen Kosten senken. Wenn nur noch die unbedingt in Antennennähe erforderlichen Teile auf Hausdächern platziert würden, könnten bis zu 70 Prozent der Mietkosten, 65 Prozent der Baukosten und 50 Prozent Stromkosten gespart werden. Zusätzlich würde die Zusammenlegung der dann disloziiert aufgestellten Teile mehrerer Basisstationen für Einsparungen sorgen.

Besondere Hoffnungen setzt Siemens auf China. Dort würden in den nächsten drei bis vier Jahren 10 Milliarden Euro in die Errichtung von 3G-Netzen investiert. 2004 hat Siemens für die Entwicklung des chinesischen 3G-Standards TD-SCDMA ein Joint Venture mit dem chinesischen Anbieter Huawei gegründet. Die 3G-Netze würden die letzten sein, die in aller Welt nationalen Aufbauplänen folgten, so Ganswindt. Später würden je nach Bedarf lokal unterschiedliche Technologien etabliert werden.

Zum 3GSM World Congress 2006 siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)