In voller Breite: Panorama-Software

Seite 5: PanoramaStudio, PTGui und Fazit

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Das von Tobias Hüllmandel entwickelte PanoramaStudio beschränkt sich auf einreihige Aufnahmesequenzen. Eine Werkzeugleiste gibt die einzelnen Schritte vor, die man nur von links nach rechts abarbeiten muss. Nach dem Laden der Bilder muss man diese notfalls in die richtige Reihenfolge bringen.

Vor dem Stitchen genügt es, die Einstellungen zu überprüfen und gegebenenfalls die Lage des Horizonts anzupassen, damit die Einzelbilder perspektivisch korrekt verformt werden. Bei Bedarf korrigiert PanoramaStudio Vignettierungen sowie tonnen- und kissenförmige Verzerrungen in Weitwinkelaufnahmen. Das Stitchen selbst erfolgt vollautomatisch und lässt sich manuell nicht manipulieren. Durch Anpassen der Überlappungsbereiche versucht die Automatik, Geisterbilder selbstständig zu verhindern. Das klappte in unseren Panoramen sehr gut in den zwei kritischen Bereichen, in denen im Überlappungsbereich ein durchfahrendes Auto und ein Boot diese geradezu provozierten. Wie manch andere Stitcher auch scheiterte PanoramaStudio an einer zu geringen Überlappung am Rathaus und produzierte in diesem Bereich einen scharfen Knick im Bild.

Durch Verschieben einzelner Rechtecke korrigiert PanoramaStudio auch sehr feine Details. Grobe Fehler beim Zusammennähen der Bilder lassen damit aber nicht beheben.

Dies ließ sich auch nicht durch die Korrekturfunktionen beheben. Neben der Möglichkeit, die Größe der Überlappungsbereiche zu ändern, gibt es zwar ein interessantes Tool, mit dem sich kleinere Bildteile gezielt verschieben lassen. Dazu teilt das Programm die Überlappungsbereiche in kleine Rechtecke auf, deren Position man mit der Maus oder per Tastatur steuert. Auf diese Weise kann der Anwender selbst feinste Details pixelgenau am Nachbarbild orientieren. Das ist ideal, um etwa die Fugen eines gepflasterten Platzes exakt in eine Linie zu bringen. Ein komplettes Bild kann man auf diese Weise jedoch bestenfalls durch viel Mühe verschieben. Das missratene Panorama ließ sich aber nachträglich nicht mehr retten. Solange das Bildmaterial keine gravierenden Mängel aufweist, dauert das Erstellen eines Panoramas nicht zuletzt durch die sehr einfache Bedienung kaum mehr als eine Minute.

Von PanoramaStudio ist inzwischen – leider erst nach dem Test – Version 2.0 erschienen, die in der 70 Euro teuren Pro-Variante auch mehrreihige Panoramen zusammensetzen kann.

Ähnlich wie Hugin als grafische Oberfläche für die Panorama Tools konzipiert, hat sich PTGui zu einem eigenständigen Produkt mit eigener Stitch-Engine entwickelt, das der niederländische Hersteller kommerziell vertreibt.

Auf den ersten Blick ähnelt die Oberfläche der von Hugin, unterscheidet sich aber in Details, die den Umgang wesentlich erleichtern. Während Hugin den Anwender auf den unterschiedlichen Einstellungsseiten mit unzähligen Details und Zahlenwerten geradezu erschlägt, mit denen nur Spezialisten etwas anfangen können, reduziert PTGui die Parameter auf das Notwendigste. Einige Funktionen wie die Linsenkorrektur delegiert PTGui auch heute noch an die Panorama Tools, die deshalb separat installiert sein müssen.

In den meisten Fällen genügt es, im Assistenten die Bilder zu laden und durch "Align Images" eine Vorschau zu erzeugen. Anschließend analysiert das Programm die Einzelbilder und setzt automatisch passende Kontrollpunkte, auch in mehrreihigen Aufnahmesequenzen. Das zu erwartende Resultat kann der Anwender im Panorama-Editor überprüfen, wo er auch gleich den Horizont anhand einer Linie geraderücken und das Bild zuschneiden kann. Wie in Hugin hilft auch hier der Kontrollpunkt-Editor, fehlerhafte Übergänge zu korrigieren. Dazu kann man übers Menü "Control Points" einfach die schlechtesten Kontrollpunkte entfernen und stattdessen an geeigneteren Stellen neue platzieren. Da PTGui hier jede Prognose zur Qualität unterlässt, bringen offensichtlich falsche Schätzungen wie bei Hugin den Anwender nicht zur Verzweiflung.

PTGui zeigt, dass das automatische Finden identischer Punkte durchaus funktionieren kann. In den erzeugten Panoramen waren weder unterbrochene Linien noch Geisterbilder zu erkennen. Selbst sehr kritische Bereiche wie Baumkronen in den Überlappungsbereichen, deren Äste sich selbst bei Windstille leicht bewegen, wirkten natürlich. Dass sich die Bilder aus mehreren Teilfotos zusammensetzten, war nur bei sehr genauem Hinschauen an leichten Helligkeitsunterschieden zu erkennen. In den Architekturaufnahmen verliefen waagerechte Linien absolut horizontal. Den sonst guten Gesamteindruck störten zunächst stürzende Linien, die sich aber im Kontrollpunkt-Editor beseitigen ließen, indem wir mehrere senkrechte Linien an Gebäudewänden und Laternen definierten. Auf diese Weise lassen sich Bilder genauso schnell und einfach wie in Autopano Pro entzerren.


Panorama-Software - Übersicht und Bewertungen. Anmerkungen: Einige Angaben in der Tabelle wurden gegenüber der c't-Printausgabe 19/2009 korrigiert.

Von den in die Bildverarbeitungen integrierten beziehungsweise mitgelieferten Stitchern konnte allein Photomerge aus Photoshop Elements überzeugen. Die Funktion kam auch mit schwierigen Fällen gut zurecht, für die wir aber im manuellen Modus die Bilder selbst grob ausrichten mussten. Im Vergleich zu manch anderen Stitchern fehlen aber Korrekturfunktionen, um etwa nur einzelne kritische Übergänge exakt zu positionieren. Wer gelegentlich Panoramen erstellt und das Programm eh schon besitzt, ist damit für die meisten Fälle gut gerüstet. Die Panorama-Funktionen von Zoner Photo Studio und PhotoPlus mögen zwar netten Beigaben sein, eignen sich aber kaum für hochwertige Panoramen.

Wer öfter Panoramen in hoher Qualität erstellen will, kommt derzeit kaum um den Kauf von Zusatzsoftware herum. Das recht preisgünstige PanoramaStudio läuft schnell und lässt sich sehr leicht bedienen. Unsere Testaufgaben bewältigte das Programm zum größten Teil tadellos, scheiterte aber an geringen Überlappungen. Diese konnte zwar Panorama Factory durch manuelles Setzen von Kontrollpunkten exakt in Position bringen, dafür patzte die Automatik bei allen Freihandaufnahmen. Als Kombination aus automatischem und manuellem Stitchen kommen ImageAssembler und PTGui in Frage- Letzterer ähnelt zwar der Freeware Hugin, produzierte aber im Test weitaus bessere Ergebnisse.

Hobby- und auch Profifotografen, die sich intensiv mit Panoramen beschäftigen, finden in Autopano Pro den besten Allrounder im Testfeld, der durch seine Vielzahl an Korrekturfunktionen auch sehr hohen Ansprüchen genügt. Dafür kostet er aber fast dreimal so viel wie PanoramaStudio.

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