Beim Dosenpfand droht das Chaos

Die Verantwortlichen für ein einheitliches Rücknahmesystem für Einweggetränkeverpackungen lassen sich mit technischen Standards Zeit, obwohl das System bereits am 1. Mai 2006 funktionieren muss.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Die Vorbereitung der flächendeckende Einführung von Rücknahmeautomaten für Einwegflaschen und Getränkedosen ist ins Stocken geraten. Daher ist mit einem Chaos zu rechnen, wenn die Supermärkte ab 1. Mai zur Rücknahme von Verpackungen verpflichtet sind, die bei Mitbewerbern gekauft wurden. Ursache für die verzögerte Einführung einer geeigneten Rücknahmetechnik ist das Hickhack um die Sicherheitstechnik. Sie soll verhindern, dass für im Ausland gekaufte Verpackungen in Deutschland Pfand kassiert wird. Nachdem das UV-Sicherheitsverfahren im November 2005 beim Feldversuch überlistet wurde, sollte alternativ ein Infrarot-Sicherheitsverfahren eingeführt werden. Doch bis heute liegen den Automatenherstellern dafür keine technischen Spezifikationen vor.

Die für die Einführung verantwortliche Deutsche Pfandsystem GmbH (DPG) lädt erst für Anfang März zu Informationsveranstaltungen ein, um über die von ihr entwickelten Standards zu unterrichten. In der Einladung zu den Veranstaltungen geht die DPG noch davon aus, dass die Standards den Systemstart zum 1. Mai 2006 gewährleisten. Dem widerspricht Wolfgang Ringel vom führenden Automatenhersteller Tomra gegenüber heise online ausdrücklich: "Es ist ganz klar, dass es bis Mai nicht mehr klappt. Bis Mai lassen sich keine Prototypen mehr bauen und testen."

Der Handel wird deshalb erst einmal Rücknahmeautomaten ohne Sicherheitstechnik einsetzen müssen. Bislang liegen bei Tomra 9000 Bestellungen vor, bei Wincor Nixdorf sind es 3500. Insgesamt wird der Bedarf auf 35.000 Automaten geschätzt. Die Hersteller sind über die Situation nicht unglücklich: Sie können die Produktion langsam angehen und dürfen sich auf das Nachrüstgeschäft freuen, wenn die Spezifikationen für die Infrarot-Sicherheitstechnik später einmal vorliegen wird.

Ob sich die bundesweite und marktübergreifende Rücknahmeverpflichtung durch das Hickhack noch verhindern lässt, ist fraglich. Gleichwohl hätte der Handel daran ein ureigenes Interesse: Der Pfandschlupf, also die zusätzlichen Einnahmen über Verpackungen, die nicht zurückgegeben wurden, liegt derzeit bei schätzungsweise zehn Prozent. Mit der Einführung der umfassenden Rücknahmeverpflichtung wird er nach Expertenmeinung auf maximal zwei Prozent sinken.

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(Christiane Schulzki-Haddouti) / (ad)