Der weltweite Musikmarkt schrumpft weiter

Der weltweite Umsatz mit Musik sackte auch im vergangenen Jahr weiter ab. Schuld sei massenhafter Download von Musikstücken aus dem Internet, heißt es wie ehedem bei der IFPI.

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Der Musikindustrie gehen die Gründe zum Klagen nicht aus. Auch im vergangenen Jahr sind die Verkäufe von Musikstücken geschrumpft, und zwar 7 Prozent im Wert und 8 Prozent in Einheiten. Die internationalen Phonoverbände, organisiert in der IFPI, haben 2002 rund 32 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Im Jahr zuvor waren es noch 33,7 Milliarden US-Dollar.

So dreht sich wieder die Gebetsmühle der Musikindustrie im bekannten Duktus: Schuld am nachlassenden Umsatz sei massenhafter Download von Musikstücken aus dem Internet, heißt es wie ehedem in einer Mitteilung der IFPI. Jay Berman, CEO der IFPI, findet keine Überraschung in den vorgelegten Zahlen. Neben der weitflächigen Nutzung illegaler Angebote im Internet und der gleichzeitig zunehmenden Verbreitung von breitbandigen Internet-Zugängen habe sich die Musikindustrie auch noch mit wachsenden Verkäufen anderer Unterhaltungsmedien wie DVD-Filmen und Spielkonsolen auseinanderzusetzen.

Allerdings gebe es für die Musikindustrie auch neue Wege, ihre Produkte zu vertreiben. In den vergangenen Monaten seien beispielsweise Online-Angebote wie Dotmusic.com, popfile.de, hmv.co.uk oder imusica.com.br an den Start gegangen. Daneben hätten die Plattenlabel ihren Kampf gegen die Musikpiraterie weltweit intensiviert. Es liefen beispielsweise Kampagnen an Universitäten, Behörden und privaten Unternehmen. Gegen einige Tauschbörsen seien Klagen eingereicht worden.

Im allgemeinen Umsatzschwund stachen laut IFPI die Alben einiger weniger Sänger und Musikgruppen hervor. Dies seien im vergangenen Jahr Eminem, Shakira, Norah Jones, Avril Lavigne, Nickelback und die Red Hot Chili Peppers gewesen. Der Verkauf von Musikvideos auf DVDs sei um 58 Prozent angestiegen gegenüber einem Rückgang von 42 Prozent bei VHS-Kassetten. DVD-Musikvideos, von denen im vergangenen Jahr 1300 Titel herauskamen, zeigten eine starke Wachstumstendenz innerhalb des Musikmarktes, nicht zuletzt getragen durch den Siegeszug der DVD-Player, meint die IFPI. Der Verkauf an CD-Alben ging hingegen um 6 Prozent zurück, der Single-Verkauf um 16 Prozent und der von Musikkassetten gar um 36 Prozent.

In Deutschland gingen die Umsätze mit Musik im vergangenen Jahr um 9 Prozent zurück. Damit sei der Markt hierzulande, wo massenhaft CDs privat gebrannt würden, im fünften Jahr in Folge geschrumpft, teilen die Phonoverbände mit. In Spanien sei die Lage noch schlimmer. Dort habe die Musikindustrie 16 Prozent Umsatzrückgang zu verkraften; 40 Prozent der Musikstücke würden dort illegal vertrieben. Freuen kann sich die Musikindustrie aber über Märkte wie Frankreich. Auf dem viertgrößten Musikmarkt verzeichnete sie ein Wachstum von 4 Prozent. Ähnlich sehe es in Norwegen, Italien und Portugal aus.

In Großbritannien sei die verkaufte Stückzahl mit 226 Millionen gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben, doch der Umsatz schrumpfte durch sinkende Preise um 3 Prozent. In Asien brach der Umsatz um 10 Prozent ein. Neben Piraterie führt die IFPI die schwierige wirtschaftliche Situation als Grund an. Nur in Singapur sei ein Wachstum zu verzeichnen gewesen. In den USA wurden vergangenes Jahr 10 Prozent weniger Alben verkauft, teilt die IFPI mit. Auf dem größten lateinamerikanischen Markt Mexiko ging der Umsatz mit Musik um 19 Prozent zurück. Dort würde die Hälfte der Bevölkerung illegal vertriebene Musikstücke kaufen. Der argentinische Markt, weiter von starken wirtschaftlichen Problemen gebeutelt, schrumpfte gar um 23 Prozent.

Siehe dazu auch: (anw)