Cruise Autos rollen wieder auf US-Straßen

Nach Unfall, Lizenzverlust und US-weitem Aussetzen aller fahrerlosen Beförderungen kehrt Cruise auf die Straße zurück. Noch steuert kein Computer.​

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Weißes GM-Auto mit Selbstfahrtechnik stoppt unvorhergesehen in einer Kreuzung in San Francisco

Damit die autonomen Taxis sich zurechtfinden, erkunden Fahrzeuge mit Sensorik und menschlichem Fahrer die Straßen. Die Archivaufnahme zeigt eine Szene in San Francisco 2018.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Cruise-Fahrzeuge befahren wieder öffentliche US-Straßen. Los geht es im Raum Phoenix, Arizona. Allerdings bleibt die Selbstfahrtechnik, die Kernzweck des Unternehmens ist, deaktiviert. Das hat die GM-Tochter am Dienstag bekanntgegeben. Aufgrund von Sicherheitsgefährdung musste Cruise die Fahrten im Herbst US-weit einstellen.

Der neue Fahrbetrieb verfolgt zwei Ziele: Einerseits soll das Vertrauen von Menschen und Behörden zurückgewonnen werden. Sie sollen sich an Cruise-Autos im Straßenbild gewöhnen. Andererseits muss Cruise frische Daten über Straßen und Verkehrszeichen sammeln, bevor es den Roboterbetrieb wieder aufnehmen kann.

Erst im August erhielt Cruise in San Francisco die Genehmigung, chauffeurlose Taxifahrten gegen Bezahlung anzubieten. Nach einem Unfall mit einem Einsatzfahrzeug wurde die Lizenz noch im August halbiert, Ende Oktober zog die kalifornische Behörde die Betriebserlaubnis komplett ein. Anlass war ein Unfall in der kalifornischen Stadt, bei dem ein Cruise-Taxi eine Fußgängerin mitschleifte, genauer gesagt die Reaktion des Unternehmens.

Cruise übermittelte ein Video einer Onboard-Kamera an die untersuchende Behörde – aber offenbar nicht alle Aufnahmen. Erst nachdem die Zulassungsstelle anderweitig von der Existenz weiterer Aufnahmen erfahren und diese angefordert hatte, soll Cruise diese herausgegeben haben. Darauf soll zu sehen sein, dass das Fahrzeug mit der bereits eingeklemmten Person mehrere Meter weitergefahren ist. Schon zuvor hatte die Feuerwehr der Stadt auf zahlreiche Vorfälle verwiesen, in denen die autonomen Taxis Ersthelfer und -helferinnen behindert hätten. Diese Sicherheitsprobleme in Verbindung mit der unzulänglichen Offenheit Cruises veranlasste die Behörde, die Betriebserlaubnis für kommerzielle Fahrten ohne Sicherheitsperson einzuziehen.

Der Mutterkonzern GM zog die Reißleine, nahm alle Cruise-Fahrzeuge von öffentlichen Straßen, gelobte Besserung und wechselte das Cruise-Management. Ohne Fahrdienst konnte Cruise jedem vierten Mitarbeiter kündigen. Doch sogleich plante Cruise den Neustart seiner autonomen Robotertaxis. Daher ging die Arbeit an der Selbstfahrtechnik weiter, unter anderem durch simulierte Fahrten sowie autonome Fahrten auf geschlossenen Kursen.

Die reale Welt öffentlicher Straßen ist in den vergangenen Monaten aber nicht unverändert geblieben. Das vorhandene Kartenmaterial, das für selbstfahrende Autos extrem detailliert sein muss, ist veraltet. Entsprechend muss Cruise neue Sensorfahrten durchführen, mit menschlichen Chauffeuren. Passagiere werden bis auf Weiteres nicht befördert. Als nächste Phase sind autonome Fahrten mit menschlichem Aufpasser am Volant vorgesehen.

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Phoenix ist beliebtes Terrain für autonome Fahrzeuge, weil Regen und Nebel dort selten sind und in diesem Jahrtausend dort noch keine Schneelage registriert wurde. Bald möchte Cruise auch in anderen Städten Testfahrten durchführen. Je nachdem, wie freundlich sich die Firma dort empfangen fühlt, möchte sie dann eine US-Stadt für die Wiederaufnahme des Robotertaxidienstes auswählen.

(ds)