Besserer Mobilfunkempfang im Zug: DB, Telefónica und Ericsson arbeiten daran

Auch in Zügen werden künftig wohl immer mehr Daten benötigt. Um diesen Bedarf decken zu können, will die Bahn zusammen mit Unternehmen Technik testen.

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5G hat mehr Durchsatz als frühere Mobilfunktechnik, es werden aber mehr Masten gebraucht.

(Bild: Deutsche Bahn, Telefónica, Ericsson, Vantage Towers)

Lesezeit: 3 Min.

Wie lässt sich der Mobilfunkempfang an Bahnstrecken trotz steigenden Datenbedarfs verbessern? Das wollen die Deutsche Bahn, der Mobilfunkanbieter Telefónica, Sendemastenbetreiber Vantage Towers und der Netzwerkausrüster Ericsson zusammen in einer Machbarkeitsstudie herausfinden. Dafür wollen sie in einem bis Ende 2024 laufenden Pilotprojekt "Gigabit Innovation Track" (GINT) verschiedene Technik entlang einer zehn Kilometer langen Bahnstrecke in Mecklenburg-Vorpommern prüfen.

Dort soll Vantage Towers zehn neue Masten errichten. Die neuen Masten sollen nicht alle gleich aussehen, sondern von unterschiedlicher Bauart sein, teilte die Deutsche Bahn mit. Getestet werden sollen beispielsweise Masten, für die keine Betonfundamente gegossen werden müssen. Das spare CO₂ und Zeit.

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Der Funk selbst soll auf Telefónicas 3,6-GHz-Frequenzen getestet werden. Diese sollen besonders schnelle mobile Datenübertragung ermöglichen, allerdings mit geringerer Reichweite als beim 4G-Mobilfunk. Ein Funkmast versorge damit etwa einen Kilometer Bahnstrecke, sodass entlang der Schienen deutschlandweit rund 20.000 neue Masten gebraucht werden.

Bisher werden entlang der Schienen Flächenfrequenzen eingesetzt, mit großer Reichweite, aber geringem Durchsatz. Letztlich reichen diese Frequenzen künftig nicht aus, um den Datenbedarf im Zug zu decken. Laut Deutscher Bahn sollen Anfang 2030 zwischen den Funkmasten an der Strecke und den vorbeifahrenden Zügen Datenraten bis zu 5 GBit/s pro Zug notwendig sein, damit Reisende an Bord Telefon- und Datenverbindungen in der dann üblichen Mobilfunkqualität bekommen können. Das sei ein Vielfaches der mit LTE möglichen Datenraten.

Und nicht nur die Reisenden sollen von einer modernen Funkabdeckung profitieren. Ebenfalls getestet werden soll der künftige Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System). Dieser benötige mit seinem dedizierten Frequenzspektrum bei 1900 MHz zusätzliche Funkmasten. Dabei sei durch Kooperationsmodelle auch denkbar, Funkmasten wettbewerbsneutral für FRMCS-Verbindungen und 5G-Versorgung für Fahrgäste gemeinsam zu nutzen, heißt es in der Mitteilung der Deutschen Bahn.

Der bisherige Bahnfunk GSM-R kann laut einer Angabe der Bundesregierung aus dem Jahr 2021 voraussichtlich bis 2035 betrieben werden, bis er durch FRMCS ersetzt wird. Für das Zugbeeinflussungssystem European Train Control System (ETCS) Level 2 ist FRMCS demnach aber nicht notwendig.

An dem Projekt GINT arbeiten die Beteiligten schon seit einiger Zeit, bekannt wurde es am heutigen Dienstag, weil Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dafür nun einen Förderbescheid über 6,4 Millionen Euro überstellte. Dieser sagte zu diesem Anlass: "Um die Attraktivität der Bahn zu steigern, müssen die Züge nicht nur pünktlich und zuverlässig sein. Für die Fahrgäste sollte Bahnfahren auch so angenehm wie möglich und noch komfortabler werden." Die Sanierung des Schienennetzes hatte Wissing vor einem Jahr zur Chefsache gemacht.

Weniger darum, die Bandbreite zu erhöhen, sondern eher darum, Funklöcher zu schließen, geht es in einer Kooperation der Bahn mit Telefónica-Konkurrent Telekom. Nach zwei Jahren Zusammenarbeit bilanzierten die beiden Anfang dieses Monats, es seien nunmehr 97 Prozent der Hauptverkehrsstrecken der DB mit LTE mit bis zu 200 MBit/s versorgt. Bis Ende 2026 soll das gesamte Streckennetz der Bahn lückenlos mit Mobilfunk versorgt werden.

(anw)