AMD Threadripper 7000: 9 neue High-End-Prozessoren für Desktop und Workstations

Der Threadripper ist zurück. Insgesamt neun Modelle der Threadripper-7000-Reihe – 6 für Workstations und 3 für HEDTs – sollen maximale CPU-Leistung bringen.

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(Bild: AMD)

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Inhaltsverzeichnis

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern: AMD wird eine neue Threadripper-Generation auf Basis der Zen-4-Kerne auflegen, die Threadripper Pro 7000 WX und die Threadripper 7000. Heute gibt es die technischen Details und ab dem 21. November sollen die insgesamt neun Prozessoren ab 1499 US-Dollar plus Steuern dann in den Handel kommen. Sie alle werden neue Mainboards benötigen, da AMD wie schon bei Epyc-Servern und Ryzen-Desktop-Prozessoren auch hier den Schritt zu DDR5 geht. Außerdem gibt es reichlich PCIe-5.0-Lanes, um schnelle Peripherie, Beschleuniger- oder Grafikkarten anzubinden.

Die sechs Threadripper-Pro-CPUs wird es in Konfigurationen von 12 bis 96 Kernen geben. Sie unterstützen acht DDR5-Speicherkanäle für je nur ein Registered DIMM (RDIMM) mit 5200 MT/s (DDR5-5200) und ECC-Speicherschutz. Sie passen auf die Plattformvariante WRX90 und unterstützen maximal 2 TByte Arbeitsspeicher. Die drei Non-Pro-Varianten für TRX50 sind mit 24, 32 und 64 Kernen geplant und dürfen nur vier Speicherkanäle, ergo 1 TByte, nutzen.

Gegenüber der Vorgängerreihe Threadripper Pro 5000 WX hat die 7000er-Generation bis zu 50 Prozent mehr Kerne, die Konnektivität verbessert sich mit PCIe 5.0 anstelle des rund halb so schnellen PCIe 4.0 und die Taktfrequenzen steigen um bis zu 18 Prozent auf 5,3 GHz im Boost-Modus für einen Kern. Der Preis dafür ist eine nominale Leistungsaufnahme von 350 Watt (Vorgänger: 280 Watt).

Bei der Produktvorstellung im AMD-Firmensitz im texanischen Austin demonstrierte man, dass die Prozessoren mit den Standardtaktraten noch bei Weitem nicht am Ende sind – wohl aber ihre Thermal Design Power (TDP) ausschöpfen. Wer die Taktreserven ausreizen will, muss sich auf deutlich mehr als die genannten 350 nominalen Watt einstellen, selbst wenn man nur via Precision Boost Overdrive (PBO) die Taktfrequenzen anhebt.

Die Performance der Threadripper Pro 7000 WX und Threadripper 7000 sieht AMD als Hersteller naturgemäß über alle Zweifel erhaben – wir werden die Behauptungen in einer der kommenden Ausgaben von c't auf den Prüfstand stellen. Gleichzeitig gibt man ehrlicherweise aber auch zu, dass nicht alle Aufgaben von einem 96-Kern-Prozessor oder auch nur einem Threadripper mit 64 Kernen profitieren. Speziell 3D-Offline-Rendering ist aber eine Domäne der Vielkerner und viele Special-Effects-Studios in Hollywood würden entsprechende Workstations nutzen.

In Adobe After Effects und Premiere läge selbst der 96-Kerner 7995WX nur 9 beziehungsweise 18 Prozent vor Intels 56-kernigem Xeon w9-3495. Fast doppelt so schnell (+91 %) sei er dagegen in Autodesk Maya und mehr doppelt so schnell (+121%) im V-Ray-Renderer von Chaos.

Denksportaufgabe: Hier vergleicht AMD verschiedene Threadripper Pro 7000 WX mit jeweils einem anderen Xeon-W-Prozessor von Intel mit ähnlicher Kernzahl. Nicht in allen Bereichen ist der Vorsprung groß.

(Bild: AMD)

Die größte Überraschung ist wohl die Rückkehr in den High-End-Desktop-Markt. Mit drei Prozessoren für 1499, 2499 und 4999 US-Dollar Listenpreis zuzüglich Steuern startet AMD ab 21. November. Die Threadripper 7960X, 7970X und 7980X passen zwar in dieselben sTR5-Fassungen wie ihre größeren Geschwister, bekommen aber mit TRX50-Mainboards ihre eigene Plattform und laufen offiziell auch nur in dieser. Deren Ausstattung liegt oberhalb dessen, was auch auf opulenten X670E-Boards für Ryzen 7000 möglich ist, sodass sich zum Beispiel drei PCIe-5.0/4.0-Grafikkarten mit voller Geschwindigkeit betreiben lassen.

Wer unbedingt möchte, kann auch die teureren Workstation-CPUs in der HEDT-Plattform betreiben – dann aber nur mit vier Speicherkanälen und ohne Pro-Features. Dafür lassen sich die Threadripper Pro hier ebenfalls übertakten. Die Taktraten für die CPU und den Arbeitsspeicher können innerhalb der Limits von Kühlung und Stromversorgung angehoben werden. Im Rahmen einer Demonstration im AMD-Firmensitz konnte sich c't davon überzeugen, dass nicht nur die HEDT-CPUs, sondern auch die Workstation-Versionen noch einige Taktreserven in petto haben.

Gegenüber der Workstation-Version dürfen die HEDT-Boards nicht auf die AMD-Pro-Features zurückgreifen und der Hersteller erwartet, dass zum Beispiel Fernwartungsoptionen über BMC/IPMI nicht verbaut werden. Dafür dürfte zugunsten besseren Overclockings die Spannungsversorgung umfangreicher ausfallen und die eine oder andere RGB-LED zum Einsatz kommen.

AMD Threadripper 7000 für High-End Desktop
Modell Kerne/Threads Preis Level-3-Cache Basis-/Turbotakt
7980X 64 /128 4999 US-Dollar (zzgl. Steuern) 256 MByte 2,5 / 5,1 GHz
7970X 32 / 64 2499 US-Dollar (zzgl. Steuern) 128 MByte 3,2 / 5,3 GHz
7960X 24 / 48 1499 US-Dollar (zzgl. Steuern) 128 MByte 3,2 / 5,3 GHz
Alle: TRX50-Plattform, Fassung sTR5; TDP 350 Watt, 4 × DDR5-5200 RDIMM (1 DPC), bis zu 88 nutzbare PCIe-Lanes (davon 48 PCIe gen5). Overclocking für RAM und CPU möglich, auf HEDT-Boards können auch WX-CPUs übertaktet werden.

(Bild: AMD)

Für Workstations hat AMD sechs neue Threadripper-CPUs im Angebot, die allerdings zunächst nicht separat in den Einzelhandel kommen sollen, sondern im Rahmen von OEM-Geräten wie von Dell, HP und Lenovo verkauft werden. Daher nennt AMD derzeit auch noch keine Preise.

Die passende Plattform heißt WRX90 und fährt bis zu acht Speicherkanäle mit jeweils einem Speicherriegel pro Kanal auf. Mit passenden RDIMM-Riegeln sind so bis zu 2 TByte möglich. AMD setzt dabei, wie auch in der HEDT-Variante, auf Registered DIMMs mit 5200 MT/s und ECC-Speicherschutz. Diese Entscheidung sei zugunsten der Zuverlässigkeit bei den erwarteten Aufgabengebieten gefallen, so AMD auf Nachfrage gegenüber c't. Man arbeite mit den Speicherherstellern daran, dass passend zum Launch der neuen Plattform auch im Einzelhandel ausreichend passende Speicherkits verfügbar seien. Dies war bei Intels Xeon W9-3495X im Sommer noch ein größeres Problem.

Die Threadripper Pro bekommen AMDs "Pro"-Featureset, das sich auf Sicherheitspakete, Wartbarkeit und längere Lieferbarkeit beziehungsweise Ersatzteilverfügbarkeit aufteilt.

AMD erlaubt auf der WRX90-Plattform lediglich Speicherübertaktung, geht aber nicht davon aus, dass die Systemanbieter dies freischalten werden wie unsere Gespräche mit den größeren Herstellern (s. unten) ergaben, wird man sich zunächst wohl gar auf langsameres DDR5-4800 beschränken.

AMD Threadripper Pro 7000 WX für Workstations
Modell Kerne/Threads Preis Level-3-Cache Basis-/Turbotakt
7995WX 96 / 192 k. Angabe 384 MByte 2,5 / 5,1 GHz
7985WX 64 /128 k. Angabe 256 MByte 3,2 / 5,1 GHz
7975WX 32 / 64 k. Angabe 128 MByte 4,0 / 5,3 GHz
7965WX 24 / 48 k. Angabe 128 MByte 4,2 / 5,3 GHz
7955WX 16 / 32 k. Angabe 64 MByte 4,5 / 5,3 GHz
7945WX 12 / 24 k. Angabe 64 MByte 4,7 / 5,3 GHz
Alle: WRX90-Plattform, Fassung sTR5; TDP 350 Watt, 8 × DDR5-5200 RDIMM (1 DPC), bis zu 144 nutzbare PCIe-Lanes (davon 128 PCIe gen5). Overclocking für RAM kann vom Mainboardhersteller aktiviert werden.

Die Workstations von Dells Precision 7875 und HPs Z6 G5 A konnten wir uns vor Ort in Austin bereits kurz anschauen, sie sollen Ende November/Anfang Dezember lieferbar sein. HP setzt auf ein Design mit PCIe-Slots beidseits der etwa in der Mitte des Boards platzierten CPU. Das, so HPs Produktmanager Chris Kowalk, vereinfache das Boarddesign und verbessere die für PCIe 5.0 kritische Signalstabilität. Wer die PCIe-Lanes zum Beispiel mit mehreren Grafikkarten ausnutzen will, für den validieren Dell und HP zwei Dual-Slot-Karten oder eine Triple-Slot-Karte wie die Radeon Pro W7900 und Dell interessanterweise auch nur eine W7800, obwohl diese nur einen Dual-Slot-Kühler hat. Drei Beschleunigerkarten hat keiner im Angebot, das Gros der Kunden beschränke sich auf zwei Exemplare, meinten die Produktmanager.

Dell Precision 7875 - mit Threadripper Pro 7000 WX auf der Vorstellung in Austin.

(Bild: c't)

Zum Marktstart will Dell erst einmal nur eine Speichergeschwindigkeit von DDR5-4800 zusichern und begründet das mit der Lieferbarkeit der Komponenten. HP beschränkt sich – ebenfalls wegen der Komponentenverfügbarkeit – auf 1 TByte maximalen Speicherausbau, bis man 256-GByte-RDIMMs auch real validieren kann.

Disclaimer: AMD hat den Autor zur Produktvorstellung ins Firmenhauptquartier nach Austin eingeladen. AMD zahlte Flug und Unterkunft.

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